Geldern Hellmann will den Chefsessel im Rathaus

Geldern · Es läuft einiges schief in Geldern, findet Hanneke Hellmann. Sie will's besser machen: neuer Führungsstil, bessere Stadtplanung, Kehrtwende in der Schulpolitik. Der SPD hat die etwas schrille Drachentochter den Rücken gekehrt.

 Für jeden jecken Jux zu haben - Hanneke Hellmann als Karnevalsprinzessin von Veert.

Für jeden jecken Jux zu haben - Hanneke Hellmann als Karnevalsprinzessin von Veert.

Foto: Binn/Seybert

Im Herbst machte Hanneke Hellmann Nägel mit Köpfen. Nach 16 Jahren trat die ehemalige SPD-Frau enttäuscht aus "ihrer" Partei aus. Dann beantragte sie die doppelte Staatsbürgerschaft; sie besitzt jetzt die deutsche und die niederländische. Die Sozialarbeiterin im Gelderner Jugendamt, "Skater-Mutti", Drachentochter und Veerter Karnevalsprinzessin will als parteiunabhängige Kandidatin Bürgermeisterin werden. Sie sagt: "Ich will mich dafür einsetzen, dass sich in Geldern einiges ändert."

Dazu hat sie konkrete Ideen. Eine Begegnungsstätte für Jugendliche schwebt ihr vor: "Demnächst haben wir sowieso leere Gebäude in Schulen, die kann man umfunktionieren. Die Konzeption habe ich fertiggeschrieben."

 Sie engagiert sich sehr für Flüchtlinge, etwa für Shaaib Ahmad (rechts) aus Afghanistan und seinen Bruder (nicht im Bild).

Sie engagiert sich sehr für Flüchtlinge, etwa für Shaaib Ahmad (rechts) aus Afghanistan und seinen Bruder (nicht im Bild).

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Was die Schullandschaft betrifft, fordert sie eine Kehrtwende: "Ich will eine Gesamtschule. Das ist der Wille von vielen Eltern in Geldern. Die Sekundarschule war leider eine falsche politische Entscheidung." Generell fürchtet sie um Gelderns Bedeutung als Schul-Stadt. Aber da könne man gegensteuern: "Ich möchte Schulpolitik in Absprache mit den Bürgermeistern von anderen Gemeinden betreiben. Das hat es bisher nämlich nicht gegeben."

Auch die Stadtplanung laufe falsch. Ob mit dem Kapuziner-Karree oder der Woolworth-Immobilie: "Es werden nur Löcher gestopft", kritisiert sie. Vielmehr müsse man aber eine Gesamtplanung für die nächsten zwanzig Jahre aufstellen.

 Als "Skatermama" machte sie sich beharrlich für die Belange von Jugendlichen stark.

Als "Skatermama" machte sie sich beharrlich für die Belange von Jugendlichen stark.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Nicht zuletzt wolle sie "einen respektvollen Umgang mit Bürgern, Ratsmitgliedern und den Kollegen in der Verwaltung". Und das sei durchaus als Kritik an bestehenden, autoritären Strukturen zu verstehen, lässt sie wissen. Mit ihr werde "ein ganz anderer Führungsstil" einziehen: "Einer, der darauf abzielt, Konsens zu schaffen", sagt sie. "Meine Stärke als Sozialarbeiterin ist es, Menschen mit gegensätzlichen Meinungen an einen Tisch zu bringen und zu vermitteln."

Ihre berufliche Erfahrung mit dem System im Rathaus ist für sie aber nicht ausschlaggebend. Denn man müsse fürs Bürgermeisteramt eigentlich kein Verwaltungsexperte sein, argumentiert sie: "Da arbeiten genügend Leute, die Ahnung haben." Job des Bürgermeisters sei es, die Belange der Bürger zu vertreten und Kompromisse zu finden.

Mit ihrem vielfältigen Engagement und ihrer eher schrillen Art ist Hanneke Hellmann wohl eine der prominentesten Geldernerinnen. Sie wurde 1998 Drachentochter und zuletzt Karnevalsprinzessin von Veert. Nicht nur als "Skater-Mutti" setzte und setzt sie sich für die Belange von Jugendlichen ein, und sie engagiert sich sehr für Flüchtlinge.

Ihre Kandidatur ist im Rathaus längst angemeldet. Nach Karneval - sie wollte vorher das Prinzessinnen-Krönchen ablegen - sammelte sie binnen zwei Wochen die nötigen 200 Unterstützer-Unterschriften. Am 26. Mai ist ihr letzter Arbeitstag im Jugendamt. Am 27. Mai startet sie die heiße Wahlkampf-Phase: Eine Homepage wird freigeschaltet, ein Wahlwerbefilm ist gedreht, Ansteck-Buttons sind fertig, Flugblätter gehen noch in Druck, ein Info-Stand ist im Bau. Ihr zur Seite steht ein sechsköpfiges Wahlkampfteam.

Enttäuscht ist sie von der SPD. Die hatte bekanntlich 2014 nach Bürgermeister-Kandidaten gesucht, und Hellmann hatte sich beworben. "Ich wusste sowieso, dass die mich nicht aufstellen, denn ich bin kein Parteisoldat", sagt sie heute. Aber ihre Bewerbung sei noch nicht einmal richtig diskutiert worden.

(RP)
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