Geldern Einblick in das Leben der Bergarbeiter

Geldern · Im Dokumentations- und Informationszentrum Ledigenheime in Dinslaken-Lohberg, kurz DIZeum, erfahren Besucher wo viele Kumpel, die vor 100 Jahren ins Ruhrgebiet kamen, ihre ersten Unterkünfte fanden und wie sie dort lebten.

 Peter Psiuk erklärt Besuchern den nachgebauten Stollen.

Peter Psiuk erklärt Besuchern den nachgebauten Stollen.

Foto: Langhoff

Der Entschluss, sich in Lohberg der Geschichte der Ledigenheime zu widmen, hat zwei recht einfache Gründe. Der erste ist, dass sich das DIZeum selbst in den Räumlichkeiten des Lohberger Ledigenheims befindet. Mittlerweile kernsaniert und zum Kultur- und Dienstleistungszentrum umgebaut, beherbergte das Gebäude früher selbst viele Bergarbeiter. Doch es gibt noch einen weiteren Grund: "Die Geschichte des Bergbaus selbst ist in vielen Museen sehr gut dokumentiert. Dagegen ist die Historie der Ledigenheime fast in Vergessenheit geraden", erklärt Peter Psiuk vom Freundeskreis DIZeum, der die Einrichtung ehrenamtlich betreut.

Bis zu 540 Bergleute konnten in dem 1916 fertiggestellten Gebäude in Lohberg eine Unterkunft finden. Allerdings ist das Lohberger Ledigenheim nur eine von weit mehr als 100 Einrichtungen dieser Art, die es in den 1920er Jahren im ganzen Ruhrgebiet gab. Fast alle Zechen oder größeren Industriebetriebe unterhielten Unterkünfte dieser Art. Dort wohnten Arbeiter, die oft aus weit entfernten Gegenden und später auch aus anderen Ländern ins Ruhrgebiet kamen, um in der dort aufblühenden Industrie Arbeit zu finden. Die Geschichte der Ledigenheime lässt sich im DIZeum auf diversen Schautafeln detailliert nachlesen und erkunden.

Wer die Einrichtung betritt, landet unter Tage. Die Illusion ist perfekt. Der Besucher schaut auf einen nachgebauten Deutschen Türstock. Holzkonstruktionen wie diese dienten früher dazu, unter Tage Räume offenzuhalten und Schächte zu bauen. Dahinter öffnet sich ein kleiner Schacht, in dem sich Ausstellungsstücke finden, die früher im Bergbau zum Einsatz kamen. "Gerade für Menschen, die nicht selbst schon unter Tage waren, ist das wirklich klasse", sagt Peter Psiuk. Zumindest können sie einen kleinen Eindruck gewinnen, was es bedeutete, in den engen Stollen zu arbeiten. Auch hier gibt es eine Verknüpfung zum Ledigenheim. "Im Keller des Hauses gab es früher einen Ausbildungsstollen, wo die Bergmänner gelernt haben", erklärt Peter Psiuk. Daran kann sich auch Wolfgang Bergmann noch gut erinnern. Auch er gehört zu den Menschen, die sich ehrenamtlich um das DIZeum kümmern. "Ich bin 1950 als Auszubildender nach Lohberg gekommen", erzählt er. Und natürlich wohnte er auch in einem der Wohnheime vor Ort. Er kann zwar auch im Stollen-Nachbau jede Menge über den Bergbau erzählen, allerdings zeigt er den Besuchern des DIZeums auch gerne den Raum, der wie ein Schlafzimmer des früheren Ledigenheims eingerichtet ist. Die Möblierung ist karg: vier einfache Betten, ein Tisch mit vier Stühlen, ein Schrank für jeden. "Es war nicht immer ganz einfach, auf so kleinem Raum zusammenzuleben", erzählt Wolfgang Bergmann. Das Miteinander in den Schlafräumen konnte auch aus einem ganz einfachen Grund zum Problem werden. "Die Männer, die auf einem Zimmer wohnten, mussten nicht immer in den gleichen Schichten arbeiten", erzählt der 82-Jährige. Außerdem herrschten in den Ledigenheimen strenge Regeln. Das Spielen um Geld war ebenso verboten, wie das Halten von Tieren oder die Übernachtung fremder Personen im Heim. "Außerdem konnte es passieren, dass der eigene Schrank kontrolliert wurde", erzählt Wolfgang Bergmann. Ein Höhepunkt findet sich im Vorraum des DIZeums: eine internationale Grubenlampensammlung. Von einfachen Benzinlampen mit Korb an der Oberseite bis zu späteren Elektromodellen ist hier alles zu sehen. Gern erklären die Museumsbetreuer, wie diese Lampen früher funktionierten.

Adresse: Stollenstraße 1, Dinslaken; geöffnet: sonntags 14 bis 17 Uhr; Gruppenführungen nach Vereinbarung, Telefon 02064 621930 oder info@stiftung-ledigenheim.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort