Geldern Ein Dach überm Kopf für 120 Menschen

Geldern · Das alte Finanzamt am Mühlenturm ist jetzt Erstaufnahme-Notunterkunft für Flüchtlinge. In rasender Eile wurde der Bau übers Wochenende dafür bereitgemacht. Platz gibt es nun für bis zu 120 Menschen, die jederzeit erwartet werden.

 In Kürze werden die ersten Flüchtlinge ins alte Finanzamt einziehen. Platz ist dort für bis zu 120 Menschen.

In Kürze werden die ersten Flüchtlinge ins alte Finanzamt einziehen. Platz ist dort für bis zu 120 Menschen.

Foto: gerhard seybert

Heute oder morgen, auf jeden Fall binnen der nächsten Tage werden die ersten Flüchtlinge in die neue Erstaufnahme-Unterkunft mitten in Geldern einziehen.

Woher kommen die Menschen? Es gibt keine Informationen zu den Herkunftsländern. Allein wegen der aktuellen Vielzahl derjenigen, die aus Syrien fliehen, bereitet man sich darauf vor, dass viele von dort kommen. Zumindest wurden im alten Finanzamt schon mal arabische Beschilderungen angebracht. Die Leute gehören nicht zu den Asylbewerbern, die Geldern, wie allen Kommunen, zur längeren Versorgung "zugewiesen" werden. Die Erstaufnahme-Einrichtung bietet ihnen ein Dach über dem Kopf, bis sich klärt, wie es mit ihnen weitergeht.

Wie sieht es jetzt in dem Gebäude aus? Wer schon mal im alten Finanzamt war, wird sich erinnern: Es gibt viele kleine Büros. In diese wurden Klappbetten gestellt. Praktisch ist, dass alle Räume mit Einbauschränken und Waschbecken ausgestattet sind. In den kleineren kommen zwei oder drei Leute unter, Familien oder Gruppen in den größeren. "Da bleibt nicht viel Platz", so Bürgermeister Ulrich Janssen. Aber es gibt mehr Privatsphäre als in einer umfunktionierten Sporthalle. Im Trakt am Südwall sitzt die "Hausverwaltung". Außerdem sind dort die Essensausgabe und ein improvisierter "Speisesaal". Toiletten gibt es auf den Fluren. Duschgelegenheiten sind im Außenbereich in einem Zelt der Feuerwehr; geplant ist, richtige Duschen im Keller des Baus zu installieren. In einem weiteren Zelt auf dem Hof ist die Kleiderausgabe, außerdem sind dort noch Toilettenwagen aufgestellt.

Was erwartet die Flüchtlinge in der Einrichtung? Sie werden namentlich erfasst und auf Zimmer verteilt, es gibt eine ärztliche Erstversorgung, sie bekommen Kleider und Hygieneartikel. Ein "Programm" im Alltag gibt es nicht.

Wer kümmert sich um die Leute? Die Betreuung läuft über die Gesellschaft "Integra", die für die Verpflegung wiederum mit einem Caterer arbeitet. Ein Sicherheitsdienst ist immer mit zwei bis vier Kräften vor Ort. Die Medizinische Erstversorgung läuft über Intellexi. Die Stadt hat einen Stab eingerichtet, um alles zu koordinieren.

Wie lange wird es diese Einrichtung geben? Die Planung läuft bis Februar. Aber die Stadt bereitet sich darauf vor, dass die Einrichtung länger besteht und auch noch wachsen könnte. Bis jetzt wurden das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss der Immobilie hergerichtet; das zweite Obergeschoss wird bereits unter die Lupe genommen.

Wie wird das alles finanziert? Das Finanzamt ist nach wie vor Eigentum des Landes NRW. Die Stadt ist aber für alles zuständig, so lange die Unterkunft besteht. Das Land trägt alle Kosten, die damit zusammenhängen - ob für den Ausbau oder den laufenden Betrieb. Wie der Arbeitseinsatz der städtischen Mitarbeiter abgerechnet wird, ist noch zu verhandeln: "Das werden wir irgendwann in Ruhe mit dem Land klären", so Ulrich Janssen. Wie kann man helfen oder Spenden? Melanie Lattek ist bei der Stadt für alle Belange Ansprechpartnerin unter Telefon 02831 398398. Gesucht werden Ärzte, die allgemeine Sprechstunden in der Einrichtung anbieten würden. Die Hilfe und der gute Wille der Bürger sind auf jeden Fall gefragt. "Was die große Politik daraus macht, ist das Eine", sagt Bürgermeister Ulrich Janssen. "Was wir im Umgang miteinander daraus machen, ist das Andere. Und da bin ich ziemlich stolz auf unsere Bevölkerung."

(RP)
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