Geldern Inklusion mit Spaß am Spiel: Beim Sport gibt's keine Gräben
Geldern · Der elfjährige Lukas kurvt elegant auf dem Waveboard um bunte Hütchen herum, die in der Turnhalle des Friedrich-Spee-Gymnasiums zum Slalom-Parcours aufgestellt sind. Mit spielerischer Sicherheit hat er das wackelige Brett unter seinen Füßen unter Kontrolle. Die anderen Schüler im Kursus sind vom Gymnasium oder von der Don-Bosco-Förderschule. Sie sehen Lukas genau zu, während der Trainer erklärt, dass sie sich genau so bewegen sollten wie er. Lukas geht zur Franziskus-Förderschule. Es gibt also mit Sicherheit Felder, auf denen er mit den Gleichaltrigen vom Gymnasium nicht mithalten kann. Aber hier und jetzt auf dem Waveboard ist das anders - da kann er allen etwas vormachen.
Franziskusschule, Don-Bosco-Schule und das Spee-Gymnasium haben einen gemeinsamen Sport-Tag unterm Inklusionsgedanken durchgeführt. In gemischten Gruppen probierten die Kinder im Alter von etwa zehn bis dreizehn Jahren, die einen mit, die anderen ohne Beeinträchtigungen Trendsportarten aus: "Speed Stacking", also das Becherstapeln auf Zeit, "Crossboccia" im Schulflur - das ist Boccia mit sandgefüllten Bällen, Judo oder "Ultimate Frisbee". Angebote, "bei denen in der Regel die Vorerfahrung nicht groß ist, damit alle auf dem gleichen Level starten", erklärte Lehrer Frank Blecher vom Gymnasium. So sollten Hemmschwellen fallen: "Es kommt auf Augenhöhe zu relativ zwanglosen Kontakten."
"Das bringt unseren Schülern sehr viel", ergänzte sein Kollege Christoph Schmidt von der Franziskusschule. "Das Gymnasium, das ist für viele der Stern am Himmel. Und jetzt sehen sie: Die kochen auch nur mit Wasser", beschrieb er.
Für das Selbstbewusstsein ist das gut. Und viele der Kinder machten diese Erfahrung offenbar ganz "nebenbei". "Ich find' die große Turnhalle gut", erklärte etwa Waveboarder Lukas, was ihm an dem Tag gefalle. Und dass er es mit so vielen fremden Schülern zu tun bekam - nun, das sei ihm "eigentlich egal", sagte er. Peter (11) vom Spee-Gymnasium hingegen meinte, man bekomme doch einiges davon mit, wie die Kinder von den Förderschule so seien. Und zwar: "Nett, eigentlich."
Franziskusschüler Erdem (11) lobte beim Korfball in der Halle nebenan, der Tag laufe ziemlich gut: "Wir spielen zusammen." Und Elias (11) vom Gymnasium pflichtete bei: "Macht Spaß, wenn man mit Leuten spielt, die man nicht kennt."