Issum Ein junger Meister im Melkstand

Issum · Johannes Raves aus Großholthuysen hat den Landesmelkwettbewerb gewonnen. Im April kämpft der bald 21-Jährige um den Bundessieg. Nach der Fachschule will er auf dem Hof der Eltern einsteigen.

 Johannes Raves, der frisch gekürte Landessieger, auf dem Melkstand des elterlichen Hofes im Sevelener Ortsteil Großholthuysen.

Johannes Raves, der frisch gekürte Landessieger, auf dem Melkstand des elterlichen Hofes im Sevelener Ortsteil Großholthuysen.

Foto: KLATT

Kühe sind Gewohnheitstiere. Johannes Raves weiß das so gut wie jeder andere, der als Landwirt mit den milchliefernden Wiederkäuern umgeht. Und so bereitet der 20-Jährige zur üblichen Zeit kurz vor 17 Uhr den Melkstand auf dem elterlichen Hof vor. Etwas später trotten sie herein, zwölf schwarz-weiß und braun-weiß Gescheckte. Zu sechst nehmen sie ihre Plätze ein links und rechts von der in der Mitte liegenden Grube, in der Raves die Tiere, wie an jedem Tag zweimal, an die Melkmaschine anschließt. Was sie nicht wissen - und was ihnen auch egal ist: Raves ist der beste Melker von Nordrhein-Westfalen. Der junge Mann aus Großholthuysen setzte sich in Bad Sassendorf gegen 17 Konkurrenten durch.

Raves nahm an dem dreitägigen Wettbewerb der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in dieser Woche als Teil eines Teams von der Fachschule für Agrarwirtschaft Kleve teil, das außer durch ihn von Marleen Ruß (Emmerich) und Johannes Weyers (Grefrath) gebildet wurde mit Patrick Werschmann (Kleve-Keeken) als weiterem Teilnehmer außer Konkurrenz. Sie gewannen die Mannschaftswertung, und Raves wurde zusätzlich durch seine individuelle Leistung Einzelsieger. Es kam dabei nicht auf die Menge und nicht nur aufs Tempo an, bewertet wurden die praktische Arbeit im Melkstand, die Milchhygiene, der Umgang mit den Tieren sowie Fachkenntnisse in der Milchproduktion.

"Extra trainiert habe ich nicht", sagt der Melk-Champion. Vielleicht habe er bewusster auf manches geachtet, auf das stimmige Gesamtbild. Gerechnet hatte er mit dem Erfolg nicht unbedingt, was seine Freude jedoch nicht schmälert. Eine Urkunde dokumentiert seinen Sieg.

Bis zum Sommer besucht Raves noch die Fachschule in Kleve, die er dann voraussichtlich als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt verlassen wird, um voll auf dem elterlichen Hof mit seinen 50 Kühen einzusteigen, um dann dort irgendwann die Leitung zu übernehmen. "Das würde ich gerne tun", bekennt er. Das heißt für ihn unter anderem: um 5 und 17 Uhr melken. "Jede Kuh ist anders und hat ihren Rhythmus", weiß er. Stress mögen sie nicht, lieber das Gleichförmige im Tagesablauf. Kommt der gewohnte Melker, ist alles in Ordnung.

Kann sein, dass Raves noch vor seinem Schulabschluss mit einem weiteren Titel nach Großholthuysen zurückkehrt. Vom 23. bis 26. April findet im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Echem (Niedersachsen) der Bundesmelkwettbewerb der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft statt. Die drei Bestplatzierten des Landeswettbewerbs, hinter Raves Alexander Gerbe aus Schmallenberg und Marleen Ruß, sind dabei.

Der junge Großholthuysener, der in wenigen Tagen seinen 21. Geburtstag feiert, sieht das Ganze noch gelassen. "Ich werde erst nervös, kurz bevor es ernst wird."

(RP)
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