Geldern Kleine Igel brauchen Dach überm Kopf

Geldern · Beim Bau der neuen Igel-Notstation im Tierheim Geldern gab's Verzögerungen. Das Problem: Die ersten hilfsbedürftigen Stacheltiere sind schon da und müssen irgendwie unterkommen. Der Bedarf in der Region ist groß.

 Sehr süß: Igel. Wenn der Frost kommt, geht es in den Winterschlaf.

Sehr süß: Igel. Wenn der Frost kommt, geht es in den Winterschlaf.

Foto: dpa

Drei kleine Igel werden derzeit im Gelderner Tierheim aufgepäppelt. Einer wurde abgeliefert, nachdem sein Muttertier von einem Auto überfahren worden war. Die anderen beiden waren einfach zu klein, um über den Winter zu kommen. Jetzt hausen sie in Terrarien und Kleintier-Boxen im halbfertigen Igel-Haus, wo sie sich Nacht für Nacht am Futtertrog Fett anfressen. "Gott sei Dank sind es junge Igel", sagt Tierheim-Leiterin Kristina Scholz. "Da ist der Platz zwar nicht optimal. Aber wenn es ausgewachsene Tiere wären, ginge das gar nicht. So zwei Quadratmeter braucht ein Igel eigentlich."

Das Tierheim an der Liebigstraße 51 hatte in den vergangenen Wochen um Spenden für den Bau einer Igel-Notstation gebeten. Das klappte: Die Finanzierung steht. Das Haus auch, mehr oder weniger jedenfalls - das Dach ist bislang nur provisorisch gedeckt. Aber der gesamte Innenausbau fehlt, vom Fußboden bis zu den festen Igel-Gehegen. Über die Übergangskäfige ist Scholz nicht erfreut: "Das ist alles andere als artgerecht", sagt sie kritisch. "Aber wir kriegen die Igel nun mal - was sollen wir machen? Wir bringen sie also notdürftig unter."

Grund für die Verzögerungen beim Bau sind personelle Engpässe. Die Tierheim-Mitarbeiter machen ehrenamtlich Überstunden in ihrer Freizeit, trotzdem geht alles nur langsam voran: "Es wird bestimmt noch eineinhalb Monate dauern."

 Tierheim-Leiterin Kristina Scholz und ihr Mitarbeiter Jannik Lensing mit einer Rolle Dachpappe vorm Igel-Haus. Bis jetzt hält Folie den Regen ab. Das Material für die Fertigstellung der Hütte ist da, die Mitarbeiter arbeiten daran.

Tierheim-Leiterin Kristina Scholz und ihr Mitarbeiter Jannik Lensing mit einer Rolle Dachpappe vorm Igel-Haus. Bis jetzt hält Folie den Regen ab. Das Material für die Fertigstellung der Hütte ist da, die Mitarbeiter arbeiten daran.

Foto: Seybert

Der Bedarf für Igel-Hilfe ist in der Region groß. Eine Station gibt es in Heinsberg, eine nahe gelegene Anlaufstelle in Kempen ist geschlossen worden. "Das heißt, hier war Not am Mann", so Scholz. Täglich kommen Anrufe deswegen.

Sieben Gehege sollen im Igel-Haus des Tierheims entstehen. Die Boxen werden aus Holz gebaut und mit abwaschbarem, desinfizierbarem PVC ausgekleidet. Werden sie bezogen, kommt Zeitungspapier auf den Boden, etwas Zellstoff für die Gemütlichkeit, die "Schlafhäuschen" bestehen aus Pappkartons. Die Tierärztin, die das Heim betreut, hat sich für die Neuankömmlinge eigens fortgebildet.

"Wir werden keine Igelstation", macht Kristina Scholz das gesetzte Ziel klar. Wir können wirklich nur Notfälle aufnehmen." Verletzte, kranke oder zu schwache Tiere, für die es keine andere Chance als die menschliche Pflege gibt. Und, bei denen die Tierfreunde, die sie gefunden haben, nicht selbst helfen können. Oft genügt es nämlich schon, im Garten eine Futterstelle einzurichten, damit zu kleine Tiere "durchkommen". Das Tierheim bietet dazu Rat und Hilfe an.

Igel gehören zu den "besonders geschützten Arten". Ihnen zu helfen, ist nach Ansicht von Umweltschützern keineswegs ein unvernünftiger Eingriff in den Lauf der Natur. Die Tiere können in freier Wildbahn etwa sieben Jahre alt werden. Durch Autoverkehr, Einsatz von Maschinen und vor allem die ständige Verknappung natürlicher Lebensräume - kommen sie heute aber kaum noch auf dieses Alter.

Gartenbesitzer tun Gutes, wenn sie Laub- und Reisighaufen liegen lassen, Versteckmöglichkeiten fürs Getier erhalten. Vorsicht ist beim Rasenmähen geboten: Immer wieder kommt es dabei zu Unfällen.

Alarmiert sollten Tierfreunde sein, wenn ein Igel tagsüber unterwegs ist. "Dann ist irgendetwas nicht okay", sagt Fachfrau Kristina Scholz, denn die Tiere sind nachtaktiv. Auch, wenn ein Igel verletzt ist oder nicht rundlich, sondern mager oder eingefallen aussieht, braucht er vermutlich Hilfe. Bis der Frost und damit der Winterschlaf kommt, sollten kleine Jungtiere mindestens 500 Gramm schwer sein, ausgewachsene mindestens 1200 Gramm, tendenziell eher mehr.

Wer Zweifel hat, sollte Beratung beim Tierarzt oder Tierheim suchen und den Igel gegebenenfalls einsammeln und vorbeibringen. Die meisten Ärzte behandeln Wildtiere kostenfrei. Das Tierheim ist erreichbar unter Telefon 02831 5852.

(RP)
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