Geldern Janssen: Bin "nicht Untertan" der CDU

Geldern · Bürgermeister Ulrich Janssen meldet sich per Mail aus dem Urlaub. Die Bevölkerung schenke ihm mehr Vertrauen als seine Partei, heißt es darin. Er wolle weiter zum Wohle Gelderns arbeiten. Ende der Woche wird er zurückerwartet.

 Er habe seinen Amtseid darauf geleistet, Bürgermeister der Gelderner zu sein, nicht Bürgermeister für die CDU, schreibt Ulrich Janssen. Derzeit befindet er sich im Urlaub. Das Bild entstand bei einem Interview in den Redaktionsräumen der Rheinischen Post.

Er habe seinen Amtseid darauf geleistet, Bürgermeister der Gelderner zu sein, nicht Bürgermeister für die CDU, schreibt Ulrich Janssen. Derzeit befindet er sich im Urlaub. Das Bild entstand bei einem Interview in den Redaktionsräumen der Rheinischen Post.

Foto: Markus van Offern

Er sei Bürgermeister der Stadt und all ihrer Menschen, heißt es in dem Schreiben, das Ulrich Janssen gestern aus dem Urlaub heraus an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung geschickt hat. "Darauf habe ich meinen Amtseid geleistet", betont er darin: "Keineswegs wollte ich Bürgermeister einer Partei sein." Oberster Souverän sei "die Bürgerschaft, die mir bisher deutlich mehr Vertrauen geschenkt hat, als die Partei, der ich angehöre". Auch weiterhin seien seine Grundüberzeugungen im Einklang mit der CDU, schreibt er: "Ich bin aber nicht ihr Untertan."

Stadtverbandsvorstand und Ratsmitglieder der CDU haben am Freitagabend entschieden, dass sie nicht mehr hinter Ulrich Janssen als Bürgermeisterkandidaten stehen. Das Votum der Parteibasis steht noch aus.

Janssen erklärt in seiner E-Mail, von dem Geschehen berührt zu sein. Die Rathaus-Belegschaft bat er, sich von all dem nicht in ihrer Arbeit beeinträchtigen zu lassen.

Stadt-Sprecher Herbert van Stephoudt versichert, die Entwicklung habe keinen Einfluss auf die alltäglichen Abläufe der Verwaltung - abgesehen vielleicht davon, dass sie Gesprächsthema auf den Fluren ist. Als Janssens Vertreterin führt die Erste Beigeordnete Petra Berges die laufenden Geschäfte. Der Urlaub des Bürgermeisters - dem Vernehmen nach ist er auf Mallorca - geht noch bis einschließlich Donnerstag.

Damit wird Janssen nicht bei der nächsten Ratssitzung anwesend sein, bei der es erneut um die Computersicherheit in der Stadtverwaltung gehen wird. Das sei nun mal nicht zu ändern, so van Stephoudt: "Der Urlaub war lange geplant, bevor es diesen Sitzungstermin gab."

Die Gelderner CDU steht jetzt vor Herausforderungen. Sie kann - sofern die Parteibasis der Abkehr von Janssen auch zustimmt - einen neuen Kandidaten küren. Das müsste allerdings schnell gehen, und der Wahlkampf wäre nicht gerade fröhlich und unbelastet. Auch ambitionierte Lokalpolitiker dürften sich um diese Rolle nicht unbedingt reißen.

Zudem kann Janssen immer noch "aus dem Amt" heraus kandidieren, auch ohne Rückhalt der CDU. Dann müssten die Konkurrenten wohl miteinander um die Stimmen angestammter CDU-Wähler ringen.

Angesichts dessen könnte die Partei auch aus Kalkül auf die Aufstellung eines neuen Kandidaten verzichten. Dann würde die Wählerschaft nicht gespalten, aber man hätte dem Bürgermeister einen "Schuss vor den Bug" verpasst und sich öffentlich von ihm distanziert, um die eigene Position zu klären.

Günther Bergmann, Kreis-Vorsitzender der CDU, äußert sich sehr zurückhaltend zu den Vorgängen in Geldern. Die Entwicklung habe ihn überrascht, gibt er zu. Doch es gehe um "eine Sache, die der Stadtverband regeln muss. Entscheidungen, die den Ort betreffen und die vor Ort gefällt werden müssen".

Er selbst will dazu kaum einen Rat geben - nicht mal zu der Frage, ob sich besser ein neuer Kandidat finden sollte. Klar sei nur: "Die CDU in Geldern muss möglichst schnell handeln. Es darf keine Hängepartie entstehen." Wichtig sei, "dass die Akteure vor Ort einen Weg finden, die CDU möglichst schnell wieder ins Fahrwasser zu bringen".

(RP)
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