Issum Eine Biskuitrolle und um Mitternacht ein Ständchen von den Freunden

"Das Datum ist halt was Besonderes", sagt Artur Elders-Boll und lacht. Er muss es wissen, denn er ist am 29. Februar geboren. Seiner Meinung nach gehört damit sein Geburtstag eher in den Februar als in den März. Aber er handhabt das sehr pragmatisch. "Ich habe die Parole ausgegeben: An beiden Tagen darf gratuliert werden, und Geschenke nehme ich gerne an."

Sein Geburtstag war in seinen ersten Lebensjahren eher eine Randerscheinung. Der Winnekendonker zuckt die Schultern. "In meiner Kindheit wurden die Namenstage gefeiert, nicht der Geburtstag", erklärt er. Allerdings stand der "Heilige Artur" nicht im Kalender. Eine Biskuitrolle alle vier Jahre gab es trotzdem.

In der Schule wurde dann schon mehr Aufhebens um seinen sonderbaren Geburts-Tag gemacht. Anfang des Schuljahres wurde immer das Durchschnittsalter der Schüler einer Klasse ermittelt. "Die Tabelle war aber nicht vollständig, weil es den 29. Februar nicht gab." Ausgerechnet er durfte dann regelmäßig an die Tafel und das Durchschnittsalter ausrechnen. Obwohl er eigentlich gar nichts dafür kann, er hatte es nur ein bisschen eilig, auf die Welt zu kommen. "Meine Mutter hat auf die Uhr geschaut und meinte, es wäre zwei Uhr morgens gewesen", sagt Elders-Boll. Einen Moment wirkt er nachdenklich. "Ich wusste, dass meine Mutter den Wecker immer vorgestellt hat." Er zögert. "Aber wohl nicht zwei Stunden." Seine Freunde nehmen Rücksicht auf seinen besonderen Geburtstag. "Mitten in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März, pünktlich zum Glockenschlag 24 Uhr, beziehungsweise null Uhr, erschienen sie komplett und sangen ,Happy Birthday to you'."

Diese Geschichte schrieb er 1976 der Rheinischen Post und wurde mit 50 weiteren Schalttagskindern in das Düsseldorfer Hilton-Hotel eingeladen. Unvergessen ist sein Geburtstag vor vier Jahren. Winnekendonks Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg rief ihn an. "Artur, du darfst ab heute Autofahren. Du bist volljährig", sagte der zum Geburtstagskind. Nach anderer Zählung war Elders-Boll 72 Jahre alt geworden.

Sein schönster Geburtstag sei aber sein 60. gewesen, sinniert der Senior. Der war am 29. Februar 2000. "Bei guter Gesundheit", ergänzt Elders-Boll. Geschenke wollte er nicht mehr, stattdessen kamen 9000 Euro für ein Kinderhilfswerk in Ecuador zusammen. "Ich wollte auch mal was zurückgeben", sagt der Winnekendonker. Das passt zu seiner Lebenseinstellung. 2004 bekam er das Bundesverdienstkreuz für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement. Bianca Mokwa

(RP)
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