Wachtendonk Gute Karten für die Integration

Wachtendonk · Das Café Mitmenschen bringt in Wachtendonk Flüchtlinge und Einheimische zusammen. Mehr Sprachkurse gewünscht.

Es ist eine muntere Runde, die da am Tisch sitzt. Schwarzhaarige, Grauhaarige, Menschen mit weißer und brauner Haut. Mal sanft, mal energisch werden Karten auf der Holzplatte platziert, immer mal wieder von lautstarken Kommentaren begleitet. "Uno wird leidenschaftlich gespielt hier", erklärt eine Frau vom Nebentisch. "Hier", das ist das Café Mitmenschen, das die Initiative "Mitmenschen" des "Ökumenischen Arbeitskreises für soziale Fragen" seit Januar jeden Dienstagabend für Flüchtlinge in der Gemeinde Wachtendonk öffnet. Ein Angebot, das ankommt. "Wir haben durchschnittlich zehn bis 60 Besucher", berichtet Herbert Druyen, einer der Organisatoren. "Bei Regen ist die Zahl geringer", ergänzt Hans-Dieter Voetmann. Denn dann fehlen diejenigen, die sonst von Wankum in die Räume des "Flachshauses" auf der Weinstraße in Wachtendonks historischem Ortskern kommen, um Gesellschaftsspiele zu spielen oder sich einfach miteinander zu unterhalten.

Die Restaurantbesitzer stellen dem Café Mitmenschen die Räume zur Verfügung, die hinterher natürlich tipp-topp hinterlassen werden. An der Eingangstür stehen Teller mit Kuchen, gespendet von Privatleuten. Die Getränke werden finanziert aus dem Fonds "Mitmenschen". Ein Sparschwein zu diesem Zweck wird stets gut gefüllt. Laut Druyen ist durch die Freigiebigkeit der Menschen mittlerweile ein Überschuss entstanden.

Menschen aus Afghanistan und Syrien, aus dem Iran und dem Irak, aus Sri Lanka und Bangla Desch kommen ins Café und treffen sich mit Wachtendonkern und Wankumern. Als vor einigen Wochen ein Bangla Deschi mitten in der Nacht aus seiner Wohnung in Wachtendonk abgeholt und abgeschoben wurde, war das natürlich auch ein Thema. "Über die Vorgehensweise waren alle geschockt", erinnert sich Druyen. Doch vorwiegend geht es heiter zu bei den abendlichen Treffen, es wird gelacht, Kinder toben im Hinterhof.

Die Gespräche laufen auf Deutsch. "Darauf legen wir Wert", betont Druyen. Denn in dem Wachtendonker Café sollen den Flüchtlingen in der Gemeinde, zurzeit 130, die deutsche Sprache und die deutsche Kultur näher gebracht werden. Auch geben die "Mitmenschen" Deutschkurse in der Jona-Kirche. "Das ist gut, doch eine Stunde in der Woche ist zu wenig", sagt die Iranerin Fatimeh Hassani. Über den Internationalen Bund in Geldern versucht die Initiative, mehr Deutschkurse bewilligt zu bekommen. Berufliche Eingliederung ist ein weiteres Anliegen der "Mitmenschen". So hat Majid Panahi bei einem Wachtendonker Schreiner ein Orientierungpraktikum begonnen. Und wie waren die ersten beiden Wochen? Der 19-jährige Afghane hebt den Daumen.

(RP)
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