Geldern Gewerkschaft NGG: Es gibt 4742 Leiharbeiter im Kreis

Geldern · (RP) Immer mehr "Jobs zweiter Klasse": Die Zahl der Leiharbeiter im Kreis Kleve hat drastisch zugenommen. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Arbeitsagentur 4742 Beschäftigte in Leiharbeit - mehr als sechsmal so viele wie zehn Jahre zuvor. Damals gab es lediglich 758 Leiharbeiter im Kreis, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt.

(RP) Immer mehr "Jobs zweiter Klasse": Die Zahl der Leiharbeiter im Kreis Kleve hat drastisch zugenommen. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Arbeitsagentur 4742 Beschäftigte in Leiharbeit - mehr als sechsmal so viele wie zehn Jahre zuvor. Damals gab es lediglich 758 Leiharbeiter im Kreis, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt.

Die NGG Nordrhein spricht von einer alarmierenden Tendenz - und fordert die Politik zum schnellen Handeln auf. "Gerade berät der Bundestag über ein Gesetz gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen. Die Zahlen zeigen, dass wir eine Regelung dringender brauchen denn je", sagt NGG-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hufer. Allerdings müsse am Gesetz noch nachgebessert werden, um den "Wildwuchs im heimischen Arbeitsmarkt" wirklich zu bekämpfen. Hierfür sollten sich jetzt die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Kleve in Berlin stark machen.

Bei der Leiharbeit werden Beschäftigte an einen Betrieb verliehen, wo sie dann für den gleichen Job weniger Geld bekommen als das Stammpersonal. Ursprünglich sollte das auf Auftragsspitzen beschränkt sein - "häufig nutzen Chefs das aber zur dauerhaften Lohn-Drückerei", sagt Hufer. Und die Leiharbeiter bekämen meist keine Chance, ins Stammpersonal aufzurücken. "Gerade in der nordrhein-westfälischen Lebensmittelindustrie wird Leiharbeit zum Problem. Und mit dem Missbrauch von Werkverträgen haben wir es besonders in der Fleischverarbeitung zu tun. Dabei sind Leiharbeiter - genauso wie Werkvertragsbeschäftigte - bei der Altersvorsorge und beim Urlaub schlechter gestellt als die Stammbelegschaft", kritisiert der Gewerkschafter. Das neue Gesetz müsse dem Anstieg dieser "2.-Klasse-Jobs" endlich einen Riegel vorschieben.

Der Gesetzentwurf von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles sieht im Wesentlichen vor, dass Leiharbeiter spätestens nach neun Monaten in einem Betrieb die gleiche Bezahlung bekommen wie das Stammpersonal. Die Höchstverleihdauer soll auf 18 Monate begrenzt werden. Dies gelte jedoch, so Hufer, "nur für Personen, nicht aber für die Arbeitsplätze. Damit können Leiharbeiter alle 18 Monate einfach ausgetauscht werden". "Trotz allem wäre das Gesetz ein erster Schritt", so Hufer. "Deshalb darf es im Bundestag auf keinen Fall scheitern." Heimische Parlamentarier seien in der Pflicht, die Interessen der wachsenden Zahl an Leiharbeitern zu vertreten. Dafür müsse das Gesetz so scharf wie möglich formuliert sein. Erst dann werde sich der Negativ-Trend im Kreis Kleve umkehren - und der Leiharbeiter von heute zum Stammbeschäftigten von morgen.

(RP)
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