Geldern Kunst: Idealzustand am Gelderner Wasserturm

Geldern · Nach vierwöchiger Arbeitsphase präsentierten die Künstler des Turm-Stipendiums ihre Werke. Sinnliche Alltagsgegenstände, fließende Krawatten und zerlegte Brautkleider faszinierten die Besucher.

 Vier Wochen Zeit hatten die drei Künstler im Wasserturm, um kreativ zu werden und jetzt ihre Werke zu präsentieren.

Vier Wochen Zeit hatten die drei Künstler im Wasserturm, um kreativ zu werden und jetzt ihre Werke zu präsentieren.

Foto: Heinz Spütz

Peter Busch, der Vorsitzende des "KUHnstTurm Niederrhein", freute sich: "Jedes Jahr prägen die Künstler das jeweilige Turm-Stipendium auf ihre Weise und arbeiten zusammen. Möglichst losgelöst vom Alltag sollen sie hier einmal die Chance erhalten und über sich selbst nachzudenken und daraus neue Kraft zu schöpfen." Die Arbeitsphase der drei Künstler Hinke Bruinsma aus Amsterdam, Sylvie Hauptvogel aus Wuppertal und Marko Raffler aus Halle an der Saale dauerte vom 17. August bis 12. September. In dieser Zeit lebten und arbeiteten die unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammen am Wasserturm und konnten nun am vergangenen Sonntagvormittag die Ergebnisse dieser Schaffensperiode vorstellen.

Das Gelderner Turm-Stipendium wird dabei nicht nur von "KUHnstTurm Niederrhein" getragen, sondern ebenfalls noch von den Mitveranstaltern des Kunstvereins Geldern sowie dem Freizeitkünstler Verein. "Nicht zu vergessen die drei tragenden Kultursäulen im Ort", ermahnte Busch: "Die Sparkasse Krefeld, die Stadt und die Stadtwerke Geldern." Bei der Eröffnung wurde ebenfalls an "KUHnstTurm"-Mitglied und Kassenwart Willi Langemeier erinnert, welcher in der vergangenen Woche verstarb.

Mit Marko Raffler war das erste Mal ein Kunstschaffender aus dem Osten mit dabei, der das ganze Konzept der einträchtigen Kreativphase als "künstlerischen Idealzustand" lobte. Er stellte in der ersten Etage des Wasserturms seine Arbeiten vor. Dort ergossen sich Krawatten wie Wasser aus einer umgestürzten Wanne. Ein Pinsel hing an der Wand, an ihm waren zwei Luft-Erfrischer befestigt, die in weiß bemalten Schuhen knapp über deren Sohlen hingen. Feine Zeichnungen abstrakter Motive akzentuierten dabei die Raumgestaltung, die ebenso künstlerisch erschien wie ihr Inhalt.

Ganz oben unter dem Dach des Wasserturms residierte Hinke Bruinsmas Werk: Sie hatte drei Hochzeitskleider genommen und fein säuberlich in ihre Bestandteile zerlegt. Diese waren nun systematisch auf der ganzen Bodenfläche verteilt worden. Wer dabei darüber nachdachte, wie etwas eben mehr sein kann, als die Summe seiner Teile, der konnte immer wieder einen Blick auf ein Foto an der Wand werfen, welches die drei Kleider in ihrem unzerlegten Zustand zeigte.

Die zweite und dritte Etage stand derweil ganz im Zeichen von Sylvie Hauptvogels expressiver Gestaltungskunst. Da sind verschieden-förmige Objekte mit Unterwäsche bezogen. Manche Hosen scheinen gar aus dem Boden selbst herauszuragen.

Ihr anderes Projekt war die Herstellung und Darstellung von Seife. Ein gesamter Raum beschäftigte sich damit. Von Erklärungen über die Herstellung bis hin zu einer Ausstellung benutzter Kernseifen-Stücke und einem Buch, in dem die Besucher ihre Assoziationen bezüglich des Seifengeruches festhalten sollen. "Ich arbeite gerne mit Alltagsgegenständen. Zu diesen Sachen hat jeder Besucher seine eigene Geschichte und reagiert anders", meinte Sylvie Hauptvogel. "Ich mag es, wenn Sachen für jeden Menschen auf dessen eigene Art und Weise erlebbar sind."

Wer nun Lust hat, selbst einmal auf eine sinnliche Erlebnis-Tour des Wasserturms und der "Turm-Stipendiums"-Projekte zu gehen, der hat noch bis 27. September die Chance dazu. Mehr Informationen unter www.wasserturm-geldern.de.

(cnk)
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