Geldern Eine spanische Exklave in der Tonhalle in Geldern

Geldern · Rasmus Vamos-Fechter kann man die Liebe zu seiner Gitarre ansehen. Wenn er die Augen schließt und sich ganz in sein Instrument versenkt, wird eine innere Ruhe greifbar. Eine Form von Entspannung, die sich beim letzten Serenadenabend in der Tonhalle der Kreismusikschule Geldern auch auf das Publikum übertrug.

Der 1990 in Stockholm geborene Gitarrist überzeugte mit einem bezaubernden Soloprogramm. Mit vier Etüden - "Quatro Estudios" - von Fernando Sor schuf er in der Märzkälte eine musikalische spanische Exklave. Sor, der 1778 in Barcelona geboren worden war, war Gitarrist und Komponist. Das besondere an seinen Werken sei, dass er nicht nur Stücke für Gitarre schrieb, erzählte Vamos-Fechter. In der Introduktion und Variation über "Que ne suis-je la forgere", op. 26, ebenfalls von Sor, zeigte der Schwede ein beeindruckendes improvisatorisches Können.

Altbekanntes vermischte sich in Franz Schuberts "Lob der Tränen" mit Neuem. Das eigentlich für Klavier und Gesang geschriebene Werk klang auf der Gitarre ungewohnt. Die Transkribierung für Gitarre stammte von Johann Caspar Mertz und entstand rund 15 Jahre nach Schuberts Komposition. Für das richtige musikalische Erlebnis hatte Vamos-Fechter zwei Gitarren mitgebracht: Der Nachbau einer Stauffer-Gitarre, die Originale stammen aus der Zeit um 1820, passte genau zur gewählten Musik.

Es folgte das "Ständchen", ebenfalls von Franz Schubert. Aufgrund seiner Melodie, Rhythmik und Harmonik könnte das Stück ein musikalisches Symbol für den Serenadenabend sein. Giulio Regondi - ein Wunderkind auf der Gitarre - schuf die Nocturne "Reverie", op. 19. Mit Präzision und einer ganz eigener Leidenschaft für das Instrument, spann Vamos-Fechter sein Publikum ein in ein Netz aus vielen Trillern und immer wiederkehrenden musikalischen Motiven, die den Zuhörer nicht loslassen wollten.

Mit dem Wechsel auf eine moderne Gitarre wechselte auch der Musikstil. Joaquin Rodrigos (1901-1999) "Zapateado" startete energisch und stürmte vorwärts, blieb dabei aber in einem ruhigen Grundtempo - ein musikalischer Genuss gerade wegen seines motivischen und rhythmischen Witzes, der bisweilen an Schostakowitschs 9. Sinfonie erinnerte.

Die "Sonata Nr. 3" von Manuel Maria Ponce beendete den wieder einmal gelungenen Serenadenabend. Mit einem spannenden, aber ungewohnt klingenden "Allegro Moderato", einem langsamen und betonten "Chanson: Andantino molto espressivo" und dem überraschenden und aus den Gedanken reißenden "Allegro non troppo" spielte sich Rasmus Vamos-Fechter einmal mehr in die Herzen seiner Zuhörer. Zurecht gab es viel Applaus. Bei der Zugabe, gespielt wurde Francisco Tarregas "Recuerdos de la Alhambra", konnte das Publikum noch einmal musikalisch nach Spanien reisen und den trüb-regnerischen Niederrhein hinter sich lassen.

(eo)
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