Straelen Beim Übersetzerpreis ständig Premieren

Straelen · Gerrit Bussink und Anne Folkertsma sind in Straelen ausgezeichnet worden. Erstmals Laudatio eines Autors auf "seinen" Übersetzer. So viel Gäste wie nie waren beim Festakt im Atrium des Europäischen Übersetzer-Kollegiums.

 Dr. Fritz Behrens (r.) war schon oft beim Festakt für den Übersetzerpreis. Diesmal übergab der Präsident der Kunststiftung NRW die Auszeichnung an Gerrit Bussink und Anne Folkertsma.

Dr. Fritz Behrens (r.) war schon oft beim Festakt für den Übersetzerpreis. Diesmal übergab der Präsident der Kunststiftung NRW die Auszeichnung an Gerrit Bussink und Anne Folkertsma.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Zum zwölften Mal ist der Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW übergeben worden. Damit handle es sich um eine Traditionsveranstaltung, wie Claus Sprick, Präsident des Europäischen Übersetzer-Kollegiums (EÜK), bei der Begrüßung zum Festakt im EÜK-Atrium anmerkte. Eine seit 2001 existierende Veranstaltung mit immer neuen Premieren: dem jährlichen Turnus ab 2008, dem Hinzufügen des Förderpreises ab 2012, dem neuen Namen 2013. Auch diesmal gab es eine Neuerung: Erstmals hielt ein Autor die Laudatio auf "seinen" ausgezeichneten Übersetzer.

Der heißt Gerrit Bussink. Der 1944 geborene Niederländer bekommt den mit 25 000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreis 2015 für die Übersetzung des Romans "Vogelweide" von Uwe Timm, der im Niederländischen den Titel "De macht van begeerte" trägt. Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis geht an die 1964 in Amsterdam geborene Anne Folkertsma. Sie bekommt die Auszeichnung für ihre Übertragung des Berliner Cliquenromans "Blutsbrüder" von Ernst Haffner ins Niederländische, 2014 in den Niederlanden unter dem Titel "Bloedbroeders" erschienen.

Erfreut registrierte Dr. Fritz Behrens, Präsident der Kunststiftung NRW, dass zwei niederländische Literaturübersetzer die zu den höchstdotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum zählende Ehrung erhielten. Das Verhältnis zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden sei eng und freundschaftlich. "Und wir wollten auch ein Zeichen setzen, weil in unserem Nachbarland auf den Schulen und Universitäten das Vermitteln der deutschen Sprache leider zurückgeht." Laut Sprick haben Bussink und Folkertsma den niederländischen Lesern einen reichen Schatz an deutschsprachiger Literatur erschlossen. Die Liste der von ihnen übertragenen Autoren reicht von Fallada und Dürrenmatt bis zu Lenz und Handke.

Jurymitglied Gregor Seferens ist nicht überrascht über die Qualität der ausgezeichneten Arbeiten. Er verwies auf die gute Ausbildung für Übersetzer in den Niederlanden und das dort verankerte Stipendien-System. Dass die Förderung der Übersetzer kulturpolitisch sinnvoll sei, bekräftigte Beate Möllers, die Referatsleiterin Literatur im NRW-Kulturministerium. "Das EÜK ist ein wesentlicher Teil der Übersetzerförderung, ein echter Schatz." Das Land trage deshalb die finanzielle Hauptlast für diese Einrichtung mit Überzeugung, sagte sie vor vielen Gästen vor allem aus den Niederlanden, die das Atrium so sehr füllten wie noch nie bei diesem Festakt.

Schriftsteller Uwe Timm hielt die Lobrede auf Gerrit Bussink, den er seit 40 Jahren kenne, unter anderem als "begnadeten Wohnungsfinder". Vielleicht bestehe ein Zusammenhang zwischen dessen häufigen Ortswechseln und den Übersetzungen von 170 Büchern diverser Autoren. "Er muss sich erst in die Werke einleben, um den richtigen Ton im Niederländischen zu finden." Der Versuch, die Differenz zwischen Wirklichkeit und Wort fruchtbar zu machen, sei die Würde des Übersetzers. Er trage zum Wachsen der Sprache bei. Hin und wieder seien die Übersetzungen besser als die Originale.

Timm lobte auch Anne Folkertsma, die sich später auch im Namen Bussinks für die "großzügigen Preise" bedankte. Sie verstehe sich als aktive Botschafterin des Autos, arbeite mit Ernsthaftigkeit und Akribie.

Das sehr hörenswerte "Trio Imperial" umrahmte die Veranstaltung musikalisch.

(RP)
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