Kerken Die Welt von Heinrich Heine mit Gitarre und Keyboard erklärt

Kerken · Einen "Musikalischen Kommentar" zu Heinrich Heines Texten erlebte im Haus Lawaczeck das Publikum. In der guten Stube des Historischen Vereins für Geldern und Umgebung gab es bei der Lesematinée der besonderen Art ein paar freie Stühle. Für die musikalische Inszenierung sorgte Robert Scholtes aus Aachen am Keyboard, während Wolfgang Wittmann aus Erkelenz rezitierte, aber dabei auch immer wieder zur Gitarre griff.

Mit dem Titel "Heine hat den Blues" präsentierten sie Gedichte und Prosa des berühmten und gleichzeitig umstrittenen Dichters. "Blues als Musikform ist der verkörperte Widerspruch voller Ironie und Doppeldeutigkeit", verrieten sie. "Blues kommt von 'I feel blue' für 'Ich bin traurig' und passt gut zum Werk Heines, weil Schmerz und Leid sein zentrales Thema sind. Es gibt einen Reigen von Heine-Gedichten, die von der Hoffnungslosigkeit und unerfüllter Liebe künden." Es gelang den beiden mit Leichtigkeit, einen fein gewobenen Klangteppich zu weben und unter die lyrischen Texte zu legen.

Weil die Gesellschaft hinter seinen Zeilen "zusammengeraffte Histörchen" vermuteten, ärgerte Heine sich. Ständig wollte man wissen, wer, was, wann, wo gewesen sein könnte. "Auch in 'Ich hab im Traume geweinet' vermuteten seine Kritiker 'das lyrische Ich' und fragten sich 'Wer ist das du?'", meinte Wittmann. 1825 wurde aus Harry Heinrich und der Jude konvertierte zum Protestantismus.

Heines Verhältnis zur Religion wurde ebenso dargestellt wie das zu den Frauen und den politischen Gegebenheiten der Zeit. Ein polemischer Text über den damaligen Gassenhauer vom "Jungfernkranz" wussten die beiden Musiker lebendig und pointiert zu präsentieren. Die "Loreley" bekam durch eine andere Interpretation eine tiefere Bedeutung. Heines Meeresgedichte von Ebbe und Flut verbanden sich mit seinen Themen um Kraft und Leben, mit dem er spielerisch umging. "Fliehen wäre leicht, wenn man nicht das geliebte Vaterland an den Schuhsohlen mit sich schleift" - mit diesen Worten drückte er seine Wehmut und Sehnsucht nach dem geliebten Mutterherz aus.

Bei dem musikalisch-literarischen Streifzug mit biografischem Hintergrund näherte sich das Duo dem Dichter auf neue und ungewöhnliche Weise und erhielt dafür viel Applaus.

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