Geldern Grüner Landrat würde "sozialer"

Geldern · Ludwig Ramacher ist Abfallexperte und seit 20 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Allerdings ist der Grüne bisher nur in Wachtendonk bekannt.

Er weiß, dass er im Nordkreis weitgehend unbekannt ist. Als Wachtendonker lebt Ludwig Ramacher tatsächlich ziemlich weit weg von der Kreisstadt. Dennoch ist der 58-Jährige entschlossen, sich auch in Kleve, Goch, Kalkar, Uedem und Kranenburg einen Namen zu machen, denn Ramacher möchte Landrat werden. Er kandidiert für die Grünen und hat sich vom Kreisvorsitzenden Bruno Jöbkes überzeugen lassen, dass er der richtige Mann ist, Wolfgang Spreen an der Spitze der Kreisverwaltung abzulösen.

Seit 1995 ist Ramacher Mitglied des Gemeinderats Wachtendonk und kandidierte dort zweimal als Bürgermeister. Seine Chance bei der Landratswahl dürfte objektiv betrachtet kaum höher sein - aber wer weiß? "Er ist auf keinen Fall ein reiner Zählkandidat. Ich erlebe Ludwig Ramacher seit vielen Jahren als Fraktionsvorsitzenden, der sich akribisch vorbereitet, intensive Gespräche auch mit Angehörigen anderer Fraktionen führt, und der sich schon durch seinen Beruf mit wichtigen Themen auskennt", lobt Jöbkes. "Ramacher könnte die Position Landrat wirklich ausfüllen."

Der Wachtendonker ist ausgebildeter Chemiker, studierte dann aber noch Entsorgungswirtschaft. Nach Jahren bei Schönmackers in Kempen wechselte er zu einer Firma südlich von Köln, die inzwischen zum Abfall-Riesen Remondis gehört. "Dort bin ich für den internationalen Vertrieb zuständig." Als Vorstandsmitglied eines Verbandes für Sonderabfallverbrennungsanlagen sei er auch häufig in Brüssel - was sicher gute Kontakte bringt.

"Mein Job macht mir Spaß, aber mit 58 Jahren ist jetzt die richtige Zeit, sich noch mal zu verändern", findet Ramacher. Ihm scheine die Kreisverwaltung in ihrer Arbeitsweise recht "kaltherzig"; wer mit Sozialhilfe oder Asylfragen zu tun habe, komme nicht gerne ins Kreishaus. "Ich würde nach innen und nach außen für eine bessere Atmosphäre sorgen." Dass dem Abfall-Fachmann die Energiepolitik wichtig ist, lässt sich denken. Ramacher ist bekennender Freund der Windenergie; "übrigens hat der Bau von Windkraftanlagen schon manche Auskiesung verhindert."

Intensiv würde er sich dem demografischen Wandel widmen, dem die Verkehrspolitik wie das Wohnen und die dörflichen Strukturen angepasst werden müssten. Ramacher ist übrigens kein Flughafengegner; "ich bin auch schon ab Weeze geflogen." Was er allerdings erwartet: dass der Kreis Kleve kein weiteres Geld investiert. Andere Arbeitsfelder: mehr Inklusionshelfer für behinderte Schulkinder, Vorgehen gegen Schwarzarbeit und intensivere Kontrollen der Landwirtschaft. Es werde zuviel Gülle auf die Felder aufgebracht.

(RP)
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