Marode Schule in Geldern "Das wird dem Job einfach nicht gerecht"

Geldern · Heruntergekommene Räume, kein Lehrerzimmer, kein Sekretariat, leckgeschlagene Toilette: Die Arbeitsbedingungen im Realschul-Standort am Westwall in Geldern seien "grauenhaft", heißt es aus dem Kollegium. Die Schulleitung bestätigt die Missstände.

Marode Schule in Geldern: "Das wird dem Job einfach nicht gerecht"
Foto: Zehrfeld Sina

Dass er sehr sanierungsbedürftig ist, kann der Schulbau am Westwall nicht verleugnen. Wände, Boden, fest eingebautes Mobiliar: Alles ist abgestoßen und alt. Aber es geht nicht um die Optik: Die Arbeitsbedingungen seien "grauenhaft" und machten wütend, klagt ein Mitglied des Lehrerkollegiums der Realschule an der Fleuth, die den Standort nutzt. Darunter leide die Arbeit, auch die pädagogische Arbeit mit den Schülern. "Das wird dem Job einfach nicht gerecht."

So war das Sekretariat wegen Krankenstandes über einen Monat lang unbesetzt. Im Lehrerzimmer gab es Schimmel. Noch im Zuge der Sanierung trat ein weiterer, großer Wasserschaden auf. So ist der Raum seit fast einem halben Jahr nicht nutzbar. Im Gang davor, in dem der Kopierer steht, dröhnen Trocknungsgeräte, die Luft ist schlecht. Die Lehrer sind ersatzweise in einen Arbeitsraum gezogen, der kleiner ist als ein Klassenzimmer und in dem es nicht für jeden einen Sitzplatz gibt. Das heißt: "Man hat keinen Arbeitsplatz", sagt ein Lehrer. Die Ergebnisse weiterer Untersuchungen auf Schimmel-Befall stehen aus.

Die Lehrer-Toiletten sind uralt, aus seiner Kabine läuft Wasser auf den Gang. Es gebe Kollegen, die deshalb den Toilettengang vermeiden, heißt es. Dass es nur acht Parkplätze gibt, die für die Schule reserviert sind, macht gerade den Lehrern das Leben schwer, die zwischen den Schul-Standorten pendeln. Und der Klassenraum für den Technik-Unterricht im unteren Geschoss bereitet Sorge wegen seines Fluchtwegs. Bei Gefahr müsste man über eine Art Rampe über eine Heizung hinweg ins Freie kriechen.

 Oben: Der Standort "Westwall" der Realschule an der Fleuth. Links: Schäden an Mauern, Böden, Interieur sind Spuren des Alters. Rechts: Aus einer Kabine in der Lehrertoilette sickert Wasser.

Oben: Der Standort "Westwall" der Realschule an der Fleuth. Links: Schäden an Mauern, Böden, Interieur sind Spuren des Alters. Rechts: Aus einer Kabine in der Lehrertoilette sickert Wasser.

Foto: szf

Schulleiter Wilfried Schönherr bestätigt auf RP-Anfrage, dass er die Missstände kennt. "Ich bin froh, dass die Kollegen das so lange mitmachen", sagt er. Er habe die Stadtverwaltung stets in Kenntnis gesetzt. Die Sekretariatsarbeit habe über Wochen die Schulleitung miterledigt: "Das ist natürlich fast untragbar." Die Stadt habe allerdings Auszubildende für einen Telefondienst gestellt und für eine Weile eine Sekretärin aus einer anderen Schule herangezogen.

Besonders übel findet Schönherr persönlich die Fluchtweg-Situation im Technik-Raum. "Ich bezweifle, dass das so statthaft ist", sagt er. "Ich habe schriftlich mitgeteilt, dass ich jegliche Verantwortung ablehne." Schließen könne er den Raum aber nicht: "Wo soll ich dann Technik-Unterricht geben? Das ist ein Hauptfach für uns." Mitte Oktober soll es einen Ortstermin mit Feuerwehr und Vertretern der Stadt geben.

Marode Schule in Geldern: "Das wird dem Job einfach nicht gerecht"
Foto: Zehrfeld Sina

Auf diesen Termin verweist auch die Stadtverwaltung: Man werde die Lage dann in Augenschein nehmen, erklärte die Beigeordnete Agnes Paassen-Honzelaers.

Generell weiß man bei der Stadtverwaltung um die Probleme mit dem renovierungsbedürftigen Bau. Doch Bürgermeister Sven Kaiser will die Angelegenheit in ein größeres Gesamtbild eingeordnet wissen: In Geldern gibt es viele Mängel an Schulen. "Wir werden nach und nach jedes Schulgebäude unter die Lupe nehmen", so Kaiser. Dann könne man klären, wann was an welcher Schule getan werde. Was die Parkplätze für Lehrer angehe, werde er die Situation mit dem Ordnungsamt besprechen.

(szf)
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