Geldern Märtyrer Karl Leisner wurde vor 20 Jahren seliggesprochen

Geldern · Vor 20 Jahren, genau am 23. Juni 1996, war die Seligsprechung von Karl Leisner im Olympiastadion in Berlin. Der ehemalige Pressesprecher des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) und Autor dieser Zeilen erinnert sich:

"Am 12. Januar 1996 bekam ich während meiner Arbeit einen Anruf von Monsignore Martin Hülskamp aus Rom, der in der letzten Phase des Seligsprechungs-Verfahrens Vizepostulator war. Seine Nachricht: Der Papst verkündete heute die bevorstehende Seligsprechung von Karl Leisner. Karl Leisner, geboren in Rees und aufgewachsen in Kleve, der 1945 an den Folgen von fünfeinhalb Jahren KZ-Haft gestorben war, könnte beim Deutschlandbesuch des Papstes am 23. Juni in Berlin seliggesprochen werden, hieß es aus Rom.

Ich rief sofort die Schwester von Karl Leisner, Elisabeth Haas, an, doch diese war auf einem Waldspaziergang. Also nahm ich mein Fahrrad und fuhr zum Leitgraben in Kellen. Dort warf ich einen Zettel ein: ,Karl wird seliggesprochen! Glückwunsch und Alleluja!' Als Frau Haas nach Hause kam, war das für sie eine freudige Überraschung. Das Telefon bei ihr stand nicht mehr still: Glückwünsche, Freude und Anteilnahme. Eine der schwersten Entscheidungen als Pressesprecher des IKLK hatte ich zu bestehen, als ich es auf mich nahm, den von Rom nicht sicher bestätigten Termin der Seligsprechung als verbindlich zu erklären. Ein großer Teil der Stellungnahmen zur Seligsprechung wurde von mir erfragt, gesammelt und publiziert, immer mit dem Hintergrund des Termins am 23. Juni 1996. Bevor die Feierlichkeiten in Berlin stattfanden, flog ich in meiner Eigenschaft als Pressesprecher in die Bundeshauptstadt, wo die nationale und internationale Presse versammelt war. Zusammen mit dem Bruder von Karl, Willi Leisner aus Berlin, vertrat ich die Interessen ,unseres zukünftigen Seligen'. Dort war man zu meiner großen Überraschung über das Leben von Dompropst Bernhard Lichtenberg, der mit Karl Leisner seliggesprochen werden sollte, informiert. Über Karl Leisner indessen wusste man sehr wenig. Ich erinnere mich daran, dass es für mich einer unglaublichen Kraftanstrengung bedurfte, bei den Organisatoren in Berlin für die Teilnehmer des IKLK reservierte Sitzplätze im Olympiastadion zu erhalten. Als dann am 23. Juni 1996 die Feier der Seligsprechung bevorstand, fuhr ich mit meiner Frau nach Berlin. Im Gepäck hatte ich ein ungewöhnliches Geschenk der Diözese Münster, einen Steigerstab für Papst Johannes Paul II. Der Hintergrund: In der Kriegszeit hatte der Heilige Vater als Zwangsarbeiter in einem Steinbruch und bei den Solvay-Werken in Polen gearbeitet. Ich wurde dazu ausersehen, dem Papst bei der Gabenprozession den Steigerstab zu überreichen. Es war eine großartige Feier, als die Kirche durch den Papst in Anwesenheit vieler Bischöfe, der Geschwister Maria, Willi und Elisabeth und tausender gläubiger Menschen, Karl Leisner zusammen mit Dompropst Bernhard Lichtenberg offiziell als Selige erklärte."

(RP)
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