Straelen Nachbarschaftshilfe mal größer gedacht

Straelen · Mit dem Projekt "Hand in Hand" wollen Straelener neue Wege gehen. Ein Pool von Ehrenamtlichen soll helfen, schnell und unbürokratisch anderen zur Seite zu stehen. Das Angebot reicht vom Glühbirnenwechseln bis zum Aktensortieren.

 Sie hoffen auf möglichst viele Mitstreiter bei dem neuen Projekt in Straelen (v.l.): Jarek Weisser, Bärbel Brux und Margit Heufs.

Sie hoffen auf möglichst viele Mitstreiter bei dem neuen Projekt in Straelen (v.l.): Jarek Weisser, Bärbel Brux und Margit Heufs.

Foto: Gerhard Seybert

Mal eben eine Glühbirne auswechseln oder den Balkonkasten frühlingsfrisch gestalten kann jeder? Nein, eben nicht. Das haben ein paar Straelener herausgefunden, sich zusammengetan und die Idee entwickelt, einen Pool von Ehrenamtlichen anzulegen.

"Es gibt schon viel ehrenamtliche Hilfe", bestätigt Margit Heufs. "Aber wir haben von Bedarfen gehört, die scheinbar noch nicht abgedeckt werden", sagt die Straelenerin. Sie vergleicht das gerne mit der Idee der Nachbarschaftshilfe. "Hand in Hand, praktische Hilfen im Alltag" lautet das Konzept, und genau darum soll es auch gehen. "Keiner der Helfer muss einem bestimmten Beruf angehören", sagt Maria Thesing. Wenn jemand bereit ist, seine individuellen Fähigkeiten einzusetzen, dann ist er der richtige Mann oder die richtige Frau. "Jeder weiß, wo seine Stärken liegen", meint Bärbel Brux. Wer gerne in den Garten geht, der hat vielleicht euch Freude daran, einem anderen bei der Balkonbepflanzung zu helfen. Wer ein organisatorisches Talent hat, der darf gerne beim Ordnen von privaten Akten helfen.

Bärbel Brux arbeitet bei der allgemeinen Sozialberatung und weiß, dass Struktur in Unterlagen oft der erste Schritt zu mehr Struktur im Leben ist. Andere wiederum brauchen Hilfe, um eine Bewerbung und einen ansprechenden Lebenslauf zu schreiben, die nächsten sind dankbar dafür, wenn jemand sie zu einem Amt begleitet. "Ich bin auch im Arbeitskreis Asyl", sagt Pastoralassistent Jarek Weisser. "Es wird viel für Ausländer gemacht, aber es gibt auch so viele Einheimische, die Hilfe brauchen", stellt er fest. Die sollen vom neuen Projekt "Hand in Hand" profitieren. "Um nicht ausgenutzt zu werden, arbeiten wir mit Institutionen zusammen", erklärt Bärbel Brux. Bevor das Projekt losgetreten worden ist, ist der Bedarf abgefragt worden, etwa bei den ambulanten Pflegediensten. "Die professionellen Kräfte haben nicht immer die Möglichkeit, auch kleine Wünsche zu erfüllen, weil die Kapazitäten nicht da sind, die Zeit nicht ausreicht", erklärt Maria Thesing. Mal eben eine Gardine aufhängen oder die Blume umtopfen, da will das Team von Hand in Hand einspringen. Dafür werden weitere Ehrenamtliche gesucht. "Wir wollen aber niemandem den Job wegnehmen", betont Weisser. Es geht um Dienstleistungen, die auch im Rahmen einer Nachbarschaftshilfe völlig normal wären, um Kleinigkeiten.

Die Menschen, die sich als Helfer melden, sollten große Flexibilität mitbringen. Und das ist auch die Stärke des Projekts. Niemand bindet sich auf Dauer für eine bestimmte Anzahl von Stunden. Jeder gibt nur die Zeit, die er geben kann, ohne eine Regelmäßigkeit einhalten zu müssen. Wenn daraus später Patenschaft entstünden, gut, aber erst einmal geht es um kleine Gefälligkeiten, die den Alltag erleichtern sollen.

Und wenn vor lauter Flexibilität zu einem Termin keiner kann? "Wir sind kein Notfalldienst", stellt Weisser klar. "Es ist doch auch bei der Nachbarschaftshilfe so, dass ich meinem Nachbarn nicht böse sein kann, wenn er für mein Anliegen gerade keine Zeit hat", zieht Heufs den Vergleich. Aber um solche Lücken zu vermeiden, hofft das Team, dass sich möglichst viele Straelener engagieren und ein bisschen von ihrer Zeit und ihrem Talent für andere übrig haben.

"Die Anonymität bekämpfen", nennt es Weisser. "Das ist die Gelegenheit, das vom Papst ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit umzusetzen", nennt er eine mögliche Motivation. Nicht alle hätten das Glück, alle Dinge selbst regeln zu können. Für Brux hat diese Art zu helfen einfach mit Wertschätzung zu tun. "In der ganzen Hektik der Zeit den Mitmenschen sehen, den ich vorher noch nicht kannte", lautet Heufs' Einstellung. Das Ganze lebt vom Mitmachen.

(RP)
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