Geldern "Kevelaer ist noch Ausnahmestandort"

Geldern · Auch in der Marienstadt beteiligen sich Händler an der Aktion "Regional einkaufen" des Einzelhandelsverbandes. Wichtig sei, dass die Geschäftsleute selbst aktiv werden. Der Kunde würde guten Service immer honorieren.

 Markus Kaenders und Annegret Welbers wollen das Internet nicht verteufeln. Vielmehr sei es wichtig, dass die Händler darauf entsprechend reagieren.

Markus Kaenders und Annegret Welbers wollen das Internet nicht verteufeln. Vielmehr sei es wichtig, dass die Händler darauf entsprechend reagieren.

Foto: Thomas Binn

Die beiden Händler halten nichts davon, das Internet zu verteufeln. "Wir alle wissen, es wird nicht der Tag kommen, an dem das Internet abgestellt wird. Wir müssen uns dieser Herausforderung stellen", sagt Markus Kaenders, Geschäftsführer des gleichnamigen Modehauses. Seine Kollegin Annegret Welbers sieht das weltweite Netz sogar als Chance. Sie führt ein Musikgeschäft und in dieser Branche legen Kunden Wert darauf, das Instrument auch wirklich in der Hand zu halten. "Bei uns ist es so, dass sich der Kunde vorher im Internet informiert und dann zu uns kommt, um das Instrument live auszuprobieren", sagt die Geschäftsfrau. Das bedeutet gleichzeitig für sie, dass sie im Geschäft immer eine große Auswahl an Klavieren, Gitarren oder Saxofonen bereit hält. So sei es ihr gelungen, sich in der Region einen Namen gemacht zu haben.

Ohnehin sei der Händler heute angesichts der Internet-Konkurrenz und der Einkaufstempel im Ruhrgebiet gefordert, selbst aktiv zu werden. "Auf das Internet mit einem eigenen Internet-Shop zu antworten, ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz. Gerade im Bereich Mode gibt es dort so viele Angebote, dass ich das Geld besser anders investieren kann", sagt Kaenders. Das hat er gerade in Kevelaer getan. Sein Modehaus ist aufwändig umgebaut worden. Sein Haus setzt auf die Region. Zwei Geschäfte hat Kaenders in Kevelaer, drei in Geldern, eins in Xanten. "Wichtig ist, die Stärken im stationären Handel zu betonen", sagt er. In Kevelaer sieht er weiterhin auch eine Ausnahmesituation. Der Ort ziehe auch durch die Wallfahrt viele Besucher an. Die Gäste in Kevelaer seien Kunden, die es gerade schätzen, dass sie gut beraten werden. Dass es im Geschäft übersichtlich ist, nicht so voll und hektisch wie in den Shops im Centro etwa. Der lokale Handel mache eben auch den besonderen Reiz einer Kommune aus. Besucher schätzen es, wenn es viele inhabergeführte Geschäfte gibt. Läden, die sich vom Allerlei der Ketten absetzen. Mit besonderen Angeboten und Akzenten.

Wobei Welbers und Kaenders auch die Ketten nicht verteufeln. Sie könnten eine gute Ergänzung sein, würden gezielt auch Kunden in die Stadt ziehen. Davon profitiere dann auch der lokale Handel. Touristisches Flair und Einkaufserlebnis ergänzen sich. Aber dann gehöre eben auch dazu, dass man die Ladenzeiten entsprechend anpasse. Welbers und Kaenders haben Samstag bis 16 Uhr geöffnet, während viele andere bereits früher schließen. Wenn Menschen in der Stadt seien, müssten sie auch die Möglichkeit haben, einzukaufen. Jeder Händler sollte sich bewusst sein, dass der Konkurrent eben nur einen Mouseclick entfernt ist. Das Internet hat immer geöffnet. Daher gibt es in Kevelaer jetzt auch Bestrebungen, die Öffnungszeiten samstags auf 18 Uhr auszudehnen. "Wir Händler sollten uns auch unserer Stärke bewusst sein. In der Kernkompetenz sind wir hier in Kevelaer gut aufgestellt. Das honorieren die Kunden. Der Umsatz bei uns ist gesteigen", sagt er.

Annegret Welbers ergänzt, dass man den Kunden einbinden müsse. Sie bietet beispielsweise regelmäßig einen Workshop an. Dann diskutiert eine lockere Gruppe angeregt über Musik und Instrumente. Das schafft Bindung zu Geschäft, zu Kevelaer. "So etwas kann das Internet nicht bieten", sagt sie.

(RP)
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