Geldern Feuerwehr ächzt unter der Bürokratie

Geldern · Geldern braucht einen neuen "Brandschutzbedarfsplan". Der muss nachweisen, dass die Freiwillige Feuerwehr ihren Aufgaben in der Stadt gewachsen ist. Mit dem, was die Gelderner vorlegen, ist die Bezirksregierung aber nicht zufrieden.

 Johannes Lörcks: "Kommen uns vor wie Versuchskaninchen."

Johannes Lörcks: "Kommen uns vor wie Versuchskaninchen."

Foto: Seybert Gerhard

Zu wissen, dass irgendwo ein Altenheim mit 72 Betten steht, ist nicht genug, wenn es um die Sicherheit geht, sagt die Bezirksregierung Düsseldorf. Geklärt sein müssen auch die Besetzung mit Personal, und zwar tags und nachts, sowie Details über die Bausubstanz. Zu wissen, wo große und kleine Straßen verlaufen, reicht nicht: Was liegt unterm Asphalt? Sind da Strom- oder Wasserleitungen? Die Mannschaftsstärke der Feuerwehr muss bekannt sein - aber wie ist die Verfügbarkeit morgens, mittags, abends, und wie werden die Leute auf die Fahrzeuge verteilt?

Gelderns Feuerwehr muss derzeit mehr Daten sammeln als Feuer löschen. Sie ächzt unter der Erstellung eines neuen "Brandschutzbedarfsplans" für die Stadt. Die Anforderungen an die zu erfassenden Fakten übers gesamte Stadtgebiet seien extrem umfangreich, klare Vorgaben gebe es aber nicht. Und Feuerwehrchef Johannes Lörcks, sagt: "Wir kommen uns auch ein bisschen wie das Versuchskaninchen der Bezirksregierung vor."

Eigentlich sollte der aktualisierte Plan für den Brandschutz und die Katastrophenhilfe in der Stadt schon 2015 fertig sein. Der zuletzt gültige stammte von 2010. Jetzt haben Wehr und Stadtverwaltung der Bezirksregierung in Düsseldorf bereits den dritten Entwurf einer neuen Version vorgelegt, und der genügt den Ansprüchen nach wie vor nicht. Aus Sicht der Stadt ist das nicht die Schuld der Gelderner. Das Verfahren sei enorm aufwändig, hat Feuerwehrchef Lörcks bei einer Präsentation vor der Politik dargelegt: Man müsse "unglaublich viele Daten sammeln" - und das ohne klare Vorgaben, welche genau am Ende verlangt würden. Stattdessen seien von der Bezirksregierung nach mehreren Rücksprachen immer wieder neue Erhebungen und Einzelheiten verlangt worden. Die Nachforschungen und die bürokratische Arbeit seien schon eine große Belastung für die Freiwillige Feuerwehr, heißt es. "Deutlich wies die Bezirksregierung darauf hin, es gebe zur Brandschutzbedarfsplanung keinen Musterplan oder Leitfaden", benennt Stadt-Sprecher Herbert van Stephoudt das Problem der Verantwortlichen. Die Gelderner fühlen sich von der Behörde daher ziemlich alleingelassen.

Dabei geht es um einiges. Als mittlere kreisangehörige Stadt ist Geldern nämlich eigentlich verpflichtet, eine Berufsfeuerwehr zu bilden. Das würde sehr viel Geld kosten. Kann die Kommune aber darlegen, dass sie mit der Freiwilligen Feuerwehr gut genug ausgestattet ist, kann es eine "Ausnahmegenehmigung" geben. Das hat in Geldern bislang geklappt - aber jetzt wird es kompliziert.

Nach Auffassung der Bezirksregierung konnte Geldern bislang "nicht in allen Teilen überzeugend den schriftlichen Nachweis führen, dass der Brandschutz und die Hilfeleistung in der Kommune gewährleistet ist", so teilt es die Behörde mit. Man stehe im Dialog, und in der jüngsten Version des Plans seien "bereits viele inhaltliche Verbesserungen enthalten" - es reichte nur noch nicht.

Ein Einzelfall sei Geldern damit nicht. Andererseits gebe es aber auch Kommunen, die bei ihren Plänen nicht mehr nachbessern müssten, "da sie den Nachweis besser führen".

Immerhin: Geldern sieht sich auf dem richtigen Weg, betont Johannes Lörcks. So wollten die Städte Rees und Kevelaer schon Rat aus Geldern.

(RP)
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