Geldern Große Skepsis: Politiker sollen aufs i-Pad umsteigen

Geldern · Ab April soll der Gelderner Stadtrat papierlos arbeiten. Ratsmitgliedern, Ortsbürgermeistern und sachkundigen Bürgern, die ordentliche Mitglieder eines Ausschusses sind, werden dafür - so weit nicht schon geschehen - i-Pads zur Verfügung gestellt. Dann sollen sie die Sitzungsunterlagen sämtlich elektronisch herunterladen. Vorbei die Zeit, in der dicke Papierstapel gedruckt und versandt wurden: Das soll nur noch passieren, wenn es "zwingend notwendige" Gründe für eine Ausnahme gibt. Damit werde die Stadt Geldern jedes Jahr 10.000 Euro sparen und etwa 270.000 Seiten Papier weniger verbrauchen, argumentiert die Stadtverwaltung.

CDU und Grüne haben im Haupt- und Finanzausschuss mit ihrer Mehrheit dafür votiert, gegen SPD, FDP und Unabhängige Linke. Hauptgrund für die Skepsis: Die Übergangsphase, in der Politiker freiwillig aufs i-Pad umsteigen können, läuft schon seit Jahren bemerkenswert erfolglos. Nur einzelne verzichten wirklich aufs Papier. Es gebe dafür auch "gute Gründe", sagte Alexander Alberts (FDP). Mit der Internetverbindung an seinem Wohnort sei es zum Beispiel schwierig, alle Ausschuss-Unterlagen herunterzuladen. Er wolle deshalb nicht auf eine "Ausnahmeregelung" angewiesen sein, die die Stadtverwaltung genehmigen müsste.

Viele würden mit der Arbeit am Tablet nicht zurechtkommen, ergänzte die SPD. Sie bezweifelt auch, dass die Kosten für Anschaffung, Wartung, Ersatz der i-Pads und die für Druck und Versand von Papier richtig gegengerechnet wurden. Die Kritiker wünschten eine längere Übergangsphase: Man müsse "wirklich intensiv in Schulungen und Motivation einsteigen", so Andreas van Bebber (SPD), der selbst übrigens bereits papierlos arbeitet.

Bürgermeister Sven Kaiser hielt dagegen: So lange es die bequemeren Papier-Unterlagen gebe, sei der Antrieb, sich umzugewöhnen, wohl nicht so groß.

Bei CDU und Grünen waren ebenfalls Bauchschmerzen mit der Umstellung zu spüren, dennoch kamen deren Vertreter zu anderen Schlüssen. Die Politik fordere die Wirtschaft stets auf, neue Wege zu gehen. "Und im politischen Bereich tun wir's dann nicht? Da ist nicht ganz konsequent", befand Stefan Wolters (CDU). Und Wieland Fischer (Grüne) erklärte: Trotz nachvollziehbarer Kritik - in diese Richtung müsse die Entwicklung nun mal gehen.

(szf)
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