Bürgermeisterwahl in Geldern Jörg Grahl antwortet auf Fragen der RP-Leser

Geldern · Viele Leser schickten der Redaktion ihre Fragen. Die Häufigste war: Wie können Bürgermeister und Politik in Zukunft vertrauensvoll zusammenarbeiten? Hier die Antworten von Jörg Grahl.

 Jörg Grahl beantwortet die Fragen unserer Leser.

Jörg Grahl beantwortet die Fragen unserer Leser.

Foto: Seybert, Gerhard

Welche konkreten Zukunftsprojekte haben Sie für Geldern in ihrem "Koffer", die nicht bereits bekannt, geplant, in Angriff genommen sind?

Mein Sofortprojekt: Wir müssen in Geldern bis Jahresende mit zahlreichen weiteren Flüchtlingen rechnen. Das wird die Verwaltungsstrukturen endgültig überlasten. Ich werde umgehend eine ämterübergreifende Sondergruppe installieren, die sich um Lösungen kümmern kann — zusammen mit Organisationen und Ehrenamtlichen.

Wie stehen Sie zu der Idee für einen Lärmschutzwall an der "B 58 n", Abschnitt Königsberger Straße?

Spätestens mit dem Lärmschutzgutachten steht der Lärmschutz auch für die Anwohner der Tangente, für Krankenhaus, Schule und Hotel ganz oben auf der Agenda. Der Stadtrat steht in der Verantwortung, Planungsfehler der Vergangenheit zu beheben und den Lärmschutz sicherzustellen. Ob mit Wall, Wand oder anders, muss geprüft werden.

Was soll getan werden gegen Radfahrer in der Fußgängerzone sowie Müll, Zigarettenkippen und Hundekot auf den Straßen?

Um Rücksichtslosigkeit einiger Radfahrer zu ahnden, muss mehr und gezielt der Verkehr kontrolliert werden. Die Verschmutzung des öffentlichen Raums ist eine Unart. Jeder von uns könnte mehr Zivilcourage aufbringen und dieses Verhalten missbilligen. Die Stadt muss konsequent für Sauberkeit sorgen — und für Sicherheit und Service.

Vernachlässigte Spielplätze — wie sehen Sie die Situation in Geldern?

Traurig! Die Spielplatzplanung ist völlig veraltet und verstaubt. Neue Konzepte müssen her! Mit neuen pädagogischen Ideen. Die Spielplätze müssen den Kindern folgen und nicht umgekehrt, sich flexibler den Entwicklungen anpassen: Also Angebote auch für ältere Kinder, Jugendliche und generationenübergreifend machen.

Naturrasen-Sportplätze sind überlastet: Wie stehen Sie zu dem Vorschlag, eines der Spielfelder in Veert in einen Kunstrasenplatz umzubauen?

Die mehr als 40 Teilnehmer meines Sportforums am 19. August forderten einhellig die Aufstellung eines neuen Sportentwicklungsplans. Er steht ganz oben auf meiner Agenda. In dem Zusammenhang würden dann auch die Wünsche aus Geldern, Walbeck, Hartefeld, Vernum, Kapellen, Lüllingen, Pont und Veert gemeinsam und fair besprochen.

Die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und großen Teilen des Stadtrates ist zurzeit von großem Misstrauen geprägt. Wie wollen Sie das Vertrauen wieder herstellen?

Das Problem löst sich schlagartig durch Abwahl der alleinigen Ursache. Danach kann es nur besser werden! Und weil ich auf Augenhöhe den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung anstrebe, verbunden mit Respekt und gegenseitiger Wertschätzung.

Zur Umsetzung der Inklusion an den Gelderner Schulen: Wie ist Ihre Haltung dazu? Und wann wird ein Zeitplan mit personellen, finanziellen, baulichen Maßnahmen erstellt?

Wir haben erst eine Grundschule und die Sekundarschule, die Inklusion leben. Ich freue mich, dass bald eine weitere Grundschule die Inklusion verwirklichen wird. Diesen Weg werde ich unterstützen, die Schulkonferenzen ermutigen sowie mehr Integrationshelfer einsetzen. Damit in Geldern Inklusion endlich zur Realität werden kann.

Wollen Sie ein Hausärztezentrum im alten Finanzamt oder eine Unterkunft für Asylsuchende?

Es gibt kein "Entweder — Oder". Wir brauchen ein Hausärztezentrum, um junge Ärzte nach Geldern zu holen und die Praxen in den Ortschaften bei Urlaub oder Krankheit zu unterstützen. Ebenso dringend brauchen wir Unterkünfte für Asylsuchende. In beiden Fällen ist das Finanzamt nicht die einzige bauliche Lösung, sondern eine von vielen.

Wie beurteilen Sie Gelderns finanzielle Situation, und wie wollen Sie dem Eigenkapitalverzehr, dem Schrumpfen der Rücklagen und dem Anstieg von Schulden entgegenwirken?

Die niedrige Pro-Kopf-Verschuldung steigt derzeit nur langsam. Die Stadt soll sich nicht kaputtsparen, sich aber auch nicht durch unsolide Haushaltspolitik die Freiräume gestalterischen Handelns nehmen. Also: Mit Augenmaß und Verantwortung gegenüber späteren Generationen mit dem Geld umgehen, das Rat und Verwaltung anvertraut ist.

Wollen Sie weiter die Ansiedlung eines Obi-Marktes an der Disco E-Dry verfolgen, oder gibt es andere Pläne?

Ich halte den dritten Baumarkt in Veert für eine schlechte Idee, zumindest alles andere als zeitgemäß. Wir haben genug Baustellen, Leerstände und ungeklärte Projekte in unserer Stadt. Für Veert stehen zum Beispiel die Verbesserung der Versorgung mit frischen Lebensmitteln und ein Getränkemarkt an erster Stelle.

(rp)
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