Geldern Caspar, Melchior und Balthasar vor der Tür

Geldern · Über hundert Sternsinger sammelten gestern in Weeze und Wemb Spenden für Kinder im Kongo und in Tansania.

 Mit Kreide schreiben die Sternsinger den Segensspruch an die Wand. Blieb die Türe zu, warf Paula den Zettel mit dem Segen in den Briefkasten.

Mit Kreide schreiben die Sternsinger den Segensspruch an die Wand. Blieb die Türe zu, warf Paula den Zettel mit dem Segen in den Briefkasten.

Foto: Evers

An diesem etwas grauen Januartag sind in den Straßen von Weeze viele ungewöhnlich farbige Umhänge zu sehen. Die ungewohnten Kleidungsstücke tragen auch Paula (9), Bea (7), Amelie (9) und Benno (11). Genau genommen ist Benno statt in einen Umhang in einen weißen Schal gehüllt,, auf dem "Sternsinger St. Cyriakus" zu lesen ist. Die Vier sind eine von 25 Weezer Gruppen, die sich auf den Weg machen, um sich an der bundesweiten Sternsingeraktion unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit - in Indien und weltweit!" zu beteiligen.

Während einige Gemeinden der Region beklagen, dass immer weniger Kinder bereit sind, als Sternsinger loszuziehen, schöpft die Pfarrgemeinde in Weeze aus dem Vollen: Zusammen mit dem Ortsteil Wemb haben sich über hundert Kinder bereit erklärt, als Caspar, Melchior und Balthasar von Tür zu Tür zu ziehen, den Segen zu sprechen und Geld zu sammeln, das weltweit Kindern helfen soll, denen es schlecht geht. Zur feierlichen Aussendung treffen sich die Gruppen zunächst in der Pfarrkirche, wo Pastor Klaus Martin Niesmann ihre Sterne und Sammelbüchsen segnet und alle gemeinsam beten.

Paula, Benno, Amelie und Bea haben den Bezirk rund um die Kirche. Wie alle Gruppen werden sie begleitet von einem Erwachsenen. Anita Fries, Mutter von Bea und Benno, hat diese Aufgabe übernommen. "Ob wohl jemand zu Hause ist?", "Vielleicht macht keiner auf.", "Da läuft ein Staubsauger - hoffentlich hört man die Klingel." So oder ähnlich klingt es in der Wartezeit vor den Türen. In den meisten Fällen wird geöffnet. "Ich lege immer Wert darauf, dass die Sternsinger kommen, und möchte sie nicht verpassen", sagt Marita Voß, die zufällig am 6. Januar Geburtstag hat. "Das sind meine Schutzpatrone", sagt sie, steckt Geld in die Sammelbüchse und verteilt Süßigkeiten, die sie schon bereit gelegt hat.

"Die süßen Gaben sind für die Könige", erklärte Pastor Niesmann schon bei der Aussendung. Wem es zu viel sei, der dürfe das auch spenden, zum Beispiel an das Petrusheim. Das Warten an der Türe ist für die Kinder eine immer wiederkehrende Geduldsprobe. Bleibt die Türe zu, wirft Paula den Zettel mit dem Segensspruch in den Briefkasten. "Ja, kalte Füße habe ich schon", sagt sie nach einer Stunde. "Aber Lust haben wir noch", versichert sie. Warum? Einen Moment muss sie überlegen, dann sagt sie: "Wir sammeln für die Kinder im Kongo. Damit die in die Schule gehen können." Die Pfarrgemeinde St. Cyriakus unterstützt mit der jährlichen Sternsingeraktion regelmäßig die ehemalige Pfarrei von Pastor Raymond Medard Kabongo, der jetzt in Weeze als Seelsorger tätig ist. Außerdem wird ein Projekt der Missionsbenediktiner Meschede in Tansania gefördert.

"Ich freue mich über jeden Einzelnen, der heute dabei ist", betont Pastor Klaus Martin Niesmann. Seit 18 Jahren werden die Sternsinger-Kinder durch ein fünfköpfiges Vorbereitungsteam betreut. "Wir haben eine sehr gute Resonanz, in vielen Familien ist Mitmachen schon Tradition", berichtet Gaby van Bergeren vom Sternsingerteam.

Anita Fries hat zum ersten Mal eine Gruppe begleitet. Gegen die kalten Füße gibt es bei ihr zu Hause zwischendurch eine Pause mit warmem Kakao. Und am Nachmittag wartet ein warmes Mittagessen im Pfarrheim auf die fleißigen Könige.

(ath)
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