Fragen und Antworten So funktioniert Karneval in Geldern

Geldern · Die Jecken in Geldern feiern Karneval auf ihre ganz eigene Weise. An Altweiber gibt es zum Beispiel keinen Rathaussturm, stattdessen wird eine Ehrenamtlerin gewürdigt Wieso eigentlich? Hier gibt es Fragen und Antworten zum Karneval in Geldern.

Historische Bilder vom Karneval in Geldern
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So wurde früher in Geldern Karneval gefeiert

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Foto: Archiv KKG Geldern

Welche Arten von Karneval gibt es?

In Geldern existieren zwei Arten von Karneval. Es gibt einen innerstädtischen Karneval mit dem Umzug an Karnevalssonntag als Höhepunkt. In den übrigen Stadtteilen wird ein eher dörflicher Karneval gefeiert. Auch hier gibt es Umzüge.

Wie sind die Jecken in Gelderner Innenstadt organisiert?

Für das bunte Treiben in der Innenstadt ist die "Karnevals-Kultur-Gesellschaft Geldern" KKG zuständig. Der Verein wurde im November 1971 ins Leben gerufen, damals noch unter dem Namen "Aktion Kinderkarneval". Die Intention der Jecken war, einen offiziellen Kinderkarnevalszug zu organisieren.

In den Jahren davor hatte es zwar auf Initiative der Bergknappen, einer Organisation von Bergleuten, immer einmal wieder Umzüge in der Innenstadt gegeben. Diese schlängelten sich jedoch ohne Genehmigung durch die Stadt. Nach kurzer Vorbereitungszeit ließ der neu gegründete Verein am 13. Februar 1972 einen Kinderkarnevalszug durch die Stadt ziehen. Ganz reibungslos lief diese Veranstaltung, die laut der heutigen Vorsitzenden Christiana Plaumann von den Behörden eher geduldet als erlaubt war, nicht ab. "Die Polizei hat die Teilnehmer aufgefordert, über den Gehweg zu ziehen. Andernfalls müsse der Zug abgebrochen werden", sagt Plaumann. Ein Jahr später seien dann alle Beteiligten besser vorbereitet gewesen, als ein Leitungsfahrzeug den Zug durch die Stadt führte.

Der Karnevalszug in Innenstadt ist seither ein fester Bestandteil des Gelderner Karnevals. Heute spricht die KKG Geldern von einem Familienzug. Die Kinder stehen bei dem Verein, der sich 2017 in Karnevals-Kultur-Gesellschaft Geldern umbenannte, aber immer noch im Fokus. Die Tollitäten sind im Alter von zwölf bis 14 Jahren. Ihnen stehen Pagen zur Seite, die dieses Amt in der Regel als Lehrzeit nutzen, um im Folgejahr dann selbst Prinzessin oder Prinz zu werden. Erwachsene Tollitäten bei der KKG Geldern sind künftig aber nicht ausgeschlossen. "Wir können uns das vorstellen, denn wir hatten zuletzt verstärkt Anfragen von Erwachsenen", sagt Plaumann. Neben der Organisation von Karnevalsveranstaltungen ist der Tanzsport Steckenpferd der KKG. Der Verein ist dem deutschen Garde- und Tanzsportverband angeschlossen. 1979 wurde die erste Tanzgruppe ins Leben gerufen. Seitdem gibt es kontinuierlich Gruppen in verschiedenen Variationen, die auch beim Zug mitziehen.

Wie sieht der Karneval außerhalb des Stadtkerns aus?

Sechs Vereine kümmern sich um den Karneval in den Stadtteilen:

  • In Hartefeld wurde 1955 der Spielmannszug Blau-Weiß Hartefeld gegründet. In den 1960er-Jahren veranstaltete der Verein so genannte karnevalistische Kameradschaftsabende mit Büttenreden und Vorträgen. Diese Veranstaltungen kamen so gut an, dass der Verein 1962 Kappensitzungen einführte. Diese waren im Gegensatz zu den bisherigen Veranstaltungen nicht mehr nicht nur den Vereinsmitgliedern vorbehalten. Zu den besten Zeiten in den 1980er-Jahren richtete der Spielmannszug fünf Veranstaltungen pro Session aus. Heutzutage sind es noch drei. In Hartefeld gibt es erwachsene Tollitäten. In diesem Jahr regiert Prinz Hoppi I. Der Rosenmontagszug wird traditionell von der St. Antonius-Bruderschaft organisiert.
  • "..da wo das Pferd wiehert" - unter diesem Motto steht in Anlehnung an den Stadtteilnamen der Karneval in Veert. In diesem Jahr feiert der Verein zur Förderung des Veerter Karnevals (VKK) sein 22-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass werden die Jecken erstmals nicht nur eine Person als Tollität, sondern gleich ein Dreigestirn stellen. Der Zug in Veert steht am kommenden Samstag auf dem Programm.
  • Auch durch Geldern-Walbeck ziehen am Karnevalssamstag die Jecken durch den Ort. Der Zug findet alle zwei Jahre statt. Organisiert wird er vom Heimat- und Verkehrsverein.
  • Eine große Tradition hat auch der Karneval in Kapellen. Während der Sitzungskarneval vom Verein "Rote Rose" oranisiert wird, kümmert sich die KKG Kapellen um den Straßenkarneval. Der Umzug in Kapellen gilt als der größte in Geldern, der traditionell am so genannten Klein-Karnevalswochenende auf dem Programm steht. Am vergangenen Sonntag kamen zahlreiche Besucher zum 55. Umzug. Die KKG Kapellen hat in ihrer Satzung im übrigen eine interessante Stelle: Findet man keine Tollität, dann darf in Kapellen auch kein Zug ziehen. Vorgekommen ist so ein Fall in alle den Jahren noch nie. In diesem Jahr regiert Judith II., die bereits im Jahr 2000 das Amt innehatte.
  • In Geldern-Pont gibt es seit 2008 den Verein "Pontifex Maximus" 2008. Der Verein richtet in der Session einen Büttenabend aus. Alle zwei Jahre zieht ein Kinderkarnevalszug durch den Stadtteil. In diesem Jahr wird pausiert..

Gibt es eine Zusammenarbeit unter den Vereinen?

Die Vereine arbeiten weitgehend eigenständig. Dennoch sprechen die Jecken frühzeitig vor jeder Session ihre Termine ab, damit es nicht zu Kollisionen bei Veranstaltungen kommt. Und man hilft sich auch untereinander. Zum Beispiel verleiht die KKG Geldern ihren Prinzenwagen nach Kapellen, wenn dort der Karnevalsumzug stattfindet.

Wie feiern die Jecken in Geldern Altweiber?

Ein Rathaussturm, wie man ihn aus vielen Städten kennt, hat sich in Geldern nicht durchgesetzt "Die Resonanz war nie groß. Daher wurde der Rathaussturm Ende der 1980er-Jahre abgeschafft", sagt Stadtsprecher Herbert van Stephoudt. Etabliert hat sich in Geldern dafür eine andere Veranstaltung: Die KKG Geldern, die Rheinische Post, die Stadt Geldern und die Sparkasse Krefeld verleihen am Altweibertag den Titel des "Gelderschen Draak" an Frauen aus der Region, die sich ehrenamtlich engagieren.

1986 wurde dieser Preis erstmalig ausgelobt. Damals zeichnete die Jury Katy von der Weydt von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) aus. Am kommenden Donnerstag wird Maria Crom aus Kapellen in der Sparkasse in der Innenstadt für ihren großen Einsatz für die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe zur Drachentochter gekürt. Hintergrund für die Bezeichnung des Titels ist, dass Geldern seit Jahrhunderten als Drachenstadt gilt. Der Sage nach sollen die Herren Wichard und Lupold von Pont im Jahr 878 den Kampf mit einem Drachen aufgenommen haben. Während einer von beiden den Drachen mit einem Speer durchbohrte, röchelte das Wesen im Todeskampf "Gelre!" Als Erinnerung an diese Heldentat gaben die Stadtgründer ihrer Siedlung später den Namen "Geldern".

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