Geldern Fasziniert von der Metallbau-Welt

Geldern · Karl Ingendae baut mit Begeisterung Modelle mit Teilen von Märklin nach. Schon längst hält sich der Lüllinger nicht mehr an die Anleitungen, sondern konstruiert eigene Dinge. Über schwere Schwimmbagger und Nachschubprobleme.

 Karl Ingendae ist leidenschaftlicher Modellbauer.

Karl Ingendae ist leidenschaftlicher Modellbauer.

Foto: Seybert Gerhard

Für Kleinkinder ist es lebensgefährliches Terrain. Tausende von verschluckbaren Kleinteilen liegen in Blechschachteln, die auf einem Tisch und in Regalen aufgereiht sind: Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Buchsen und Abdeckkappen. Für Karl Ingendae freilich ist der kleine Raum "mein Rückzugsort". Dort bastelt der Lüllinger, zum Teil in Friemelarbeit, Modelle zusammen. Die Einzelteile dazu holt er aus Märklin-Metallbaukästen.

Dem Hobby verfiel Ingendae schon als Junge. "Als Kommunionkind habe ich 1950 einen Märklin-Baukasten bekommen", erinnert sich der 75-Jährige. Die kleinste Ausgabe bekam er geschenkt, denn die kinderreiche Familie konnte sich teures Spielzeug nicht leisten. Zu Weihnachten wünschte sich der kleine Karl wieder was von Märklin. "Aber das war nicht drin, statt dessen gab es was zum Anziehen."

 In offenen Schalen sind Schrauben, Ösen und sonstige Materialien geordnet.

In offenen Schalen sind Schrauben, Ösen und sonstige Materialien geordnet.

Foto: Seybert Gerhard

Es sollte lange dauern, bis Ingendae sich dem Zeitvertreib mit den kleinen Metallelementen wieder zuwenden sollte. Während seiner Gesellen- und Wanderjahre als Metzger hatte der Mann aus St. Hubert ganz anderes im Sinn. Erst, nachdem er seiner Elisabeth 1966 das Ja-Wort gegeben hatte, kehrte er zu den Spielzeugen aus Göppingen zurück. "Da habe ich mir die Nummer 105 gekauft, das war damals der größte Kasten."

Als erstes baute Ingendae einen Trecker mit Karre. Immer mehr Kästen holte er sich und fertigte Konstruktionen aus den grünen, blauen, roten und schwarzen Elementen an. Bis es ihm irgendwann nicht mehr genügte, streng nach Anleitung zu bauen, sondern eigene Modelle entstehen zu lassen.

Mittlerweile hat er in seinem Hobbyraum 25 große Teile stehen: Bagger, Dampfloks, eine Windmühle, einen O-Bus, ein Feuerwehrauto mit ausfahrbarer Leiter, einen Schwimmbagger, der gut zehn Kilogramm schwer ist, ein Riesenrad mit vier Gondeln. "Da ist nichts vernagelt und nichts verklebt, da muss jedes Teil einzeln montiert werden", beschreibt der Lüllinger den Aufwand. Es kommt vor, dass er ein Fahrzeug oder ein Gerät zwei- oder dreimal auf- und abbauen muss, bis es funktioniert. Es dauert Monate, ehe ein großes Teil fertig ist. "Ich sitze ja nicht jeden Abend dran."

Derzeit arbeitet Ingendae an einem großen Baukran. Der ist schon rund ein Meter hoch, soll aber noch wachsen. "Da baue ich noch ein Element dazwischen." Seine Frau sieht's gerne, wenn sich ihr Karl statt vor den Fernseher an den Tisch in seinem Hobbyraum setzt, mit Musik aus dem Radio/CD-Spieler und einem Bierchen dabei. "Aber das ist ja auch nur für den Winter", beteuert der Lüllinger. Wenn's warm ist, hält er sich mit seiner Gattin viel lieber im Garten auf oder unternimmt mit ihr Radtouren.

Ein Problem ist der Nachschub. "Die Metallbaukästen von Märklin sind seit rund 15 Jahren nicht mehr im Handel", berichtet Ingendae. Was heute fabrikneu von anderen Firmen zu haben ist, sei kleiner und oft aus Plastik. Als der Lüllinger vor Jahren in der Zeitung annoncierte, bekam er Angebote aus dem ganzen Kreis Kleve. Auf Spielwarenmessen wird er hin und wieder fündig. Und einmal hat er bei Ebay was ersteigert. "Aber das mache ich nie mehr wieder, da bin ich betuppt worden."

Lehrreich seien die Baukästen, so Ingendae. Betrübt ist der Senior darüber, dass beim Zusammenschrauben mit Inbus- und Schraubenschlüssel seine Finger nicht mehr die einstige Geschwindigkeit erreichen.

In einem Kindergarten hat Ingendae sein Hobby auch schon mal präsentiert. "Aber die Kleinen haben noch kein Gefühl dafür." Und dann ist da noch die Gefahr mit den verschluckbaren Kleinteilen.

(RP)
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