Geldern Der Freischütz im Taschenformat

Geldern · Zum zweiten Mal wurde an der Bahnunterführung am Niersforum eine Oper aufgeführt. 800 Besucher ließen sich von der Musik gefangen nehmen.

 800 Zuschauer verbrachten an der Bahnunterführung anderthalb wunderbare Stunden. Sänger und Musiker streichelten deren Seelen.

800 Zuschauer verbrachten an der Bahnunterführung anderthalb wunderbare Stunden. Sänger und Musiker streichelten deren Seelen.

Foto: Gerhard Seybert

Zwischen Veranstaltungen in Mülheim und Andernach gastierte das Format "Musik auf Rädern" zum zweiten Mal an der Bahnunterführung am Niersforum. Nach "Der Zauberflöte" im letzten Jahr kam diesmal die "Oper im Taschenformat" - nämlich "Der Freischütz" - von Carl Maria von Weber zur Aufführung. Bürgermeister Sven Kaiser richtete seinen Dank stellvertretend für alle an Rainer Niersmann vom Kulturbüro für die Vorbereitung. "Auf diese Weise wird die Oper dahin getragen, wo die Menschen sind", meinte Niersmann. Moderatorin und Präsentatorin Désirée Brodka freute sich über das "Kaiserwetter". "Wir transportieren Musik dahin, wo es der Seele gut tut."

Rund 800 Zuschauer lauschten in den folgenden eineinhalb Stunden einer filigranen und zauberhaften Oper als Straßenmusik, ungewohnt niederschwellig in einer aufgelockerten Atmosphäre auf hohem Niveau. Sie litten mit dem Jägerburschen Max (Tenor Michael Siemon), der seine Herzdame Agathe (Sopranistin Romana Noack), die Förstertochter, nur heiraten darf, wenn er den Förster von seiner Trefferkunst beim Schießen überzeugt. Den Jägerburschen Kaspar (Bassist Simon Rudoff) hat er sich zum Feind gemacht. Dieser steht mit den bösen Mächten im Bunde und schwört ihm ewige Rache.

Désirée Brodka (als Agathes Cousine Ännchen) überzeugte durch talentiertes Schauspiel und einen samtigen Sopran. Sie kündigte einzelne Szenen an und lud das Publikum ein, "die beste Bühne überhaupt zu bemühen, nämlich die Fantasie. Denn in der Oper reden wie im Leben alle aneinander vorbei. Nur klingt es schöner".

Das vierköpfige Ensemble präsentierte sich in einfachen Kostümen: Die Damen im hübschen Dirndl, die Herren in Kniebundlederhosen, wahlweise mit Hut und Joppe. Allesamt kamen sie mit wenigen Requisiten aus: Umgeschnallte Gewehre oder im Anschlag, Bierkrüge zum klangvollen Anstoßen, ein Bild (festgehalten, damit es herunterfallen kann), Brautstrauß und Kranz. Das vierköpfige Streicherquartett (Martin Schminke, erste Violine, Roman Brnèiè, zweite Violine, Alexander Kiss, Viola und Eglantine Latil, Cello) ließ in seiner Spielfreude kein Orchester vermissen.

Zum Schluss sorgte ein freudscher Versprecher der Moderatorin noch für einen Lacher. "Nun ist es an der Zeit, dass ich Ihnen die wunderbaren Sänger vorsinge", sagte sie. Bei der "Vorstellung" gab es frenetischen Applaus. Danach betonte sie noch einmal, dass die "Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation" dieses Format seit langem unterstützt.

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