Geldern Buchhandlung Keuck schafft die Plastiktüte ab

Geldern · Das Gelderner Fachgeschäft setzt der Umweltsünde ein Ende. Ab sofort gibt es Papiertüten, die komplett CO2-neutral hergestellt sind. Die müssen bezahlt werden. Viele Kunden reagieren positiv.

 Ruth Kubasik, Mirjam Keuck-Grönheim und Maresa Rey (v.l.) präsentieren die neuen Tüten der Gelderner Buchhandlung Keuck.

Ruth Kubasik, Mirjam Keuck-Grönheim und Maresa Rey (v.l.) präsentieren die neuen Tüten der Gelderner Buchhandlung Keuck.

Foto: Gerhard Seybert

Bisher gab es in der Buchhandlung Keuck in der Gelderner Innenstadt die Plastiktüte ganz selbstverständlich kostenlos zum Einkauf dazu. 20 000 bis 25 000 Stück gingen pro Jahr über die Ladentheke. Als Service verstand man das, "damit hat man als Fachhändler gepunktet", sagt Geschäftsführerin Mirjam Keuck-Grönheim. "Aber ich finde, das gehört der Vergangenheit an. Wir wollen jetzt bei den Kunden punkten, indem wir was für die Umwelt tun."

Ab sofort wird die Literatur bei Keuck in Papier verpackt, und kostenfrei ist das auch nicht mehr: Eine kleine Tragetasche kostet 20 Cent, die große 40 Cent. Das Modell, für das das Geschäft sich entschieden hat, genügt besonderen Umwelt-standards. Die Tüte ist vollständig kompostierbar und auch für den Biomüll geeignet. Sie besteht aus Altpapier, ohne Frischfaseranteil und ohne Lösungsmittel. Die Farbe ist nach Herstellerangaben umweltfreundlich, auf Wasserbasis, ohne Schwermetalle. Die gesamte Produktion sei CO2-neutral: "Wenn wir diese Tüten nachbestellen, werden wieder Bäume gepflanzt", erzählt Mirjam Keuck-Grönheim. Was an Kohlendioxid bei Herstellung und Transport frei wird, werde zu 100 Prozent durch die Aufforstung naturnaher Wälder ausgeglichen. Außerdem erfolgt die Produktion vollständig in Deutschland.

Was die praktische Seite betrifft: Die Tasche gilt als wasserabweisend; zumindest der durchschnittlichen niederrheinischem Schietwetterlage sollte sie standhalten. "Sieht zwar nicht so aus, aber das wird versprochen", versichert Mirjam Keuck-Grönheim. Immerhin: Bei ihr selbst war ein Härtetest bei Regen am Fahrradhenkel erfolgreich.

Obwohl die Kunden jetzt für eine Tüte bezahlen sollen, waren die ersten Reaktionen nicht schlecht. "Bis jetzt war alles ganz friedlich", scherzt Mirjam Keuck-Grönheim, und sagt dann ernsthafter: "Wir haben sehr viel positive Resonanz gehabt. Aber auch ein paar Diskussionen im Vorfeld." Die meisten Leute seien mit Umweltschutz-Argumenten zu überzeugen.

Wer seinen Einkauf kostenneutral herumtragen will, kann auch einen Keuck-Stoffbeutel als Pfandtasche leihen. Und die bekannten hauchdünnen Papier-Schutzhüllen gibt es weiterhin einfach so dazu. Die Restbestände an Plastiktüten aber werden nur noch auf ausdrückliches Verlangen der Kunden für 50 Cent herausgegeben - und auch das nur noch, so lange der Vorrat reicht.

Andererseits wird jetzt belohnt, wer sich selbst einen Einkaufsbeutel mitbringt. Es gibt Stempel auf einer Sammelkarte, und wer zehn Stück zusammenbekommt, dem wird mit der Initiative "Plant for the Planet" ein Baum gewidmet.

"Wir haben jetzt alle die Möglichkeit, etwas für die Umwelt zu tun", sagt die Geschäftsführerin. Den Anstoß erlebte sie schon vor Jahren im Italien-Urlaub. Da sah sie, wie Müll Meer und Strände verschmutzte, vor allem: Plastiktüten. "Das war ein Schlüsselerlebnis."

(RP)
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