Unsere Woche CDU sucht eine(n) Kronprinze(ssi)n

Geldern · Die politische Nachricht der Woche versteckte sich weitgehend unbemerkt in einer Pressemitteilung der Kreis Klever CDU, die über den festgezurrten Fahrplan für die Wahlen zum Landtag und zum Bundestag im Jahr 2017 Auskunft gab. Denn die potenziellen Kandidaten für diese beiden Urnengänge müssen ihren Hut bis zum 31. Mai in den Ring geworfen haben. Hinter diesem lapidar klingenden Sachverhalt indes verbirgt sich eine Menge Sprengstoff, denn während die Düsseldorfer Amtsinhaber Margret Voßeler und Günther Bergmann schon mehr oder weniger deutlich ihre Bereitschaft für eine weitere Periode im Landtag erklärt haben (Gegenkandidaten freilich nie ausgeschlossen), sieht die bundespolitische Welt der Christdemokratie im Kreis Kleve ganz anders aus - nämlich völlig offen.

Was nicht wirklich verwundern kann, wenn man bedenkt, dass Ronald Pofalla den Posten des CDU-Bundestagsabgeordneten seit mehr als zwei Jahrzehnten sozusagen in Erbpacht inne hatte - und auch mit durchschlagendem Erfolg bis hinauf zum Kanzleramtsminister ausfüllte. Aber Pofalla steht nicht mehr zur Verfügung - schaut vom Potsdamer Platz in Berlin aus dem Sessel des Vorstandsmitglieds der Deutschen Bundesbahn wahrscheinlich interessiert zu, wer sich denn nun als sein Nachfolger in die wahrlich großen Fußstapfen traut. Denn seine "ewige" (und unangefochtene) Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag hat es nahezu unmöglich gemacht, eine(n) "Kronprinze(ssi)n" zu suchen oder aufzubauen. Das heißt übersetzt schlicht: Wer immer es werden mag, hat - Stand heute - noch 87 Tage Zeit, seine Bereitschaft zu erklären. Und muss dann weitere 29 Tage später am 29. Juni von den Mitgliedern auch tatsächlich gewählt werden. Unschwer vorherzusagen, dass es nicht bei einem Anwärter bleiben wird.

Der im Vorfeld nicht nur wegen seiner Arbeit als CDU-Kreisparteivorsitzender gerüchteweise hochgehandelte Günther Bergmann wird nicht für den Gang nach Berlin zur Verfügung stehen, da er es ganz offensichtlich vorzieht, weiter in Düsseldorf zu arbeiten. Der Rest ist blanke Spekulation, kein Christdemokrat aus dem Kreis hat bis heute weder laut noch leise erklärt, das schwere Erbe des Ronald Pofalla antreten zu wollen. Es gibt mit einem Blick zurück auch niemanden, der sich hätte in Stellung bringen können - warum auch, weil Pofalla ohnehin immer gesetzt war.

Erschwerend hinzu kommt die unbestreitbare Tatsache, dass die "ewige" (und immer unterlegene) Rivalin des Weezers, nämlich SPD-Frontfrau Barbara Hendricks, nicht nur wegen ihres Ministeramts und ihrer pausenlosen Präsenz im Wahlkreis mehr als eine überaus ernstzunehmende Gegenspielerin ist. Sie sieht die einmalige Chance, zum ersten Mal in der Geschichte den Wahlkreis für die SPD gewinnen zu können. Genau das nämlich war (und ist) ihr Traum.

(RP)
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