Geldern Laschet sammelt Stimmen im Kreis

Geldern · Der Tour-Bus führte den Spitzenkandidaten der NRW-CDU für die Landtagswahl 2017 gestern durch den Kreis Kleve. Issum, Geldern, Weeze, Kleve und Emmerich waren Stationen. Die RP begleitete den Kraft-Herausforderer eine Weile.

 Beim Bummel über den Issumer Wochenmarkt wurde Armin Laschet unter anderem von Margret Voßeler begleitet.

Beim Bummel über den Issumer Wochenmarkt wurde Armin Laschet unter anderem von Margret Voßeler begleitet.

Foto: Gottfried Evers

"Was war das hier? Goch?" Armin Laschet erlebt Nordrhein-Westfalen im Schnelldurchlauf. Aufgestanden in Aachen, rasch nach Nettetal, weiter mit dem Wahlkampf-Bus über Issum, Geldern, Weeze und Kleve nach Emmerich. Am Gocher Markt darf die RP-Redakteurin schnell einsteigen. Günther Bergmann, Landtagsabgeordneter des Kreises, erklärt dem Spitzenkandidaten der NRW-CDU wenige Momente später, was ihn an Goch besonders freut: "Hier gibt es die aktivste Senioren-Union, die ich kenne." Und er lässt den Parteifreund noch schnell etwas Nettes für die Facebook-Seite der Union aufsagen: "Ich freue mich riesig auf Emmerich. Überhaupt ist der Besuch des Kreises Kleve für mich einer der Höhepunkte der Tour."

Das wollen sie alles gern glauben, die Begleiter aus dem Kreisverband, die Mitglieder der Jungen Union, die Bürger, die Laschet wenig später auf dem Riswicker Bauernmarkt trifft. Im Bus hat er sich von der RP ins Bild setzen lassen: regionale Produkte, Landwirtschaftsschule, Versuchszentrum. Wer ein Landwirtschaftsministerium einrichten will, muss Riswick kennengelernt haben. "Wir sind politisch neutral, deshalb gibt es nur einen Rundgang, keine Reden", erklärt der Leiter des Hauses, Dr. Franz-Josef Stork. Dennoch trifft der Fraktionschef der NRW-CDU Parteifreunde, zum Beispiel einen, der mal Landtagskollege war: Manfred Palmen steuert auf ihn zu. An ihn erinnert sich der Aachener bestens: "Mensch, Manfred, hättest Du gedacht, dass ich mal als Experte für Innere Sicherheit gelten würde?" Das war eher Palmens Thema.

 Häppchen zwischendurch: Laschet und Bergmann.

Häppchen zwischendurch: Laschet und Bergmann.

Foto: Settnik

Diese Innere Sicherheit, die viele Bürger eher mit der CDU als mit der SPD verbinden, sei ein besonders großes Anliegen der Wähler, versichert Laschet immer wieder. Und dass er spüre, wie der anfängliche Schulz-Hype inzwischen fast völlig verpuffe.

Zwischen Blumenköpfen, Erdbeeren und Tomaten auf dem Riswicker Bauernmarkt sind andere Themen angesagt. Der Gast bekommt von Marianne Bienen eine wiederverwendbare Einkaufstasche geschenkt, die die Stammkunden zum wöchentlichen Einkauf immer wieder mitbringen sollen. Ein nettes Extra zum 20-jährigen Bestehen des Marktes. Einen Stand weiter freut sich Laschet über eine frische Waffel: "Ich bekomme auf der Tour kaum mal etwas zu essen. Dass ich heute in Geldern gut versorgt wurde, war eine Ausnahme", hatte der CDU-Mann der RP noch im Bus erzählt. Im Wahlkampf müssen massenhaft Kaffee und pappige Brötchen reichen. Die Interessengemeinschaft "Gegenwind im Reichswald" konfrontiert den Mann, der die Geschicke im Land bestimmen will, mit ihrer großen Sorge. Er hört zu und kündigt an, den Erlass, der Windkraft im Wald erlaubt, zu überarbeiten. "Man darf so etwas nicht gegen die Kommunen und gegen den Wunsch der Menschen machen." Zufriedenes Nicken - beim grünen Minister Remmel haben sie bisher nicht viel Verständnis gefunden.

 Armin Laschet im Gespräch mit Ex-MdL Manfred Palmen.

Armin Laschet im Gespräch mit Ex-MdL Manfred Palmen.

Foto: Anja Settnik

Obwohl die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel scheint, kommt der Clown, der den Jubiläums-Markt belebt, auf die Gruppe zu. "Es fängt gleich an zu regnen, am besten, Sie brechen ab!" Natürlich hören die Wahlkämpfer nicht auf den Spaßmacher, aber die Blicke auf die Armbanduhren werden häufiger. Der Zeitplan ist eng, Emmerich wartet. Dort hält Armin Laschet im PAN-Kulturforum am Abend vor vielen CDU-Freunden eine Rede.

Am Vormittag hatte Clemens Brüx einige Fragen an Armin Laschet. "Ich will wissen, was er für den Abbau der Bürokratie tut", erklärte Issums Bürgermeister im Dialog mit der Presse. Und auch die Sicherung der Gemeindefinanzen brannte Brüx unter den Nägeln. Doch persönlich sprechen konnte er den CDU-Spitzenkandidaten nicht mehr. Denn der Bürgermeister musste zum nächsten Termin - und der Laschet-Bus kam mit 25 Minuten Verspätung zum Vogt-von-belle-Platz.

Bevor sich der vielleicht künftige NRW-Ministerpräsident unter die Besucher und Händler des Wochenmarktes mischte, steuerte er den blauen Pavillon der örtlichen CDU an - in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die SPD ihren roten Stand aufgebaut hatte. Zu den CDU-Wahlmaterialien zählt auch ein Aufkleber "Rot-Rot-Grün" verhindern. Der habe nach wie vor seine Berechtigung, betonte Margret Voßeler, die auch nach dem Wahlsonntag ihr Landtagsmandat für den Südkreis Kleve wahrnehmen möchte. "Mir fehlt der Glaube", sagte die Issumer Christdemokratin zur Ankündigung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, wonach eine Koalition mit den Linken ausgeschlossen sei. "Dann lässt sie sich eben, wie früher, von den Linken tolerieren."

"Beide Stimmen für die CDU", forderte unterdessen Laschet von seinen Zuhörern. Auch das Kreuz bei der FDP sähe er nicht so gerne. "Die wird ohnehin zweistellig, aber jedes Prozent dort fehlt uns an der Mehrheit." Die Berufung von Wolfgang Bosbach als Leiter der Kommission "Innere Sicherheit" begründete er mit: "Bosbach hat Potenzial, er ist eine ehrliche Haut."

Einen Bürgerwunsch nach Schuldenabbau in Land nimmt der Kandidat entgegen, einen anderen nach besserer Altersversorgung für alle Selbstständigen. Und von Obst- und Gemüsehändlerin Anita Peters aus Kevelaer-Keylaer hört er sich an, wie viel Arbeit auf den Feldern derzeit zu erledigen sei.

Nach rund einer halben Stunde ist der Rundgang beendet. Laschets nächster Termin wartet.

(RP)
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