Kerken Nachbarn für Halle an Kempener Straße

Kerken · An der Aldekerker Robert-Jungk-Gesamtschule wird eine neue Sporthalle gebaut. Die Verwaltung favorisiert als Standort den heutigen Tartan-Sportplatz am Rahmer Kirchweg. Anlieger sehen darin viele Nachteile.

 Die Anwohner Detlev Schneider, Stephen Hermelyn, Tanja Hermelyn und Andrea Schneider (von links) mit einem Modell der geplanten Halle vor dem heutigen Tartanplatz am Rahmer Kirchweg. Sie glauben, dass der Bau an der Kempener Straße weniger störend wäre.

Die Anwohner Detlev Schneider, Stephen Hermelyn, Tanja Hermelyn und Andrea Schneider (von links) mit einem Modell der geplanten Halle vor dem heutigen Tartanplatz am Rahmer Kirchweg. Sie glauben, dass der Bau an der Kempener Straße weniger störend wäre.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Wenn die neue Sporthalle am Rahmer Kirchweg gebaut wird, dann verlieren die Kinder im Ort einen Ballspielplatz. Die Gesamtschule hat zu wenig Freifläche, und für die Nachbarn wird's laut durch den Autoverkehr: Das ist die Überzeugung von Anliegern, die sich gegen das Projekt wehren.

Detlev Schneider ist direkter Anwohner. Er blickt aus seinem Küchenfenster bisher auf den Tartanplatz und könnte dort in ein paar Jahren eine Hallenwand vor Augen haben. Der "Gummiplatz", sagt er, werde heute täglich von den Aldekerkern benutzt - von Kindern wie von Senioren, "wirklich 365 Tage im Jahr. Und der soll ersatzlos gestrichen werden".

Außerdem hätte die wachsende Robert-Jungk-Gesamtschule zu wenig Freiflächen, wenn der Tartanplatz wegfällt, meinen seine Mitstreiter und er. Prognostizierte 600 bis 700 Schüler bräuchten "Auslauf". "Wenn man da eine Halle baut und kommt hinterher darauf, dass man mehr Schulhof braucht, hat man keine Ausweichfläche mehr", so Nachbar Stephen Hermelyn.

Nicht zuletzt fürchten die Anlieger Lärm durch Autoverkehr. "Die Leute auf Ringstraße und Rahmer Kirchweg sind direkt betroffen", sagt Stephen Hermelyn. Die Halle würde täglich genutzt, bis spät abends. Und sollten an der Schule am Ende zu wenig Parkplätze geschaffen werden - etwa, um Lärmschutzbestimmungen zu umgehen - dann würden die Autofahrer durch die umliegenden Straßen kurven: "Die werden vor der Schule oder im Anwohnergebiet oder bei uns hier parken", so Detlev Schneider.

Die Anlieger haben in der Nachbarschaft Unterschriften gesammelt, eine Website eingerichtet, sich an Politik und Gemeinde gewandt. "Wir wollen nicht nur motzen. Wir denken in Lösungen", betont Tanja Hermelyn: Sie wollen, dass die Halle auf dem Gelände des heutigen Wohnmobil-Stellplatzes an der Kempener Straße gebaut wird.

Prinzipiell wäre das laut dem Gutachten, das die Gemeinde für die Standortsuche in Auftrag gegeben hat, möglich. Allerdings hat der Bau des Platzes im Jahr 2008 ganze 110.000 Euro gekostet. Und jetzt sei er "ein Prestigeobjekt von Aldekerk", sagt Detlev Schneider: "Uns wird verkauft, dass das der Wirtschaftsförderung der Gemeinde dient" - was er kaum glauben kann.

Laut Gutachten würde die Halle dort allerdings auch 150.000 bis 180.000 Euro teurer als am Rahmer Kirchweg. Und gegenüber liegt ein Baugebiet: Das bekäme es ebenso mit Lärm und Verkehr zu tun. Aber, argumentieren Tanja und Stephen Hermelyn: "Wenn da gebaut wird, dann wissen die Leute, dass da eine Halle ist, und können entscheiden, ob sie da hin wollen oder nicht. Wir können das nicht mehr."

Vor allem fürchten die Bürger, dass ihnen die Halle am Ende nur wegen Zeitdrucks vor die Nase gebaut wird. Denn für die Gesamtschule muss sie zum Schuljahresbeginn 2018 fertig sein. Das heißt: Baubeginn Anfang 2017. Auf dem heutigen Wohnmobilstellplatz müsste aber erst noch Baurecht geschaffen werden, und der Pachtvertrag läuft noch bis 2019. Andererseits: Bei einem Millionenprojekt, so Detlev Schneider, "kann uns doch keiner erzählen, dass es auf die paar tausend Euro ankommt, um aus dem Pachtvertrag rauszukommen." Im Übrigen könne man den Wohnmobilplatz auf das Gelände des ehemaligen Wasserwerks an der Rheinstraße verlegen.

Von der Gemeinde Kerken fühlen die Anwohner sich abgeblockt. Die habe sich "von Anfang an festgelegt", meint Schneider.

Udo Niersmann, Stellvertreter von Bürgermeister Dirk Möcking, kann das nicht nachvollziehen. Die Anwohner hätten "ausreichend Gelegenheit gehabt, ihre Bedenken darzulegen", sagt er. Man sei auch weiter im Gespräch. Und die Gemeinde habe sich erst nach einer gründliche "Nutzwertanalyse" entschieden: "Wir sind schlüssig zu dem Ergebnis gekommen, dass aus Sicht der Verwaltung der Standort Tartanplatz der geeignetere ist."

Die Entscheidung über den Hallen-Standort soll der Stadtrat am 16. Dezember fällen. Heute Abend wird das Thema im Schulausschuss gestreift: Die Bürgervereinigung Kerken will, dass ein neuer Tartanplatz geschaffen wird, falls dieser für die Halle weichen muss.

(RP)
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