Issum Großes Geschick im Kleinen erkennen

Issum · Die neue Ausstellung im Issumer His-Törchen zeigt Miniaturmodelle aus Papier. Fünf Aussteller präsentieren die Produkte ihres stundenlangen Einsatzes mit Schere und Kleber. Die ersten Besucher waren verblüfft über die Exponate.

 Ob alte Verkehrsflugzeuge, Leuchttürme oder Ozeanriesen: Die Ausstellung im Issumer His-Törchen zeigt, was im Papiermodellbau alles möglich ist.

Ob alte Verkehrsflugzeuge, Leuchttürme oder Ozeanriesen: Die Ausstellung im Issumer His-Törchen zeigt, was im Papiermodellbau alles möglich ist.

Foto: gerhard Seybert

Wie schaffen es ganze Passagierschiffe, Flugzeugträger und Leuchttürme ins Issumer Museum His-Törchen? Diese Dinge haben eines gemeinsam: Sie sind aus Pappe und um einiges gegenüber dem Original verkleinert. "Miniaturwelten aus Karton" heißt dann auch die aktuelle Ausstellung.

Zu sehen gibt es 196 Exponate, bei denen es sich lohnt, ganz nah heranzugehen. Denn es braucht ein gutes Auge, um die vielen feinen Details zu würdigen. Einer der fünf Aussteller ist der Issumer Ernst Brinkmann. Das Modell, an dem er am meisten hängt, weil er damit die meiste Zeit verbracht hat, ist der Einsatzgruppenversorger der Bundesmarine. "Das ist das hässliche Teil mit den vielen Schläuchen", sagt er mit einem Lächeln. Mit einem Schiff fing alles an. "Als kleiner Junge war ich mit meinem Vater am Rhein", beginnt seine Erzählung. Sie saßen am Ufer. Kaum wieder zu Hause, nahm er eine Zahnpastaschachtel, spitzte sie vorne und hinten an und steckte einen Schornstein hinein. "Schon hatte ich ein Schiff", sagt Brinkmann.

Was früher "frei Schnauze" funktionierte, wurde perfektioniert. Ausstellungskollege Dieter Matysik erinnert sich an seinen ersten Bastelbogen. Der kostete eine Mark. "Das war damals viel Geld", sagt der 64-Jährige. "Damals" war er sieben Jahre alt. Im Issumer His-Törchen ist er mit Leuchttürmen vertreten. "Die sind vergleichsweise weniger aufwendig", sagt er mit Blick auf die Werke seiner Kollegen. "Vergleichsweise" heißt, es geht auch kniffelig. Dann nämlich, wenn man wie er Gitter aus Bindfaden webt und hauchdünne Bambusstäbchen aus einem Platzset zu einer Stange für die Wetterfahne umfunktioniert. Für seinen Issumer Kollegen hat er lobende Worte. "Ernst Brinkmann baut in einer Geschicklichkeit und Qualität, die bemerkenswert ist", sagt Matysik. Und auch die Besucher sprechen von "einer faszinierenden Sache".

Autos haben es Axel Huppers angetan. Sein Lieblingsmodell ist ein Ford Escort. Dem Papiermodell kann man sogar unter die Motorhaube schauen, bis hin zur Kardanwelle ist alles wie beim Original, nur aus Papier. Mitaussteller Rudolf Vogt erklärt die Herausforderung, die Bastelbögen mit kleinen Fehlern mit sich bringen. Da sind einmal mehr Kreativität, Geschick und vor allem Durchhaltevermögen gefragt. Dafür habe das Hobby aber auch eine Menge Vorteile. "Es macht keinen Dreck, keinen Krach, und man kann zu Hause am Küchentisch basteln", zählt der Mann aus Wattenscheid auf. Natürlich gebe es Modelle in allen Schwierigkeitsgraden. Wer einmal vor einem Haufen mit 4000 bis 6000 Teilen gesessen hat, der wird verstehen, was er meint.

Mit 800 Stunden beziffert Hans-Josef Krings den Arbeitsaufwand der Kathedrale von Reims, die sich eindrucksvoll in einer Vitrine erhebt. Direkt daneben ist Schloss Neuschwanstein zu bewundern. Geradezu geschichtsträchtig stehen die Schlosskirche zu Wittenberg und die Wartburg zusammen. "Das ist schon für das nächste Jahr", spielt Krings auf das Reformationsjubiläum an. Zu seinen Exponaten gehört auch ein Kreuzfahrtschiff mit 620 Liegestühlen an Deck. "Die orange-roten Punkte, das sind die Handtücher, die die Deutschen schon ausgelegt haben", sagt er mit einem Schmunzeln. Die Miniatur-Welt bildet die Realität im Kleinen ab. Für ihn liegt der Reiz des Hobbys auf der Hand. "Das Faszinierende ist das Bauen." Der Weg sei das Ziel.

(RP)
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