Geldern Bauprojekt "Alte Polizei" gescheitert

Geldern · Die Fläche gegenüber dem Gelderner Landratsamt wird noch länger vor sich hingammeln. Denn die Pläne für eine Caritas-Einrichtung mit Tagespflege und barrierefreie Wohnungen sind vom Tisch. Die SPD ist sauer auf die Bauherrengruppe.

 In der Computeranimation war das neue Caritas-Gebäude schon fertig. Daraus wird nun nichts.

In der Computeranimation war das neue Caritas-Gebäude schon fertig. Daraus wird nun nichts.

Foto: Architekt

Seit sechs Jahren tut sich nichts an der alten Polizei in Geldern. Oder besser gesagt: fast nichts. Denn immerhin ist die Polizeistation vor circa einem Jahr abgerissen worden. Doch die Hoffnung auf eine hochwertige Bebauung, die sich Politik und Verwaltung an dieser Stelle wünschen, sind Schnee von gestern. Die Pläne für eine Caritas-Einrichtung mit einem Dutzend Tagespflegeplätzen und 30 bis 40 kleineren, barrierefreien und seniorengerechten Wohnungen sind vom Tisch. Bürgermeister Sven Kaiser hatte bereits in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung das Projekt als geplatzt bezeichnet. Eine Mitteilung, die bei den anwesenden Politikern nicht gerade auf Begeisterung stieß.

"Ja, es stimmt: Wir sind in beiderseitigem Einvernehmen aus dem Projekt ausgestiegen", erklärt jetzt Tobias Kleinebrahm auf Anfrage der Redaktion. Der Sprecher des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer gibt unverblümt zu, dass das Projekt in Verbindung mit dem bereits bestehenden Adelheid-Haus eine tolle Lösung gewesen wäre. Weiter ins Detail geht Kleinebrahm nicht. Fakt ist hingegen, dass die Caritas die circa zehn bis zwölf Plätze für die Tagespflege trotzdem schnellstmöglich realisieren möchte. Dazu habe man sich für einen alternativen Standort an der Ecke Mühlenweg/Burgstraße entschieden. Das dortige Gebäude, in dem früher die Erziehungsberatungsstelle der Caritas zuhause war, gehört dem Sozialverband sowieso. Derzeit ist es aber noch an die Familienbildungsstätte untervermietet.

Woran das Projekt letztendlich gescheitert ist, weiß auch Gelderns Bürgermeister nicht. "Wir werden aber jetzt unverzüglich auf ein Gespräch mit den Investoren drängen, weil sich schon viele Leute fragen, wann es dort endlich los geht", erklärt Sven Kaiser. Er verweist auf eine gültige Baugenehmigung für das Vorhaben, das er sehr gerne realisiert sähe. "Wir könnten eine solche Einrichtung sehr gut gebrauchen - egal, ob die Caritas dort mietet oder ein anderer Betreiber Interesse zeigt", will Kaiser offenbar Druck machen.

Druck, den seinerseits schon die SPD auf den CDU-Bürgermeister ausübt. In einem Statement von SPD-Fraktionsvorsitzendem Hejo Eicker heißt es: "Ich möchte Sie beziehungsweise die Verwaltung dringend auffordern, alle ihre zur Verfügung stehenden formellen und informellen Möglichkeiten zu nutzen und die Bauherrengruppe nachdrücklich aufzufordern, im Sinne des Bebauungsplanes und der vom Planungsausschuss geäußerten gestalterischen Erwartungen endlich das Grundstück zu nutzen und zu bebauen." Und dann bekommen auch die Investoren ihr Fett weg: "Dass das lange Zuwarten der Gruppe das Caritas-Projekt zunichte gemacht hat, ist umso ärgerlicher und für die Stadtentwicklung unbefriedigender, als kleine, barrierefrei Wohnungen in Geldern dringend benötigt werden. Wir hoffen sehr, dass der Bauherrengruppe die Folgen des Stillstands für die Stadtentwicklung bewusst sind und dass sie in der Lage ist, die gestalterischen Anforderungen dieses speziellen Standortes zu meistern."

Mit den Äußerungen Eickers konfrontiert, antwortet für die Investorengemeinschaft deren Mitglied Stefan Boßmann. "Aktuell prüfen wir alternative Nutzungsmöglichkeiten für das Grundstück, das aufgrund seiner guten Verkehrsanbindung und Nähe zur Innenstadt ein attraktiver Standort ist. Hierzu werden wir auch das Gespräch mit der Stadt Geldern suchen." Der Kevelaerer Steuerberater begründet die "einvernehmliche Auflösung des Mietvertrages" mit der Caritas mit dem Wunsch des Verbandes, für die Tagespflegeeinrichtung einen besseren Standort als an der alten Polizei gefunden zu haben. Außerdem hätte nach seiner Aussage längst mit dem Bau begonnen werden können: "Die Verschiebung des geplanten Baubeginns war in veränderten Rahmenbedingungen für die Förderung energieeffizienter Bauprojekte begründet. Unabhängig davon hätte der Baubeginn kurzfristig erfolgen können, die Planungen waren abgeschlossen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort