Rp-Serie Die Kandidaten Janssen: Entspannung mit "Einstein"

Geldern · Führung der Verwaltung und Wahlkampf: Gelderns Bürgermeister ist derzeit im Dauereinsatz. Doch es gibt auch Stunden der Muße.

 Bürgermeister Ulrich Janssen beim Spaziergang am Rayerssee mit Familienhund, dem Mischling "Einstein".

Bürgermeister Ulrich Janssen beim Spaziergang am Rayerssee mit Familienhund, dem Mischling "Einstein".

Foto: Gerhard Seybert

geldern Aktuelle Schützenfeste in Pont, Lüllingen und Hartefeld. Tag der offenen Tür beim THW. Sommerfest im Tierheim. Standwerbung auf dem Markt. Alles in Geldern. Alles an einem Wochenende. Dazu die Anfeindungen wegen seiner Wahlwerbung. Ein hartes Programm.

Ulrich Janssen winkt ab. "Ich bin diesen Terminmarathon doch gewohnt. Wenn jetzt nicht Wahlkampf wäre, würde ich die meisten Einladungen doch auch in meiner Funktion als Bürgermeister wahrnehmen", sagt er. Er bezeichnet das als Anspruch an seine eigene Arbeit. Eine Arbeit, die ihn 70 bis 80 Stunden pro Woche in Beschlag nimmt, wie er sagt. Eine Arbeit, die er unbedingt fortsetzen möchte. Im Rathaus. Als Bürgermeister von Geldern. Als Chef. Daran lässt er keinen Zweifel.

Doch Janssen hat auch eine andere Seite. Die wird an diesem Morgen deutlich, als er mit seinem Mischling "Einstein" am Rayerssee spazieren geht. Immer wieder spricht er den treuen Gefährten, der als Straßenhund aus Spanien über das Tierheim den Weg ins gemütliche Domizil an der Haagschen Allee fand, an. Streichelt ihn, krault ihn am Hals. "Er ist ein wenig wie ich: Er hat seinen eigenen Kopf, ist aber nicht beratungsresistent", sagt Janssen mit einem Lächeln.

Ein Lächeln, das Entspannung signalisiert. Denn bei aller Härte - manchmal gegen andere oder sich selbst: Die Stunden mit seiner Familie oder eben mit "Einstein" am Rayerssee, am Ponter Pättchen oder dem Walbecker Grenzwald tun dem in den letzten Monaten immer wieder Kritisierten gut. Vor allem am Wochenende schnappt er sich den Vierbeiner und spaziert mit ihm durch die Flora und Fauna. "Geistige Entspannung" nennt er das. Dann zündet er sich eine Marlboro an.

Nach ein paar Zügen schaltet er wieder auf Wahlkampf-Modus. "Ich verspüre eine hohe Emotionalisierung. Deshalb gehe ich auch von einer hohen Wahlbeteiligung aus", glaubt der Mittfünfziger. Ob es zur Stichwahl kommt, wie nicht wenige Beobachter vermuten? Janssen zuckt mit den Schultern: "Die Situation ist unkalkulierbar, nichts ist ausgeschlossen." Es habe in NRW auch schon in anderen Städten Kollegen gegeben, die in der Kritik standen. Und sich durchgesetzt hätten.

Dass er dabei an sich denkt, sagt er nicht. Aber wer sein Selbstverständnis kennt, weiß, dass es so ist. Denn Ulrich Janssen, den so viele duzen und in der Stadt nur "Uli" rufen, polarisiert. Das hat er in einem früheren RP-Gespräch offen zugegeben. Doch es gibt auch Menschen, auf die genau diese Art der Selbstüberzeugung arrogant wirkt. Janssen würde wohl mit seinem Leitspruch dagegen halten: "Everybody's Darling is everbody's Depp".

Viel Rückhalt erfährt er in den harten Wochen seit Facebook & Co. durch seine Familie. Sie hat ihn sofort zum Weitermachen animiert, als der "Tag des Liebesentzuges" kam, wie er es nennt. Als die CDU ihn nicht mehr nominierte. Seitdem stimmt er viele Aktivitäten mit Frau Monika, seinen drei Töchtern und seinem Sohn ab. Janssen: "Das ist wie Trainingslager hinter der Haustüre." Auf die Meinung der Familie legt er Wert. Nur einer muss dann die Schnauze halten.

"Einstein" natürlich.

(RP)
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