Straelen Nessi Tausendschön - frech und anmutig

Straelen · "Das ist die Veranstaltung, auf die ich mich schon das ganze Jahr freue", gab Kulturring-Vorsitzender Alexander Voigt zu. Live hatte er Nessi Tausendschön noch nicht gesehen. Im richtig ausgesprochenen "Strahlen" führte die Künstlerin mit dem Titelsong in "Die wunderbare Welt der Amnesie" ein. An ihrer Seite der bewusst gelangweilt dreinschauende kanadische Gitarrist William Mackenzie, der sich musikalisch auf mehreren Gitarren und einer Fußtrommel als kongeniale Ergänzung der äußerst abwechslungsreichen Entertainerin zeigte.

 Nessi Tausendschön und William Mackenzie, hier ein Bild von einem früheren Auftritt, unterhielten die Straelener gut.

Nessi Tausendschön und William Mackenzie, hier ein Bild von einem früheren Auftritt, unterhielten die Straelener gut.

Foto: Moll

Damit das Gespann in die richtige Schublade gesteckt wird, erklärte Nessi Tausendschön gleich den Unterschied zwischen Comedians, die "wegen dem Geld", und Kabarettisten, die "wegen des Geldes" auftreten. Politiker sind für sie wie Tauben: "Sind sie unten, fressen sie uns aus der Hand. Sind sie oben, bescheißen sie uns." Nessi Tausendschön beherrscht zusätzlich Musiktheater und Varieté und erobert ihre "Publikümer" mit ihrer frech-frivolen Art. Wunderbar selbstironisch und fern von weiblicher Eitelkeit, geht die Komödiantin mit sich und der Welt ins Gericht. Mit ihrem wohlmodulierten Organ verzierte sie melodisch mal ein Liebeslied ("Sei einfach da") und mal Chansons mit frechen Texten. Als Stimmakrobatin imitierte sie perfekt Prominentenstimmen wie die von Angela Merkel, aber auch von Lena, Nena und Nina (Hagen). Sie parodierte dank technischer Unterstützung Max Raabe und begleitete sich und den virtuos aufspielenden Mackenzie auf der singenden Säge.

Die Chansonette ist nichts für Mimosen und andere Sensibelchen, denn als Wutbürgerin baute sie auch Wutattacken ein. Sie wirkte zunächst anmutig, unschuldig aussehend, brav gekleidet, und offenbarte ihre Kompetenz im Vergessen und Verdrängen: "Hegen und pflegen Sie Ihre Erinnerungen, eine Eintagsfliege hat keine." Sie zog sich mehrfach um, weil sie "den Abend in Richtung Pracht stemmen wollte". Ihre "Antilopenhaftigkeit" versuchte sie mit schwarzen Lackschuhen zu unterstreichen. Das Publikum hatte Spaß an den Verwandlungskünsten und den lebensklug aufgearbeiteten Alltäglichkeiten. Sie überzeugte ebenso als Heiratskandidatin Ludmilla aus Kasachstan wie als Seminarleiterin Gabi Pawelka.

Nessi Tausendschön, die sich als ausgebildete Ziergärtnerin nach dem gemeinen Gänseblümchen benannt hat, ist seit mehr als 25 Jahren auf deutschen Kleinkunstbühnen unterwegs. Diesmal begeisterte sie in Straelen.

www.nessi-tausendschoen.de

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