Geldern Begabungsförderung in der Oberstufe

Geldern · Das bischöfliche Gymnasium und Internat Gaesdonck hilft nicht nur motivierten jüngeren Schülern, sondern ermöglicht auch kurz vor dem Abitur noch besondere Erfahrungen. Erkenntnis: Freiwillig lernen funktioniert besser.

 Thorsten Kattelans, der Oberstufenkoordinator, hat ein Konzept erarbeitet.

Thorsten Kattelans, der Oberstufenkoordinator, hat ein Konzept erarbeitet.

Foto: Gottfried Evers

Schüler individuell zu fördern - das haben sich sämtliche Schulen aller Schulformen auf die Fahnen geschrieben, schließlich verlangt solche eine Förderung sogar das Schulgesetz. Die Umsetzung gelingt allerdings höchst unterschiedlich. Am bischöflichen Gymnasium und Internat Gaesdonck, das Kinder und Jugendliche ebenso aus Goch wie aus Kalkar und Kleve, aus Kevelaer, Xanten und weit über die region hinaus besuchen, wird neben der obligatorischen Unterstützung der leistungsschwächeren auch auf die Interessen der stärkeren Schüler geachtet. Und zwar nicht nur bei den Jüngeren, sondern durchaus auch mit intensivem Blick auf die angehenden Abiturienten. Die sich schließlich bald für einen Studien- oder Berufseinstieg entscheiden sollen.

"Es gibt ja viele Möglichkeiten, ambitionierte Schüler zu fördern. Man kann Achtklässler am Matheunterricht der Zehner teilnehmen lassen und sie eine Klasse überspringen lassen. Älteren Schülern wird an einigen Schulen angeboten, Vorlesungen an Hochschulen zu belegen. Das ist für uns wegen der abgeschiedenen Lage aber schwierig - ab Gaesdonck fährt ja kein Zug", sagt Thorsten Kattelans, der Oberstufenkoordinator. Deshalb hat sich die Schule ein umfassendes Konzept für die Begabtenförderung ausgedacht, das sowohl in Gaesdonck selbst, als auch auswärts stattfindet, oftmals in den Ferien.

Vor genau zehn Jahren wurde an dem katholischen Gymnasium die "Junior Business School" gegründet, an der Jungen und Mädchen der Jahrgangsstufen 10 und 11 freitagnachmittags, wenn kein Unterricht mehr stattfindet, sich freiwillig mit Themen der Wirtschaftswissenschaften, mit EDV-Fragen, Wirtschaftsenglisch und Ethik beschäftigen. "Einige von ihnen finden die Intensivierung und Ausweitung des Schulstoffs so spannend, dass sie sich noch für weitere Möglichkeiten begeistern lassen", freut sich Kattelans. Im vergangenen Schuljahr haben eine Reihe Schüler, die demnächst Abitur machen, an Seminaren der "Deutschen Schülerakademie", der "Sommerschool der Konrad-Adenauer-Stiftung" und der "Young Leaders Akademie" teilgenommen. Magnus zum Beispiel "opfert" eine Ferienwoche, um mehr über die politischen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland zu erfahren. "Wir hatten vorrangig amerikanische Referenten, es waren aber auch Jugendliche dabei, die schon mal ein Jahr in den USA waren. Es ging viel um die Präsidentschaftswahlen, aber auch um den Umgang mit Attentaten und um Rassismus. Es war interessant, Themen mal aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet zu sehen." Nina hat 16 Tage Schülerakademie genutzt, um viel über "Seuchen und Epidemien" zu lernen. Ein Mediziner und ein Mathematiker hätten das Thema, das sie sich aus mehreren Möglichkeiten aussuchte, behandelt. "Ich habe gemerkt, dass die Motivation eine ganz andere ist, wenn man etwas freiwillig macht", sagt Nina. Zwar habe sie nicht vor, Medizin zu studieren, aber vielleicht Medizintechnik oder Maschinenbau.

Elias war in den Osterferien eine Woche in Straßburg und Berlin, um Vorträge über die Bundeswehr, Ethik und Religionen zu hören - und an Diskussionen teilzunehmen. Auch ein Mimik-Resonanz-Kursus stand auf dem Programm, zu guter letzt wirkte er dabei mit, einen Film zu produzieren. Felix wiederum hat an der Nimweger Radboud-Universität Vorlesungen in Astrophysik besucht - immerhin hat er Physik Leistung. Die Funktionsweise von optischen und Radioteleskopen ist ihm jetzt verständlicher, und er kann sich mehr unter kosmischer Strahlung und schwarzen Löchern vorstellen. Viele der Angebot fanden auf Englisch statt, was laut Felix "ziemlich gut ging". "Man wundert sich, wie viel man versteht, wenn man sich nicht daran stört, einzelne Begriffe mal nicht zu kennen", sagt er.

Das hört Thorsten Kattelans gerne. Schließlich möchte die Schule die Studierfähigkeit der jungen Leute herbeiführen - und im Grenzgebiet sind Universitäten in den Niederlanden, an denen meist Englisch gesprochen wird (wie ja auch an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve), für Abiturienten interessant.

(RP)
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