Issum Junge Pianisten beeindrucken in Issum

Issum · Beim 7. Internationalen Euregio Rhein-Waal-Studentenmusikfestival gastierte Jurn Tjoa in der evangelischen Kirche. Er spielte Werke von Bach bis Schostakowitsch. Karolina Krupa zum Abschluss der Reihe.

 Karoline Krupa beschloss die Reihe der Campus-Cleve-Konzerte in Issums evangelischer Kirche.

Karoline Krupa beschloss die Reihe der Campus-Cleve-Konzerte in Issums evangelischer Kirche.

Foto: gerhard Seybert

Keineswegs leichte Kost servierte der Niederländer Jurn Tjoa im Rahmen des 7. Internationalen Euregio Rhein-Waal-Studentenmusikfestivals seinem Publikum in der evangelischen Kirche in Issum. Der 18-Jährige gönnte sich und den rund 60 Zuhörern keine Pause und spielte die sechs Stücke in absoluter Konzentration hintereinander weg, ohne auch nur aufzublicken.

Dabei erfuhr der ehrenwerte Blüthner-Flügel ein Feuerwerk an Emotionen: Mal wurde er sanft gestreichelt, mal fordernd malträtiert. Aus den "24 Präludien und Fugen" von Dimitri Schostakowitsch gab es die Nr. 7 A-Dur und Nr. 8 f-Moll zu hören. Tjoa interpretierte die Musik in einer sommerlich leuchtenden Klarheit, und nur in wenigen Momenten klang jener düstere und schmerzvolle Ton an, der in vielen Kompositionen vorherrscht. Beide Werke waren beeindruckend in ihrer Tiefe und Reichhaltigkeit. Der jugendliche Pianist bewies seine große Wandelbarkeit und Stilvielfalt mal spielerisch, dann wieder träumerisch nachdenklich. Aus Claude Debussys "Préludes, deuxième livre" spielte er zwei Sätze mit virtuos brillanten Effekten und pianistischer Bravour, eine impressionistische Klangmalerei mit deutlichen Linien und harmonischen Bezügen der für den Komponisten typisch tonalen Musik.

Kraftvoll entwickelte Tjoa die "Russische Geschichte" des russischen Komponisten Nikolai Karlowitsch Medtner mit hoher interpretatorischer Gewissenhaftigkeit. Klanglich transparent und mit agogischem wie dynamischem Strukturreichtum gestaltete er diese Miniatur ganz besonders intensiv und spannungsreich. Die spieltechnische Umsetzung der drei Sätze der "Klaviersonate Nr. 2 h-Moll, Op.4" des Russen Alexander Mosolov war uneingeschränkt bemerkenswert und nötigte höchsten Respekt ab. So führte der niederländische Pianist mit viel dynamischem Geschick durch die ständigen Tempowechsel, verlieh dabei jedem einzelnen Satz ein eigenes Profil und schaffte es, das Werk aus einem Guss erscheinen zu lassen, ohne dabei die Vielfalt der Klangfärbungen zu vernachlässigen. Dabei wurden die energiegeladenen Exzesse des Werkes regelrecht ausgekostet, und die anhaltende Dichte der Musik wirkte durchaus bedrängend.

Nach diesen leidenschaftlichen russischen und französischen Klängen war das "Präludium und Fuge b-Moll" aus dem "Wohltemperierten Klavier" von Johann Sebastian Bach eine regelrechte Entspannung für die Ohren. Die empfindsamen elegischen Abschnitte ließ Tjoa mit romantisierendem Timbre im Pianissimo nahezu verdämmern.

Mit langanhaltendem, begeistertem Applaus wurde der Ausnahmepianist vom Publikum honoriert. Ebenfalls überzeugen konnte Karolina Krupa in der evangelischen Kirche Issum. Die Polin schloss die Konzertreihe dort einen Tag später ab. Auf ihrem Programm standen Kompositionen von Ludwig van Beethoven, Franz Liszt und Olivier Messiaen.

(usp)
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