Geldern Digitalisierungs-Minister in Geldern

Geldern · Ein Besuch im Spannungsfeld: Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart war gestern zu Besuch. Er ist Schirmherr der Aktion "Heimat-Shoppen". Aber er sagt: Auch Gelderns Läden müssen online gehen.

 Der FDP-Landesminister Andreas Pinkwart (2.v.l.) steht mit "Heimat-Shopper"-Tüte zwischen Rainer Höppner (links) und Burkhard Landers von der Industrie- und Handelskammer vor dem Goldenen Buch der Stadt. Ganz rechts freut sich Bürgermeister Sven Kaiser über den Besuch.

Der FDP-Landesminister Andreas Pinkwart (2.v.l.) steht mit "Heimat-Shopper"-Tüte zwischen Rainer Höppner (links) und Burkhard Landers von der Industrie- und Handelskammer vor dem Goldenen Buch der Stadt. Ganz rechts freut sich Bürgermeister Sven Kaiser über den Besuch.

Foto: Seybert

Dynamischen Schrittes betrat Minister Andreas Pinkwart (FDP) gestern die Goldschmiede Link am Markt. Ein Tross von Vertretern aus regionaler Politik und Wirtschaft drängte sich hinter ihm her in den kleinen Laden, und der Minister plauderte locker mit dem Juwelier: "Sind Sie denn im Internet vertreten?" Ja, sei er, antwortete der Goldschmied. "Sehr gut", sagte der Minister. "Ohne geht's nicht."

Andreas Pinkwart ist in Nordrhein-Westfalen Minister für Wirtschaft, Energie, Innovation - und eben Digitalisierung. Im Bundestagswahlkampf wirbt seine Partei, die FDP, mit dem Schlachtruf "Digital first. Bedenken second." Gestern war er als Schirmherr zum Auftakt der Aktion "Heimat-Shoppen" in Geldern. Das ist ein Projekt, das Menschen davon überzeugen will, ihr Geld eben nicht in Online-Shops auszugeben, sondern im Laden um die Ecke.

Ein gewisses Spannungsfeld war da zu spüren. "Das Internet ist die Drohung am Horizont", sagte etwa Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer, die hinter "Heimat-Shoppen" steht, in seiner Begrüßungsrede zum Ministerbesuch. Der Internet-Handel verdränge Fachgeschäfte, führte er aus, und verursache Leerstände: "Eine Abwärtsspirale, die es dringend gilt, aufzuhalten."

Pinkwart stieß in ein ganz anderes Horn. "Die Digitalisierung - das erleben wir ja jeden Tag neu - verändert unser Leben grundlegend", sagt er. So grundlegend, "dass der Handel sich wirklich neu erfinden muss", erklärte der Minister mit Begeisterung in der Stimme. "Spannend ist jetzt: Wie gehen wir das an?" Sein Appell: "Wie reagiert man am besten darauf? Indem man innovativ ist. Indem man sich was Neues einfallen lässt." Indem man die Chancen nutze, die das Internet biete. Da der Mensch ein soziales Wesen sei, werde er weiterhin in der analogen Welt einkaufen wollen - aber nur, wenn die Geschäfte es schafften, attraktiv genug zu sein: "Das muss einfach Spaß machen. Es muss ein Einkaufserlebnis sein", so Pinkwart. Es werde nicht mehr reichen, Dinge ins Regal zu stellen.

Online- und Offline-Handel würden, das sei die Zukunft, in eine "Symbiose" eintreten. Sein konkretes Beispiel: ein in zweiter Generation inhabergeführten Laden in Düsseldorf, der zugleich der inzwischen zweitgrößte Online-Anbieter in seiner Branche sei.

Dass die Aktion "Heimat-Shoppen" nun in die falsche Richtung laufe, weil sie sich mehr gegen den Internethandel wehrt, statt ihn zu umarmen - das sieht Pinkwart allerdings nicht so, erklärte er am Rande seines Rundgangs durch die Einkaufsstadt. Es komme eben darauf an, beides zu fördern: "Der Händler hier soll seinen Kunden durchaus anbieten, dass man online bei ihm bestellen kann. Diese Fähigkeit sollte er entwickeln." Zugleich müsse vermittelt werden, warum es ein Wert sei, vor Ort einzukaufen.

Pinkwart trug sich in Geldern ins Goldene Buch der Stadt ein und lobte das Konzept des angehenden "Testlabors" für Unternehmensgründer: den so getauften "Heimat Shop" an der Glockengasse.

Bürgermeister Sven Kaiser wollte den Minister-Besuch nutzen, um über verkaufsoffene Sonntage zu sprechen.

(RP)
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