Interview Retterin Julia Weyers Frau rettet Junge aus überhitztem Auto

Geldern · Ein 18 Monate alter Junge aus Emmerich ist am Mittwoch von seinen Eltern bei tropischen Temperaturen im Auto zurückgelassen worden. Eine Passantin konnte ihn befreien. Wir haben gestern mit der 29-Jährigen gesprochen.

Interview Retterin Julia Weyers: Frau rettet Junge aus überhitztem Auto
Foto: Stade Klaus-Dieter

Kleve/Emmerich Am Mittwochnachmittag hat es in Kleve einen dramatischen Rettungseinsatz gegeben. Auf dem Parkplatz vom Amtsgericht war ein anderthalbjähriger Junge aus Emmerich alleine in einem Fahrzeug eingeschlossen. Eine Passantin hörte die Schreie des Jungen und alarmierte die Polizei. Noch vor Eintreffen der Rettungskräfte gelang es der Frau, die Tür des Autos zu öffnen und den Jungen zu befreien. Das Kind wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Die Eltern des Jungen (28 und 33 Jahre alt) kamen erst zum Auto zurück, als der Junge schon weggebracht worden war. Nach Angaben der Polizei waren die Emmericher mit dem dreijährigen Bruder des Jungen in der Innenstadt Eis essen und hatten den 18 Monate alten Sohn im Auto zurückgelassen, weil er schlief. Gegen sie wurde ein Strafverfahren wegen Körperverletzung eingeleitet. Außerdem wurde das Jugendamt informiert.

 Aus diesem Auto wurde der kleine Junge befreit. Die Eltern hatten die Fenster einen Spalt breit heruntergekurbelt und waren dann Eis essen gegangen.

Aus diesem Auto wurde der kleine Junge befreit. Die Eltern hatten die Fenster einen Spalt breit heruntergekurbelt und waren dann Eis essen gegangen.

Foto: Schulmann

Laut eines Sprechers der Feuerwehr hat keine akute Lebensgefahr bei der Erstversorgung vor Ort bestanden. "Ein Fenster des Wagens war einen kleinen Spalt breit geöffnet", sagte ein Polizeisprecher. "Aber bei den aktuellen Temperaturen heizt sich so ein Auto in der Sonne natürlich trotzdem stark auf." Der Junge sei wahrscheinlich über einen Zeitraum von 15 bis 30 Minuten im Auto eingesperrt gewesen.

Gestern Vormittag fand die Abschlussuntersuchung des Jungen statt, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Er hatte die Nacht zusammen mit den Eltern im Krankenhaus verbracht und wurde gegen Mittag entlassen.

Die RP hat gestern mit der Kleverin Julia Weyers (29) gesprochen, die den kleinen Jungen aus dem Auto befreit hat:

Frau Weyers, wie sind Sie auf den Jungen aufmerksam geworden?

Julia Weyers Eine Frau stand bereits vor dem Auto. Sie hatte das Kind in dem Fahrzeug entdeckt und versucht, eine Tür zu öffnen. Dadurch wurde die Alarmanlage ausgelöst. Der Junge war völlig aufgelöst und durchgeschwitzt. Er stand auf dem Fahrersitz schrie nach seiner Mutter.

Wie konnten Sie das Kind befreien?

Weyers Drei Fensterscheiben waren einen Spalt weit geöffnet. Zunächst hatte die Dame versucht, in das Auto hineinzugreifen, um den Pin für die mechanische Entriegelung hochzuziehen. Was ihr jedoch nicht gelang. Ich habe wesentlich schmalere Arm. Doch musste auch ich es an mehreren Scheiben versuchen, bis ich eine fand, die weiter heruntergedreht war.

Wie lange war das Kind in dem Auto?

Weyers Ich war gegen 16.30 Uhr an dem Fahrzeug. Nachdem ich die Tür geöffnet hatte, habe ich den Jungen festgehalten und beruhigt. Es dauerte dann nur noch einige Minuten, bis der Rettungswagen eintraf. Die Rettungskräfte haben sich dann um den Jungen kümmerten. Insgesamt war ich etwa 15 Minuten an dem Auto, bis der Krankenwagen eintraf.

Haben Sie die Eltern des kleinen Kindes noch gesehen, als sie zurückkamen zum Auto?

Weyers Ja. Ich wollte unbedingt noch wissen, wer so etwas macht. Die kamen recht schnell Richtung Parkplatz gelaufen. In der Eisdiele hatte sich offenbar herumgesprochen, dass dort ein Kind völlig aufgelöst in einem Auto nach seiner Mutter schreit.

Welchen Eindruck hatten Sie?

Weyers Die Mutter war den Tränen nah, der Vater wusste offenbar nicht richtig, was der Auflauf sollte. Der erklärte, dass er doch extra die Fensterscheibe heruntergelassen hätte. Zwei Polizistinnen hatten den Eltern sehr deutlich gesagt, was sie alles falsch gemacht haben und wie der Vorfall auch hätte ausgehen können.

(jan)
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