Geldern Die "Ridders van Gelre" ziehen umher

Geldern · In einer 20-teiligen Serie lässt der Sender "Omroep Gelderland" die Geschichte des Gelderlandes von 878 bis 1800 lebendig werden. Dabei helfen Fachleute wie der Vorsitzende des Historischen Vereins. RP bei den Dreharbeiten.

 An der Messing-Grabplatte von Katharina von Geldern in der St.-Maria-Magdalena-Kirche (v.l.): Gerd Halmanns mit den "Ridders" René Arendsen und Bas Steman.

An der Messing-Grabplatte von Katharina von Geldern in der St.-Maria-Magdalena-Kirche (v.l.): Gerd Halmanns mit den "Ridders" René Arendsen und Bas Steman.

Foto: Klatt

Der Mann im schwarzen Anzug lässt sich auf Gelderns Markt den Kirschkuchen schmecken. Genüsslich kauend beugt er sich über ein dickes Buch und eine Landkarte. In dem Wälzer ist eine Seite mit einem Stammbaum aufgeschlagen, in dem es vor Herzögen und Grafen wimmelt. Die Karte zeigt den Machtbereich des Hauses Burgund zur Zeit Karls des Kühnen (1465-1477). Bas Steman heißt der Mann, der die Quellen studiert. Oder besser: Ritter Bas. Denn er ist einer der beiden "Ridders van Gelre", die von Karl von Egmond den Auftrag erhielten, den Menschen des 21. Jahrhunderts die Geschichte des Gelderlandes nahe zu bringen.

 Kameramann Bo Gorter filmt "Ridder Bas", der auf dem Markt beim Kuchen Quellen studiert.

Kameramann Bo Gorter filmt "Ridder Bas", der auf dem Markt beim Kuchen Quellen studiert.

Foto: kla

Karl, Herzog von Geldern, segnete zwar schon 1538 das Zeitliche. Doch für die Fernsehserie "Ridders van Gelre" lebt er noch einmal auf, schlägt Bas Steman und René Arendsen zu Rittern, die hinfort als Reporter durch die niederländischen und deutschen Landstriche an Niers, Maas und Rur reisen, um der Historie des Gelderlands nachzuspüren. In Wassenberg und Kamp-Lintfort forschen sie, in Straelen, Kevelaer, Jülich und Roermond. Auf 20 Folgen ist die Serie angelegt, die auf dem niederländischen Sender "Omroep Gelderland" und auf Youtube zu sehen ist.

 Die Kamera ist auch dabei, als Halmanns über das Leben der Katharina erzählt.

Die Kamera ist auch dabei, als Halmanns über das Leben der Katharina erzählt.

Foto: kla

Hilfe bekommen die beiden Ritter, deren blaue und gelbe Krawatten für die Farben Gelderns stehen, von allerlei Experten. Zum Beispiel von Gerd Halmanns, dem Vorsitzenden des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend. "Die Serie soll deutlich machen, dass Geschichte grenzüberschreitend ist", sagt er.

Fürwahr. So staunen die beiden Niederländer in der ersten Folge, die mit dem sagenhaften Drachenkampf im morastigen Gelände von Pont aus dem Jahr 878 beginnt, dass der Begriff "Gelderland" in Deutschland sehr viel geläufiger ist als in ihrer Heimat - nicht nur durch den Seitenkopf des Gelderner Lokalteils der Rheinischen Post. Mit den "GEL"-Nummernschildern etwa halten die Menschen hier die Erinnerung auch an ganz alte Zeiten lebendig. Und der Drachenbrunnen am Gelderner Markt wird nicht nur angeguckt, sondern immer mal wieder von Kindern als Klettergerät benutzt.

In der Zwischenzeit hat Ritter Bas den Kuchen vertilgt und macht sich mit Ritter René und Halmanns auf den kurzen Weg zur Pfarrkirche St. Maria Magdalena. Dort soll ein wesentlicher Teil für die elfte Folge gedreht werden. Es geht vor allem um die Gräber von Katharina von Geldern, der Schwester des Herzogs Adolf, und um Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg, die Frau des Herzogs Karl von Egmond. "Wir haben hier starke Frauen begraben", erläutert Halmanns in fast makellosem Niederländisch und lässt sein Gegenüber ob der früheren Bedeutung Gelderns staunen.

Vor jeder Einstellung besprechen das dreiköpfige Filmteam und Halmanns kurz die Dialoge und Perspektiven. Dann hält Kameramann Bo Gorter auf den Einzug von Ritter Bas mit Geldern-Fahne und Halmanns in das Gotteshaus. Er filmt, wie Halmanns vor der Messing-Grabplatte von Katharina über das Wirken dieser Adligen doziert und wie er am steinernen Antlitz der Elisabeth deren Gelderner Witwen-Jahre von 1538 bis zu ihrem Tod 1572 Revue passieren lässt.

Immer wieder freuen sich die Niederländer, wie präsent die Geschichte des Gelderlandes doch noch ist. Routiniert agiert Halmanns vor der Kamera. Es braucht nicht lange, bis die jeweiligen Szenen im Kasten sind.

Noch bis Februar breiten die "Ridders van Gelre" die Geschichte der Region bis 1800 aus. Jeden Montag laufen die halbstündigen Episoden auf "Omroep Gelderland" - mit Erfolg. "Wir haben bis zu 250.000 Zuschauer, das ist ein Zehntel der Bevölkerung in der Provinz", berichtet Arendsen.

Und der Historische Verein will die Serie auch für die Menschen noch interessanter machen, die des Niederländischen nicht so mächtig sind. "Wir planen deutsche Untertitel", kündigte Vorsitzender Halmanns an.

(RP)
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