Geldern Mozart-Oper in der Unterführung

Geldern · "Die Zauberflöte" erklingt unter den Gleisen am Gelderner Bahnhof am Dienstag, 11. August. Es wird eine rund 90-minütige, verkürzte Fassung des Meisterwerks gegeben. Jeder ist zum Genuss der "Musik auf Rädern" eingeladen.

 Einen Vorgeschmack auf die Aufführung am 11. August gaben Désirée Brodka als Papagena und Ricardo Marinello als Monostatos. Junge Zuhörer ließen sich von den Mozart-Klängen gefangen nehmen.

Einen Vorgeschmack auf die Aufführung am 11. August gaben Désirée Brodka als Papagena und Ricardo Marinello als Monostatos. Junge Zuhörer ließen sich von den Mozart-Klängen gefangen nehmen.

Foto: Seybert

Ungewöhnliche Töne werden am 11. August in der Unterführung am Gelderner Bahnhof zu hören sein. Der unbeschwerte Papageno trällert sein lustiges Liedchen "Der Vogelfänger bin ich ja". Die wütende Königin der Nacht setzt einen dramatischen Kontrapunkt mit ihrer Arie "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen". Das sind nur zwei der weltberühmten Melodien aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte". Eine verkürzte Version dieses Meisterwerks wird just an jenem Dienstag ab 20 Uhr unter den Gleisen gegeben. Illuminiert von dem LED-Licht der Passage. Und verfolgt von hoffentlich vielen Zuschauern auf den Treppen.

Diese "Oper im Taschenbuchformat" läuft innerhalb des Projekts "Musik auf Rädern". Es wird getragen von der gemeinnützigen Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation, die 1995 von dem Münchner Unternehmer Erich Fischer gegründet wurde. In den vergangenen neun Jahren machte diese Reihe mehr als 200 Mal bei großem Applaus mit acht Opern auf sich aufmerksam. In den Fußgängerzonen bayerischer Städte lauschten Menschen, die sonst eher nicht zum Opernpublikum zählen, Klängen aus "Carmen", "La Traviata" und dem "Freischütz".

Jetzt überschreitet "Musik auf Rädern" den Weißwurstäquator. "Ich wurde von der Stiftung angesprochen, ob ich das nicht für Nordrhein-Westfalen organisieren wolle", erzählt Désirée Brodka. Die Kaarsterin studierte Operngesang in Düsseldorf und Ohio, außerdem Kulturmanagement in Wien und ist deshalb gleich doppelt geeignet, den Start im bevölkerungsreichsten Bundesland zu meistern. Sie übernimmt die Leitung und Moderation und wählte zudem die übrigen drei Sänger und das Streichquartett aus.

Geldern ist die fünfte Station der "Zauberflöte"-Tour durch NRW. Für die Sopranistin, die in Nordhausen (Thüringen) engagiert ist, bedeutet der Auftritt an solch ungewöhnlichen Orten wie eben der Gelderner Bahnunterführung eine Premiere. "Ich bin gespannt, wie es wird", sagt die Sängerin, die ebenso wie die übrigen Sänger mehrere Rollen übernimmt: die Pamina, die 2. Dame und die Papagena. "Ich denke, wenn das Wetter mitspielt, wird es toll", ist Tenor Ricardo Marinello überzeugt, der Tamino und Monostatos mimt und für den diese Art der Aufführung ebenfalls eine Premiere ist.

Die im Original rund dreistündige Oper wird auf etwa die Hälfte verkürzt. Verbindende Texte sorgen dafür, dass der Handlungsfaden während der 90 Minuten nicht verloren geht. Und auch wenn es die "Zauberflöte" im Taschenbuchformat ist, versprechen die Solisten und Instrumentalisten hohes künstlerisches Niveau - bei denkbar niedriger Hemmschwelle.

"Die Zuschauer können es sich auf den Treppenstufen gemütlich machen", sagt Gerd Lange von der Stadt Geldern. Und das heißt: Gerne auch den Picknickkorb mitbringen und sich bei einem Glas Sekt oder Wein zuprosten. Jeder ist eingeladen, Klassik umsonst und draußen zu genießen, in entspannter Atmosphäre zu erleben, wie die Liebenden am Ende zueinander finden.

Und wer seinen Zug auf dem jenseitigen Bahnsteig erreichen muss, für den werden Durchgänge freigelassen, verspricht Lange. "Und ein städtisches Fahrzeug bringt Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer auf die andere Seite des Bahnsteigs."

Die Opernaufführung ist kostenlos. Die dafür nötigen finanziellen Mittel trägt die Stiftung. Ihr sind aber natürlich Spenden für die weiteren Aufgaben willkommen. Ab 100 Euro wird eine Spendenquittung ausgestellt. Weitere Informationen gibt es unter www.internationalestiftung.de.

(RP)
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