Straelen "Highway to hell" trifft Jazz bei DJ Lars

Straelen · Seit seinem 15. Lebensjahr legt der Straelener Lars Kothes Musik auf. Warum das eine ernst zu nehmende Passion ist, erklärt er. Damit die Tanzfläche nicht leer bleibt, sollte die Musikauswahl den Nerv des Publikums treffen.

 Seit seinem 15. Lebensjahr jongliert Lars Kothes mit Schallplatten. Statt Vinyl wird nun MP3 gespielt.

Seit seinem 15. Lebensjahr jongliert Lars Kothes mit Schallplatten. Statt Vinyl wird nun MP3 gespielt.

Foto: Gerhard Seybert

"Sie liebt den DJ" ist überraschenderweise nicht sein Lieblingslied. "Dann schon eher ,Last night, the DJ save my life' (Vergangene Nacht rettete der DJ mein Leben)", sagt Lars Kothes. Er muss es wissen. Seit seinem 15. Lebensjahr bringt er Menschen zum Tanzen.

In seinem Keller zu Hause stehen noch die großen Plattenteller. "Das ist für Spaß", sagt der 43-Jährige. Mit auf Reise am Wochenende gehen die längst nicht mehr im MP3-Zeitalter. Aber er hänge da noch sehr dran und lässt die Nostalgie aufleben von damals, als alles für ihn angefangen hatte.

Los ging es mit Schülerparties, das Equipment "zusammengestöpselt", ein Plattenspieler mit ziemlich wenig Schallplatten und Tapedecks. Ja, wenn es nicht anders ging, kamen Kassetten zum Einsatz. Seine erste LP war "Santa Maria" von Roland Kaiser. Die habe er sich wirklich damals gewünscht.

Lang ist es her. Geblieben ist seine Aufgabe, seine Passion, das, was ihn antreibt: Leute zum Tanzen zu bewegen. Und das sei nicht so einfach. Musik auflegen könne jeder? Von wegen. "Jeder hat das doch schon einmal erlebt: plötzlich ist die Tanzfläche leer", malt der Straelener ein Szenario, das ihm nicht passieren soll. Deswegen bereitet er sich gut vor, fragt die Leute nach ihren Wünschen. "Es ist halt was anderes, ob ich Titel nur nacheinander spiele, oder die Leute mitnehme", sagt DJ Lars.

Und er spielt mit den Leuten, setzt ihnen auch schon mal Musik vor, die sie vom ersten Hören nicht kennen und doch gut finden. Als Beispiel nennt er "Hit the Road Jack" als Latinversion oder "Highway to hell" im Jazzgewand. "Klar muss ich die aktuellen Hits spielen, aber ich finde, als DJ hat man auch ein bisschen einen Missionsauftrag." Damit meint er, den Musikhorizont zu erweitern. Das passiert ihm übrigens selbst immer wieder. Für eine Hochzeit in Köln wünschte sich das Paar Reggaeton, eine Mischung aus Reggae, Hip-Hop und Merengue im elektronischen Tanzmusikstil. "Da habe ich mich dann reingefuchst", sagt der Straelener. Ein anderer DJ-Auftrag lautete "Café de Paris". Also hörte er sich durch die Playlist französischer Songs. "Es ist erstaunlich, was man da so findet", sagt er begeistert. "Und wussten Sie, dass es eine ganz spezielle Halloween-Musik gibt?!" "Thriller" von Michael Jackson ist so ein Song.

Dann wird Lars Kothes ernst. "Der DJ wird oft belächelt", sagt der Mann, der im normalen Leben Geschäftsführer eines technischen Kommunikationsunternehmens in Kempen ist und Maschinenbau studiert hat. "Der DJ muss nix können und wird oft nicht für intelligent gehalten", zählt er wehmütig Vorurteile auf. "Aber, wenn man es ernst nimmt, braucht man viel Grips." Er vergleicht das mit dem Beherrschen eines Musikinstruments. "Wenn man nicht übt, wird das nichts."

Denn es geht darum, Beats möglichst geschmeidig übereinander zu legen, und deswegen sollte man Ahnung von Musik haben.

Das andere ist die Musikauswahl, den Nerv des Publikums zu treffen. Sein persönlicher Musikgeschmack? Nebensache. "Mein persönlicher Musikgeschmack ist an den Abenden ausgeschaltet. Was zählt ist, was die Leute auf die Tanzfläche treibt", sagt Lars Kothes lachend.

Er blickt auf die Welt der ganz großen DJs, Guetta und Co. "Das wird gerade ein bisschen gehypt", sagt Kothes. Wobei eine Hochzeit viel schwieriger zu bedienen ist als eine Menge aus 5000 Leuten und mehr, die ohnehin alle elektronische Musik lieben. "Bei den Veranstaltungen, auf denen ich auflege, geht es darum, verschiedene Geschmäcker unter einen Hut zu kriegen. Man muss schon darauf achten, dass man auch Oma und Opa nicht verliert. Und das ist die hohe Kunst." Der DJ als Lebensretter? Warum nicht? Zumindest entscheidet er über Gelingen und Scheitern eines ganzen Abends. Und das verdient Respekt.

(RP)
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