Geldern In Lüllingen schöner Mundart-Abend

Geldern · Im Landgasthof Luyven trugen Könner des Plattdeutschen vor. Dabei zeigte sich, dass die heimische Sprechweise durchaus auch etwas für jüngere Menschen ist. Humorvolles und Wehmütiges war zu hören.

 Hans Tervooren aus Kervenheim erzählte von seiner Reise nach Berlin - ohne Manuskript und so voller Witz, dass im Saal kein Auge trocken blieb.

Hans Tervooren aus Kervenheim erzählte von seiner Reise nach Berlin - ohne Manuskript und so voller Witz, dass im Saal kein Auge trocken blieb.

Foto: Seybert

Es war ein Abend, der ganz und gar der niederrheinischen Mundart gewidmet wurde. Im Speziellen der Mundart aus Lüllingen, Twisteden, Geldern, Kervenheim oder auch Straelen. Das kann man nur alle zwei Jahre im Landgasthof Luyven in Lüllingen erleben. Getreu dem Motto "Heimat ist da, wo man meine Sprache spricht", kamen rund 170 Besucher zum "et dün met Kluser on andere Plattspreekers".

Wer jetzt meint, dass so etwas nur für ältere Menschen ist, der hat sich geirrt. Denn direkt der erste Akteur des Abends war der 15-jährige Lasse. Er berichtete von dem "Schottelschlett" (Spültuch), mit dem die Hausfrauen damals allerlei sauber machten: verklebte Münder, dreckige Tische oder Kartoffeln. Heute, so sagte Lasse im perfekten Platt, wischt die Hausfrau keimfrei. Auch eine Geschichte von dem 18-jährigen Jungen, der zu seinem getrennt lebenden Vater gehen soll, um ein letztes Mal die Alimente abzuholen, präsentierte Lasse mit so einer Gelassenheit und einem tollen Spannungsbogen, dass die Gäste ihm förmlich an den Lippen hingen. Michael Opgenhoff, der den Abend moderierte, freute sich, dass Lasse jedes Mal besser wird.

Elly Ingendae konnte über ein echtes Unikat vom Niederrhein berichten. Franz Giesberts aus Goch war ein Erzieher, und von ihm sind auch heute noch einige Bücher erhalten. Dort kann man die eine oder andere Anekdote lesen, wie auch die über Hannes. Elly Ingendae hatte richtig Freude beim Vortragen: Dieser Hannes musste täglich über eine Brücke fahren, die über ein Gewässer führte. Tat er dies, wenn er etwas zu viel Bier getrunken hatte, so betete er immer zum lieben Gott. Doch sobald er am anderen Ende war, ging das "Gedeivel" wieder los.

Aber es wurde nicht nur geschimpft und alte Possen vorgetragen, es ging auch musikalisch zu. Dafür sorgten zum Beispiel Hubertus Jansen und Jürgen Eggers. Zwei Männer im besten Alter singen natürlich am liebsten über die Frauen und die Liebe. Zum Beispiel darüber, wie eine Frau ihren Ehemann ins Heu schickt, damit sie sich mit ihrem jüngeren Gespielen treffen kann. Doch man ahnt es schon, der Herr Gemahl ist kein dummer Bauer und erwischt die beiden Turteltäubchen in flagranti.

Mächtig was erlebt hat auch Hans Tervooren, der mit seinen zwei Freunden eine Reise nach Berlin unternommen hat. Da blieb im Saal kein Auge trocken. Mit Körpereinsatz und ganz ohne Manuskript hatte Tervooren den Saal ganz und gar auf seiner Seite.

Mit Manuskript, aber nicht weniger überzeugend, berichtete Anne Pasch vom Umweltschutz zu ihrer Jugendzeit und dem, was man heute darunter versteht. Diese wahren Worte brachten ihr eine Menge Applaus ein.

Auch nach der Pause wurde weiter gesungen, gelacht und über so manches nachgedacht. Sehr beeindruckt hat da Marita Derks mit dem "Wirtschaftswunderkind". Ein Rückblick auf die Kindheitsjahre, an deren Ende man im 21. Jahrhundert ankommt - nicht ganz ohne etwas Wehmut.

Die meisten Lacher zog Tilde Siemens auf sich. Was passiert, wenn evangelische Kinder in eine katholische Messe gehen und dann davon berichten, war zum Schreien komisch. Denn "et Käppken es weg". Zutiefst beeindruckt hat Liesel Veelemann. Sie rief mit ihrem Handy im Himmel bei Petrus an, um sich schon mal darüber zu informieren, was man denn so alles mitbringen muss, woran man zu denken hat und wie die Verpflegung denn da oben so ist.

Dieser Abend wird sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht zuletzt wegen einer schönen Tombola, die den Gewinnern schöne Preise einbrachte.

(sina)
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