Geldern Eine Schau als Hommage an Jan Vissers

Geldern · Der Heimatverein hat Bilder des großen Veerter Künstlers gesammelt und stellt sie aus. Das Besondere daran: Alle Exponate hängen sonst in Veerter Wohnhäusern; sie wurden von Privatleuten zur Verfügung gestellt.

Ungezählte Gelderner haben die Kunst von Jan Vissers im Wortsinn "begriffen", ohne das überhaupt zu bemerken. Die Klinken an den Portalen der Pfarrkirche St. Maria Magdalena sind seine Arbeit.

Der Veerter Künstler Johann, genannt "Jan" Vissers, geboren im August 1910 und gestorben im März 1993, hat Spuren hinterlassen. Seine Landschaftsmalereien ziehen mit dichter Atmosphäre in Bann. Sie lassen das Rauschen des Sommerwindes über Feldern erahnen, oder die nasse Kälte eines niederrheinischen Winters. Viele entführen in die Vergangenheit, und Porträts offenbaren einen intensiven, emotionalen Blick auf die Menschen. Hinzu kommt einiges an Kirchenkunst.

Der Veerter Heimat- und Verschönerungsverein veranstaltet nun am Samstag und Sonntag, 25. und 26. November, eine Ausstellung mit Werken von Vissers. "Das ist ein Veerter Künstler, und der hat so tolle Sachen gemacht", erklärt Franz-Josef Spolders vom Verein die Idee: "Es ist zu schade, dass diese Dinge irgendwo im stillen Kämmerlein liegen."

Denn das ist das ganz Besondere an dieser Schau: Alle Bilder und Gegenstände, die gezeigt werden, stammen aus Privatbesitz. Es sind Leihgaben von Bürgern und Kunstliebhabern. Schätze, die sonst Privathäuser zieren, kommen einmal der Öffentlichkeit vor Augen.

Der Verein hatte die Bürger im Sommer dazu aufgerufen, Vissers-Werke dafür zur Verfügung zu stellen. "Wir dachten, wenn sich da vielleicht zehn oder 20 melden, dann wäre das schon gut", erinnert sich Spolders. Am Ende wurden ihnen sage und schreibe 65 Objekte angeboten. "Wir waren überwältigt von der Resonanz", so Spolders. "Wir sind überall rausgefahren, haben die Bilder erstmal fotografiert und dann eine Auswahl getroffen." Denn um alle zu zeigen, dazu reicht der Platz gar nicht.

"Der ist ja so vielseitig, der Mann", zeigt sich Jochen Völkel, ebenfalls vom Vorstand des Heimatvereins, ganz fasziniert. Und sein Vereinskollege Franz Kubon ergänzt: "Das war wirklich beeindruckend, was so viele Jahre geschlummert hat." Bei der Auswahl der Exponate konzentrierte man sich überwiegend auf Veerter Motive und auf Porträts.

Die Ausstellung läuft an beiden Tagen, Samstag und Sonntag, an zwei Orten. Der eine ist die Heimatstube an der Veerter Dorfstraße 23. Der andere ist die einstige Wirkungsstätte von Jan Vissers: sein Atelier, das "Künstlerhaus Vissers", am Beurskensweg 18. Diese Räume werden von seiner Pflegetochter, der Künstlerin Bettina Hachmann, erhalten und gebraucht. Bettina Hachmann stellt nicht nur das Haus zur Verfügung: Sie war von Anfang an begeistert von der Idee des Vereins und hat alles mit organisiert. Für Kunstinteressierte dürfte der Besuch bei ihr besonders interessant sein: "Das Atelier ist so geblieben - weitestgehend -, wie Jan Vissers das genutzt hat", erzählt Jochen Völkel. Zu sehen sind - nicht nur dort, sondern zur Ausstellung auch in der Heimatstube - Requisiten aus Vissers' Nachlass wie Pinsel und anderes Arbeitsmaterial. "Es hat Atmosphäre", verspricht Franz-Josef Spolders.

Die Ausstellung läuft in der Heimatstube an beiden Tagen von 11 bis 17 Uhr. Das Künstlerhaus ist am Samstag erst ab 13 Uhr geöffnet, Sonntag aber ebenfalls ab 11 Uhr.

Für den Heimat- und Verschönerungsverein ist die Organisation einer Gemäldeausstellung Neuland. Die Idee, so etwas überhaupt zu versuchen, kam durch den Veerter Heimatforscher Rudolf Geese auf: Er hat ein Buch über Jan Vissers geschrieben, über sein Leben und sein Wirken. Dafür hat er Vissers' Werken in der weiten Region und in ganz Deutschland nachgespürt, staunte über große, detailreiche Osterleuchter in Kapellen und Kirchen, fand in Archiven alte Schulzeugnisse, Ausweispapiere, amtliche Dokumente. Was ihn am meisten fasziniert hat: "Dass er ein Veerter Junge war", sagt Geese. Sein Buch kann an den beiden Ausstellungsorten für 14 Euro gekauft werden.

Zur Eröffnung am Samstag, 25. November, 11 Uhr, spricht in der Heimatstube Jost Begrich. Dann spielt die Gitarristin Christa Schumacher. Das hätte Vissers vielleicht gefallen: Der sei ein leidenschaftlicher Musikliebhaber gewesen und habe selbst Gitarre gespielt, verraten die Veerter Experten.

(RP)
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