Geldern Freiraum für Kreative am Wasserturm

Geldern · Die 18. Auflage des Gelderner Turmstipendiums hat begonnen. Bis zum 26. August dauert die Arbeitsphase für die drei Teilnehmerinnen Mariel Poppe, Carolin Schreier und Corine van der Werf. Über Kopfschütteln und "Fake Towers".

 Mariel Poppe, Carolin Schreier und Corine van der Werf (vorne v.l.) wollen mit Stein und Papier ihre Kunstwerke realisieren. Die Sponsoren sowie Vertreter der Stadt und beteiligten Kunstvereine (hinten) freuen sich auf die Resultate.

Mariel Poppe, Carolin Schreier und Corine van der Werf (vorne v.l.) wollen mit Stein und Papier ihre Kunstwerke realisieren. Die Sponsoren sowie Vertreter der Stadt und beteiligten Kunstvereine (hinten) freuen sich auf die Resultate.

Foto: seybert

Die 18 steht mittlerweile vor dem Gelderner Turmstipendium. Doch Peter Busch von "Kuhnst Turm", neben dem Kunstverein und den Freizeitkünstlern einer der drei Veranstalter, fürchtet den Einzug von Routine nicht. "Das ist immer wieder eine neue Erfahrung, genau wie die Künstler, die mit dem Ort, mit der Stadt und dem Platz umgehen." Diesmal erstellt ein Frauen-Trio seine Kunst: Mariel Poppe und Carolin Schreier aus Berlin sowie Corine van der Werf aus dem niederländischen Baarn, die einige Zeit in Lüllingen gelebt hat.

Gut möglich, dass einige der Werke wieder zu "Kopfschütteln und Verwunderung" führen, wie Rainer Niersmann vom städtischen Kulturbüro beim Rückblick auf frühere Reaktionen beim Gelderner Publikum anmerkte. Es sei wichtig, dass diese Art Kunst gepflegt werde. Patrick Tekock von der Sparkasse Krefeld, einem der Unterstützer des Turmstipendiums, empfahl, sich für die Kunst Zeit zu nehmen und tiefer ins Werk einzusteigen. "Wir würden auch gerne beim 19. Turmstipendium mitmachen", kündigte er an - und Busch nahm's erfreut zur Kenntnis.

Ideen haben die Stipendiatinnen reichlich, wobei, wie Corine van der Werf betonte, es nie ausgeschlossen sei, dass Entwürfe bald wieder "im Feuer" landeten. Die Niederländerin findet es "schön, dass ich hier spielen darf". Papier ist ihr Material, weil man "mit ihm alles machen kann". Mit viel Farbe will die 56-Jährige es verändern. Daneben fotografiert sie Dinge, die sie interessieren. Ihre Gedanken will sie mit der Umgebung verbinden. Das Stipendium sei eine wunderschöne Möglichkeit, sich einen Monat lang einer Sache zu widmen, "dem, was rauskommen will".

Mariel Poppe will während der bis zum 26. August dauernden Arbeitsphase ihr im Frühjahr begonnenes "Fake Towers"-Projekt fortsetzen. Aus alten Ziegelsteinen konstruiert sie ihre kleinen Bauwerke. Unter einem Vordach auf der Rückseite des Wasserturms und in der zweiten Etage hat sie sich ihre Arbeitsplätze eingerichtet. "Ich habe hier mehr Raum als in meinem Atelier in Berlin", erzählte die 49-Jährige. Den Wasserturm findet sie mit seinen Rundungen und Betonverschalungen sehr reizvoll. "Ich bin gespannt, was ich hier noch an Material finde." Einige schöne dunkle Steine von einem abgebrannten Haus hat sie schon entdeckt, auf rote, gelbe und anders geformte hofft sie noch. Sie freut sich auf eine "schöne Zeit in einem besonderen Raum" und die Wochen zu dritt.

Das Rauskommen aus dem Alltag und das im Kopf frei werden ist auch für Carolin Schreier ein dickes Plus beim Turmstipendium. "Der Austausch mit anderen passiert sonst viel zu selten", findet die 39-Jährige, die in Leipzig studiert hat und "von der Zeichnung her" kommt. Auch sie möchte im Wasserturm ein Projekt zu Ende führen. Seit einiger Zeit stellt sie Kleidung aus Papier und farbigem Klebeband her, mal transparent, mal zu groß, mal sehr klein. Das "Unpassende" ist ihr Thema. Sie faltet Papierstücke und tackert sie aneinander. "Gerne lasse ich mich für Neues durch die Umgebung und die anderen Stipendiatinnen inspirieren."

"Ich bin gespannt auf die Produkte", sagte Gelderns Ortsbürgermeister Johannes Leurs. Und Busch lud die Interessierten zum Besuch im Wasserturm ein. "Das Ziel des Stipendiums ist ja gerade, das Entstehen von Kunst zu vermitteln." Es solle die Angst vor der Kunst genommen werden - späteres Kopfschütteln beim Betrachten nicht ausgeschlossen.

(RP)
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