Geldern Kreismusikschule verliert zwei Lehrer

Geldern · Peter Böke und Paul Polacek gehen in den Ruhestand. Gemeinsam bringen sie es auf 83 Jahre Erfahrung. Der eine war stellvertretender Schulleiter, der andere die "Gitarren-Institution" im Südkreis Kleve. Verabschiedung mit Ständchen.

 Im Kreis der Kollegen überreichte Kreismusikschulleiter Thomas Dieckmann Blumen an Peter Böke (r.) und Paul Polacek (l.).

Im Kreis der Kollegen überreichte Kreismusikschulleiter Thomas Dieckmann Blumen an Peter Böke (r.) und Paul Polacek (l.).

Foto: Seybert

Reinen Wohlklang hatte das neunköpfige Dozentenensemble in der Tonhalle zu bieten. Die Stücke waren zwei Männern gewidmet, die sich Zeit ihres Berufslebens dem Vermitteln der schönen Töne gewidmet haben: Peter Böke und Paul Polacek. Nach jeweils mehr als 40 Jahren an der Kreismusikschule Geldern gehen die beiden 65-Jährigen in den Ruhestand.

Böke, in Essen geboren und an der Folkwang-Hochschule zum Orchestertrompeter ausgebildet, hatte bereits mit Größen wie Justus Frantz und Christoph Eschenbach musiziert, als er am 1. Februar 1974 in Geldern anfing. Etwas irritiert war er, als ein Einheimischer die Trompete als "Trööt" bezeichnete, die dessen Junge lernen sollte. Nach fünf Jahren als Instrumentallehrer übernahm Böke den Posten, den er bis zuletzt ausfüllte - den des stellvertretenden Schulleiters. Denn schon früh, so sagte Schulleiter Thomas Dieckmann bei der Verabschiedung, habe er Management-Qualitäten erkennen lassen. "Es gibt kaum einen Winkel in der Schule, den er nicht kennt, kaum ein wichtiges Ereignis, das an ihm vorbeiging." Böke sei stets der Interessenausgleich gelungen, er sei ein wichtiger Planer, Berater und Organisator gewesen mit der Tonhalle als seinem "besonderen Kind".

 Die beiden Pädagogen mit ihren Instrumenten.

Die beiden Pädagogen mit ihren Instrumenten.

Foto: KMS

An viele Höhepunkte und schöne Konzerte erinnert sich Böke. Aber auch an den Schock in der Nacht zum 30. Dezember 1991 - den Brand in der Schule. "Als ich sah, wie ein Akkordeon aus dem Fenster flog und zerschellte, das tat weh." Alles habe nach Rauch gestunken und sei angekokelt gewesen.

Musik wird den Essener, der als Student fünf Jahre Kontrabass und später auch Posaune spielte, weiter begleiten. "Ich will neben Sport, zum Beispiel Golf, und Reisen wieder mehr Musik machen, um auf mein altes Level zu kommen", hat sich Böke vorgenommen. Und mit Gitarre will er ein neues Instrument lernen.

Da kann er sich gleich in das dreibändige Lehrwerk seines gleichfalls ausscheidenden Kollegen Polacek vertiefen, der einen Monat vor ihm seinen Dienst in Geldern antrat. Den gebürtigen Belgrader bezeichnete Dieckmann als "Gitarren-Institution des Südkreises". Unzählige Jugendliche lernten bei ihm das Spiel auf den sechs Saiten, wurden von ihm zu Solisten gemacht oder an Ensembles und Bands herangeführt. Polaceks profundes Wissen über das Gitarrespiel habe ihn zu einem erfolgreichen Lehrer gemacht, dessen Schützlinge einige Preise zum Beispiel bei "Jugend musiziert" einheimsten. Er habe jede Bewegung bis ins Detail analysiert, so der Schulleiter.

Bekannt wurde Polacek, der Bach und die Beatles als Vorbilder hat, vielen vor allem als Mitspieler in diversen Bands. Er war bei "Universum" und bei den "Atlantics", um nur zwei Gruppen zu nennen. Und mit jungen Musikern baute er das Electric Sound Orchestra (ESO) auf. "Eine Rockband wird es bei der Kreismusikschule weiter geben, wenn auch vielleicht unter anderem Namen", versicherte Dieckmann. "Der Abschied fällt mir schwer", bekannte Polacek, der aber "als Musiker nie zur Ruhe" kommen werde. Es gebe verschiedene Projekte. Die DVDs zu seinen ersten beiden Lehrbüchern sind bereits fertig, die DVD zum dritten Band wird bald erscheinen.

(RP)
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