Gelderland Hier hängt Gehalt nicht vom Geschlecht ab

Gelderland · Heute ist "Equal Pay Day", der Tag, an dem auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern hingewiesen wird. Die RP stellt zwei positive Beispiele aus dem Gelderland vor - die Stadtverwaltung Geldern und die Diebels-Brauerei.

 Nadine Spooren-Schönfelder (oben) und Georg Finck (unten) arbeiten beide im Bürgerbüro der Stadtverwaltung Geldern. Die Kollegen, deren Schreibtische nebeneinander platziert sind, bekommen das gleiche Grundgehalt.

Nadine Spooren-Schönfelder (oben) und Georg Finck (unten) arbeiten beide im Bürgerbüro der Stadtverwaltung Geldern. Die Kollegen, deren Schreibtische nebeneinander platziert sind, bekommen das gleiche Grundgehalt.

Foto: Olaf Ostermann

"Über Geld spricht man nicht", sagt Nadine Spooren-Schönfelder. Doch gerade um Euro und Cent geht es heute am "Equal Pay Day", dem Tag, an dem auf den Missstand der ungleichen Bezahlung von Frauen und Männern - zurzeit durchschnittlich 22 Prozent Differenz - hingewiesen wird. Die 30-Jährige aus dem Bürgerbüro der Stadtverwaltung Geldern kann über derlei Kritik nur lächeln. Denn sie bekommt das gleiche Grundgehalt wie Kollege Georg Finck (32), der am Schreibtisch nebenan arbeitet.

Eine für Kommunalverwaltungen typische Konstellation, wie Gelderns Gleichstellungsbeauftragte Sonja Liptow betont. Sie verweist auf den Tarifvertrag im Öffentlichen Dienst und dessen Vorgänger, den Bundesangestelltentarif. "Dort ist festgelegt, dass die Grundvergütung bei gleicher Tätigkeit gleich ist, unabhängig vom Geschlecht." Was nicht ausschließt, dass Kollegen am gleichen Schreibtisch trotzdem unterschiedlich verdienen. D

 Nadine Spooren-Schönfelder (Bild ganz oben) und Georg Finck arbeiten beide im Bürgerbüro der Stadtverwaltung Geldern. Die Kollegen, deren Schreibtische nebeneinander platziert sind, bekommen das gleiche Grundgehalt.

Nadine Spooren-Schönfelder (Bild ganz oben) und Georg Finck arbeiten beide im Bürgerbüro der Stadtverwaltung Geldern. Die Kollegen, deren Schreibtische nebeneinander platziert sind, bekommen das gleiche Grundgehalt.

Foto: Olaf Ostermann

as liegt an den gerade im Öffentlichen Dienst gängigen Zulagen, die sich zum Beispiel nach dem Dienstalter richten. Und dann gibt es die "leistungsorientierte Bezahlung". "Das kann individuell verschieden ausfallen", gibt Liptow zu bedenken. Doch "bei der Stellenbeschreibung ist es egal, ob ein Mann oder eine Frau die Aufgabe erfüllt", sagt Finck. Die Eingruppierung sei auf die Stelle bezogen, nicht auf die Person.

 Stefanie Hinz und Tim Ebus sind in der Abfüllanlage der Issumer Diebels-Brauerei beschäftigt. Dort regelt der Tarif-Vertrag, dass "alle dasselbe kriegen", erläutert Hinz.

Stefanie Hinz und Tim Ebus sind in der Abfüllanlage der Issumer Diebels-Brauerei beschäftigt. Dort regelt der Tarif-Vertrag, dass "alle dasselbe kriegen", erläutert Hinz.

Foto: Gerhard Seybert

Wo Frauen, auch in öffentlichen Verwaltungen, nach wie vor oft den Kürzeren ziehen, ist die Berufslaufbahn. "Die Pflege Angehöriger ist meist die Sachen von Frauen, da wirkt sich das traditionelle Rollenbild aus", sagt Spooren-Schönfelder. Und dann die Familienphase. Während die Frauen die Kinder kriegen und pausieren müssen, um dann später eventuell nur als Teilzeitkraft wieder einzusteigen, kann der Mann kontinuierlich weiter Karriere machen.

 Stefanie Hinz und Tim Ebus sind in der Abfüllanlage der Issumer Diebels-Brauerei beschäftigt. Dort regelt der Tarif-Vertrag, dass "alle dasselbe kriegen", erläutert Hinz.

Stefanie Hinz und Tim Ebus sind in der Abfüllanlage der Issumer Diebels-Brauerei beschäftigt. Dort regelt der Tarif-Vertrag, dass "alle dasselbe kriegen", erläutert Hinz.

Foto: Gerhard Seybert

Offenbar alles in Butter also bei der finanziellen Gleichbehandlung der Geschlechter in den Rathäusern. "Die Ungerechtigkeit ist eher bei kleineren Firmen zu vermuten, wo Verträge individuell ausgehandelt werden", schielt Gelderns Gleichstellungsbeauftragte auf die Privatwirtschaft. Große Unternehmen freilich sehen bei sich das Prinzip "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" umgesetzt. "Sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen Bereich gilt: gleiche Eingruppierung bei gleicher Funktion", teilt Klaus Schauenburg, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Bofrost in Straelen, mit. "Die Frauen werden so bezahlt wie ihre männlichen Kollegen in der gleichen Position", bringt Thomas Engelsiepen, Betriebsrat bei Diebels, den Manteltarifvertrag aufs Tapet.

Stefanie Hinz und Tim Ebus arbeiten bei der Issumer Brauerei in der Abfüllanlage. Seit März 2014 sind die beiden Maschinenführer dort Kollegen. Ohrenstöpsel und Schutzbrille sind unmittelbar neben den klirrenden Flaschen Pflicht. Der Tarifvertrag regelt, dass "alle dasselbe kriegen", bestätigt die 35-Jährige die pekuniäre Gleichbehandlung von männlichen und weiblichen Diebels-Mitarbeitern.

Keine Benachteiligung beziehungsweise Bevorzugung entsteht durch die Schichtzulagen, denn da der Dienst im Dreischicht-Rhythmus wechselt, kommt jeder regelmäßig in deren Genuss. Wildwuchs sieht die Maschinenführerin da, wo Arbeitnehmer Gehälter selber aushandeln. "Da gibt es sogar Unterschiede von Mann zu Mann." Eine Garantie für ordentliche Bezahlung sei aber auch der Tarifvertrag nicht, weiß Ebus. "Ich kenne Leute, die werden einen Euro unter Tarif bezahlt."

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Foto: ddp

Um auf die ungleiche Bezahlung der Geschlechter aufmerksam zu machen, starten GO/Grüne in Straelen heute eine Aktion. Sie übernehmen von 14 bis 17 Uhr für die Frauen 22 Prozent der Getränkekosten im Kaffee Krone am Marktplatz in Straelen.

(RP)
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