Straelen Geschichten aus dem "Siegburger"

Straelen · Der Straelener Gasthof feiert sein 50-jähriges Bestehen. Inhaber Manfred Scholten erinnert sich an manche Anekdoten. Es gab mehrere Umbauten. Der Wirtschaftsförderer gratuliert mit einem Geschenk zum Jubiläum.

In einem halben Jahrhundert geschieht so einiges in einem Gasthof. So auch im "Siegburger". Inhaber Manfred Scholten erzählt einige kuriose Geschichten.

An einem Tag zum Beispiel kam eine Pilgergruppe aus Dülken zum Mittagessen. Wie bei jeder größeren Gruppe meldeten auch sie sich mit einer Personenzahl an. Manfred Scholten, der in der Küche stand, machte für alle Schnitzel. Als die den Gästen gebracht wurden, fehlte eines. Scholten war irritiert, da er sich sicher war, genau so viele Schnitzel gemacht zu haben wie Personen angemeldet waren. Trotzdem konnte er seinen Gast selbstverständlich nicht verhungern lassen, deswegen bereitete er noch ein weiteres zu. Später wollten die Kellnerinnen abrechnen. Doch ein Platz neben dem Pastor war leer. Als die Kellnerinnen nachfragten, sagte er, dass der Mann wohl gleich wiederkomme, er ihn allerdings nicht kenne. Am Ende stellte sich heraus: Der Mann war wohl ein Obdachloser gewesen und hatte sich der Gruppe angeschlossen, um eine warme Mahlzeit zu bekommen.

Seit die Familie Scholten im Jahr 1967 die Gaststätte von der Familie Panhuysen übernommen hat, hat sich einiges verändert. Aus der damaligen Gaststätte mit Bäckerei und Lebensmittelgeschäft wurde 1977 zuerst ein Gasthof mit acht Hotelzimmern, einer Küche und einer Kegelbahn. Da Willi Scholten im Sportverein war, wurde der Betrieb schnell zum Treffpunkt der Sportler und der Jugend. Gleichzeitig bot er Pilgern an, sie in privaten Haushalten einzuquartieren, unter der Bedingung, dass sie bei ihm abends essen und trinken gehen.

Damals war die Theke noch der zentrale Bestandteil des Hauses. Doch die Thekenkultur hat sich verändert und ging zurück. Mittlerweile sind die Hotelzimmer und das Restaurant die zentralen Einnahmequellen. Heute hat der Gasthof 19 Zimmer, zwei Kegelbahnen und noch eine eigene Wäscherei. Dort finden Pilger und Monteure einen Schlafplatz. Aber nicht nur die. In diesem Haus ereignete sich einmal ein Krimi.

Eines Nachmittags kamen ein älterer Mann und zwei muskulöse Russen mit zwei Frauen, wovon eine schwanger war, in den Gasthof. Sie wollten übernachten. Die Zimmer wurden direkt bezahlt, Manfred Scholten machte sich weiter keine Gedanken. Nachher verlangten die Gäste, Essen auf ihr Zimmer zu bekommen. Eigentlich bietet Scholten keinen Zimmerservice an, doch wegen der schwangeren Frau brachte er drei Gulaschsuppen nach oben.

Später gab es Radau im Hotelzimmer. Scholten sah nach dem Rechten: Die Suppe hatte ihren Weg auf die Möbel gefunden. Er sagte den Gästen dazu ein paar Takte und ging raus auf den Gang, wo ihm ein weiterer Russe entgegenkam, der nach im trat.

Der Gastwirt rief die Polizei. Nach 20 Minuten kamen zwei junge Polizisten da. Scholten ging noch mal nach oben, um zu sehen, ob dort alles gut sei. Als er wieder herunter kam, fand er einen Polizisten und einen der Russen sich am Boden prügelnd vor. Der Polizist sprühte mit Pfefferspray. Das führte dazu, dass alle Gäste weinten, und der Beamte griff zu seinem Funkgerät und brüllte "Polizist am Boden". Innerhalb von gefühlten zwei Minuten erstrahlte die Straße in blauem Licht. Vier Streifenwagen rückten an. Aus den Häusern schauten die Anwohner, was los sei.

Die Polizei konnte die Situation entschärfen. Die schwangere Frau und der ältere Mann blieben auf dem Zimmer. Als sie am nächsten Morgen gehen wollten, checkte Scholten den Raum und stellte fest: Er war blitzeblank. "Warum nicht gleich so", sagte er. Später stellte sich heraus, dass die Gäste gesuchte Verbrecher waren. Das bescherte Scholten noch einen Besuch bei einer Gerichtsverhandlung in Kleve, wo er als Zeuge aussagte.

Der Gasthof "Zum Siegburger" legt Wert darauf, ein familiäres Ambiente zu bieten mit einer "einfachen", gutbürgerlichen Küche, die das Handwerk des Kochens schätzt. Zu dem Jubiläum gratulierte Wirtschaftsförderer Uwe Bons Scholten und überreichte dem Wirt ein Bild mit Straelener Motiven.

(RP)
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