Geldern Klingers "Badende" bei "Kunst.Bewegt"

Geldern · Museum Schloss Moyland hat die Sammlung im ganzen Schloss rund um Joseph Beuys' starke Frauen gruppiert. In den Sälen von Expressionismus und Jugendstil heißt das Thema "Liebe und Eros" und Akt-Skulptur des 19. Jahrhunderts.

Versonnen schaut die junge Frau ein bisschen selbstverliebt in ihr eigenes Spiegelbild, das sie unter sich im imaginären klaren Wasser betrachtet. Den Fuß hochgestellt, die Arme in fast akademischer Pose verdreht hinter dem Rücken, den Kopf geneigt steht die Bronze auf ihrem marmornen Sockel im Ecksaal des Schlosses. Es ist Max Klingers klassisch-schöne "Badende". Seine Lebensgefährtin Elsa Asenijeff soll ihm dafür um die Jahrhundertwende Modell gestanden haben. In Moyland steht sie für die Aktskulptur des 19. Jahrhunderts.

Mit "Kunst.Bewegt.07" haben die Moyländer endlich die für die Präsentation passende Skulptur aus dem versteckten Keller ins Erdgeschoss geholt. Max Klingers "Badende" ist jetzt oben, ebenso wie der Heilige Severin von Gerhard Marcks. Der steht still und stumm im anderen Ecksaal des Flügels, wie versunken im Anblick der Bilder der Künstlerfreunde der Sammler Hans und Franz-Joseph van der Grinten, denen ja noch eine Wand in Moyländer Hängung vergönnt ist.

Rund um die starken Frauen von Joseph Beuys haben die Moyland-Kuratoren Barbara Strieder und Alexander Grönert die siebte Kunst.Bewegt-Präsentation gruppiert. Wie in den drei Beuys-Sälen stehen vor allem Frauen-Bilder im Mittelpunkt, so dass sich das Schloss wie eine Gesamtausstellung zu starken Frauen, zum Akt im 19. Jahrhundert ebenso wie zu "Liebe und Eros" aus Jugendstil und Expressionismus präsentiert. Wobei sich die beiden Flügel des Schlosses auch hier ergänzen. "In den Grafikräumen werden Radierungen aus dem 1880 erschienenen Zyklus Amor und Psyche von Max Klinger präsentiert", sagt Muserumsdirektorin Dr. Bettina Paust. Eine runde Sache.

Spannend sind vor allem die zwar kleinen, aber ausgesprochen starken Blätter der im groben Strich gezeichneten aber überaus feinen Akte von Ernst Ludwig Kirchner. Überhaupt punktet der Expressionismus-Raum mit seinen starken Stichen und Zeichnungen wie das ineinander verschlungene Liebespaar von Hans Leip (1923), oder die für Expressionismus und Neue Sachlichkeit typischen Bordell- und Totentanz-Szenen, die dunkle Versuchung des Antonius von Hermann Scherer. Mit gefalteten Händen widersteht der in grober Kutte gewandete Heilige den Schönen, die ihn mit allen Reizen vom Pfad der Tugend abbringen wollen. Ein Holzschnitt von 1925. Auf der Seite des 19./20. Jahrhunderts, dort, wo Klingers "Badende" wartet, konfrontiert Alexander Grönert die Zeichnungen von Norbert Thadeusz mit Joseph Beuys. Hier stehen Lehrer und Schüler direkt gegenüber.

Marianne Richter hat ihre Künstlerkolleginnen wie Momentaufnahmen als Akte im Atelier gezeichnet. Akte im Atelier zeigen auch die Studien und die Fotos von Heinrich Zille im Galerie-Gang zum Innenhof des Schlosses. Bleibt der stille Severin, den nichts aus der Ruhe bringen kann und der wie Antonius den Akten auf den Zeichnungen der Künstlerfreunde von Wiegand bis Schmitz widersteht. Hager, entblößt und doch erhaben schuf Marcks die Figur, deren Aura diesen Raum beherrscht.

Info: Öffentliche Führungen werden sonntags jeweils ab 15 Uhr angeboten. Startpunkt für alle Führungen ist die Schlosstheke. Die Teilnahme kostet drei Euro zuzüglich Museumseintritt. Dien Ausstellung ist noch bis zum 1. September zu sehen.

(RP)
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