Serie Netzwerk Gesundheit Ganzheitlich genesen in der Geriatrie

Geldern · Alte Menschen kommen nach einer Krankheit schwieriger wieder auf die Beine als junge. Wichtig sind systematische Hilfen.

 Damit der "ganzheitliche" Ansatz klappt, müssen die Mitarbeiter des Krankenhauses sich auch intensiv austauschen. Der Leitende Arzt Heinz-Leo Hellmann (2.v.r.) bei einer Besprechung mit dem Pflegeteam. Mit dabei: Pflegedirektor Andreas Kohlschreiber (l.).

Damit der "ganzheitliche" Ansatz klappt, müssen die Mitarbeiter des Krankenhauses sich auch intensiv austauschen. Der Leitende Arzt Heinz-Leo Hellmann (2.v.r.) bei einer Besprechung mit dem Pflegeteam. Mit dabei: Pflegedirektor Andreas Kohlschreiber (l.).

Foto: Gerry Seybert

Jeder Patient möchte nach einem Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause. Das gilt auch für ältere Menschen, die durch verschiedene Erkrankungen in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt sind. Deshalb stellt die Abteilung für Altersmedizin des Gelderner Krankenhauses bereits bei der Aufnahme die Weichen für die Erhaltung und Wiederherstellung der Alltagsfähigkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Mobilität und der individuellen Lebensqualität.

Schon beim Eintreffen wird ein Gesamtstatus des Patienten erfasst. Kommt ein Mensch in die Klinik, so steht zunächst seine Akuterkrankung im Fokus. Häufig sind es Infekte wie Lungen- oder Harnwegsentzündungen. Aber auch Knochenbrüche, Diabetes, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden im St.-Clemens-Hospital medizinisch versorgt.

Aber: "In der Geriatrie behandeln wir nicht nur das gesundheitliche Problem", so Heinz-Leo Hellmann, Leitender Arzt der Abteilung. "Wir setzen auch alles daran, eine alltagstaugliche Selbstständigkeit des Patienten und damit mehr Lebensqualität zu erreichen. Das schaffen wir dank unseres großen Teams von Spezialisten, das von Beginn an die Therapie begleitet."

Um die Beweglichkeit des Betroffenen zu erhalten, beginnen Physiotherapeuten sehr bald mit ersten Trainingseinheiten. Möglichst schon am Patientenbett, später mit Rollator oder mit der Gehhilfe auf dem Krankenhausflur.

"Je nach Befund werden weitere Therapeuten und Fachdisziplinen hinzugezogen", erklärt Pflegedirektor Andreas Kohlschreiber die breit aufgestellten Hilfen der geriatrischen Abteilung. "Das können im Einzelfall Logopäden, Ernährungsberater oder Wundexperten sein."

Stationsleitung Uschi Eitel, Krankenschwester mit Fachweiterbildung in gerontopsychiatrischer Pflege, beschreibt die besonderen Anforderungen an ihren Berufsstand im Bereich der Altersmedizin: "Wir lassen uns auf jeden Patienten ein, holen ihn dort ab, wo er steht. Wir pflegen die Patienten ganzheitlich. Dafür lassen wir uns gerne mehr Zeit. Die Mobilisierung des älteren Menschen, also die aktivierende Pflege, ist ein zentraler Baustein unserer Arbeit."

Regelmäßig werden die Fortschritte dokumentiert, stets neu hinterfragt. Was kann der Patient selbstständig und wobei benötigt er Hilfe? Kann er alleine frühstücken? Benötigt er Assistenz bei der Körperpflege? Wie können körperliche Ressourcen noch verbessert werden? Der Therapieplan wird laufend an die aktuellen Befunde angepasst.

Doch was geschieht eigentlich nach der Zeit im Krankenhaus? Ist der Alltag für den Patienten zu Hause allein zu bewältigen? Wie können Angehörige in die Pflege eingebunden werden? Um diese Fragen kümmert sich im St.-Clemens-Hospital Irmgard Roggenbuck.

Die Fachkraft für "Familiale Pflege" und für Pflegeüberleitung versichert mit Nachdruck: "Wir schauen frühzeitig, ob eine erweiterte häusliche Fürsorge erforderlich sein wird. Dazu sprechen wir mit der Familie. Bei Bedarf führen wir individuelle Pflegetrainings mit den Angehörigen durch. Diese können im Krankenhaus auf der Station stattfinden oder nach der Entlassung zu Hause. Wir geben professionelle Pflegetipps oder verweisen auf Hilfsmittel. Manchmal müssen wir eine geeignete Reha- oder Pflegeeinrichtung vermitteln, zum Beispiel zur nachstationären ambulanten Betreuung oder zur Kurzzeitpflege. Dann helfen wir mit wohnortnahen Adressen weiter."

Dass die hohe Qualität der medizinischen und pflegerischen Betreuung in der Geriatrie nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern Arbeitsalltag ist, hat die Abteilung 2014 bewiesen. Sie wurde im ersten Anlauf durch eine externe Prüfstelle zertifiziert und trägt nun das Qualitätssiegel Geriatrie. "Diese unabhängige Überprüfung ist uns wichtig. Sie trägt ebenso zur laufenden Verbesserung unserer Arbeit bei wie der regelmäßige fachliche Austausch mit anderen Abteilungen in der Region", erklärt Pflegedirektor Andreas Kohlschreiber. "Deshalb sind wir aktives Mitglied im Qualitätsverbund Geriatrie Nord-West-Deutschland."

(RP)
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