Geldern Immer mehr Opfer mit Migrationshintergrund

Geldern · Frauenberatungsstelle Impuls stellt den kreisweiten Jahresbericht 2015 vor: Keine Zeit mehr zum Spendensammeln.

Die Frauenberatungsstelle Impuls hilft und berät seit vielen Jahren in Goch, Kleve Emmerich und Geldern Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, eine psychische oder psychosomatische Erkrankung haben oder an einer Essstörung leiden. Zur Arbeit hat sich allerdings etwas geändert, wie Hildegard Wolff, Beraterin bei Impuls, anlässlich der Vorstellung des Jahresberichtes 2015 verrät: "Der Anteil der Frauen mit einer anderen Nationalität und einem Migrationshintergrund ist im letzten Jahr stark angestiegen und liegt mittlerweile bei 30 Prozent." Für die Frauenberatungsstelle bedeutet der gestiegene Anteil an Frauen mit Migrationshintergrund eine höhere Arbeitsbelastung. Diese Gespräche dauern mit zwei Stunden meist doppelt so lange wie Gespräche mit deutschstämmigen Frauen, die 66 Prozent ausmachen. "Man braucht meist länger, um einen Zugang zu ihnen zu bekommen. Oft müssen wir auch mit Dolmetschern zusammenarbeiten, was nochmals mehr Zeit in Anspruch nimmt", erklärt Wolff. Mit 443 Frauen und weiblichen Jugendlichen, welche insgesamt 908 Gespräche bei den drei hauptamtlichen Fachfrauen, allesamt auch Trauma-Beraterinnen, erhalten haben, blieb die Zahl jedoch konstant im Vergleich zu den Vorjahren. Fast zwei Drittel kamen wegen eines Gewaltthemas.

Für Maria Peeters, Marion Claaßen und Hildegard Wolff, die drei Beraterinnen bei Impuls, war zudem positiv zu beobachten, dass sie vermehrt von Polizeistationen an Frauen empfohlen worden. "Wir können zwar keine Therapie bieten, aber wir können helfen und beraten. Leider dauert es sehr lange, manchmal sogar ein Jahr, bis Frauen einen Termin bei einem Therapeuten bekommen. Dabei ist es wichtig, dass die Frauen sofort Hilfe bekommen", weiß Peeters. Polizeibeamte empfehlen Impuls daher mittlerweile weiter, so dass hilfesuchende Frauen direkt Kontakt aufnehmen können oder sich die Frauenberatungsstelle bei ihnen melden kann. Ab einem Alter von 16 Jahren bis hin zu über 80 Jahren werden Frauen jährlich in Goch, Kleve, Emmerich oder Geldern beraten. Diese Gespräche nehmen so viel Zeit in Anspruch, dass die drei Beraterinnen nur wenig Zeit für die Sammlung von Spenden finden. "Im Punkt Finanzen war für uns 2015 ein schwieriges Jahr", sagt Wolff. Zu zwei Drittel wird die Frauenberatungsstelle zwar vom Land Nordrhein-Westfalen und durch die Kommunen unterstützt, um das restliche Drittel müssen sie sich indes jedoch selbst kümmern, wie die drei Frauen erklären. Vor allem Spenden machen dieses restliche Drittel aus. "Aber darum müssen wir uns auch bemühen, was bedeutet: Wir müssen Klinken putzen", sagt Peeters. Doch dazu sei im vergangenen Jahr zu wenig Zeit da gewesen, was der Jahresrückblick im Punkt Finanzen auch ausdrücke.

(RP)
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